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Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)

Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)

Titel: Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Lorello
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auf der Leinwand die Besucher bat, ihre Handys auszustellen.
    »Meinst du, sie sind mit anderen verheiratet?«, flüsterte ich zurück.
    »Meinst du, sie denken dasselbe über uns?«
    »Eher nicht, weil wir sitzen, wo wir sitzen.«
    Er lächelte. Mann, sogar in der Dunkelheit des Kinos funkelten seine Augen.
    Und dann konnte ich feststellen, dass Devin im Kino sehr gesprächig war. Er redete nicht nur über das, was sich auf der Leinwand abspielte, sondern auch über das ganz normale Leben. Als Matt Damon zum Beispiel durch einen Flur kroch, erzählte er mir, dass es dort aussah wie in einem Gebäude in New York, das einem seiner Klientinnen gehörte und in dem sie einmal Verstecken mit ihm gespielt hatte. Normalerweise hätte ich ihm gesagt, er solle die Klappe halten, oder ihm einen Twizzler-Riegel in den Mund gestopft, und wenn es meine erste Verabredung mit ihm gewesen wäre, hätte ich mir geschworen, dass es nicht zu einer zweiten kommen würde. Aber er laberte immer weiter, und ich saß nur da und dachte:
Bitte leg deine Hand auf mein Knie, bitte leg deine Hand auf mein Knie, bitte leg deine Hand auf mein Knie
.
    Ich fröstelte und verschränkte die Arme, die Klimaanlage war wohl auf Tundra gestellt.
    »Frierst du?«, fragte er mich. Jetzt flüsterte er nicht mehr.
    »Ich spüre meine Zehen nicht mehr.«
    Er setzte sich jetzt so, dass er mich ansehen konnte, und beugte sich ungelenk vor, umarmte mich – für den Bruchteil einer Sekunde dachte ich, er wollte mit mir schlafen – und rieb meine Arme ab, um mich zu wärmen. Er versperrte mir nicht nur die Sicht auf die Leinwand, meine Körpertemperatur schnellte auch in Sekunden von minus dreihundert auf plus sechzig Grad hoch. Das war die Wirkung seiner Hände auf meiner Haut.
    Ich wand mich. »Dev, ich kann nichts sehen.«
    Er hörte auf und lehnte sich in seinem Sitz zurück. »Tut mir leid«, sagte er. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er blicklos auf die Leinwand starrte, es sah so aus, als würde er sich selbst genauso ausschimpfen, wie ich es oft tat.
    »Eigentlich wollte ich sagen: Vielen Dank«, meinte ich. Er nickte. War er wirklich verlegen?
    Als der Film zu Ende war und die Lichter angingen, stand ich auf, reckte mich und sah mich um. Das Pärchen hinter uns war gegangen, ich fragte mich, wann das gewesen sein mochte. Der Mann vor uns stand auf und ging hinaus. Devin blieb sitzen.
    »Siehst du dir gerne den Nachspann an?«, fragte ich ihn.
    »Die Leute haben hart dafür gearbeitet, dass ihre Namen hier über die Leinwand flackern. Das sind wir ihnen schuldig.«
    »Einmal wurde ein Song von meinem Bruder Joey in einem Film gespielt.«
    Devin machte große Augen. »Wirklich? In welchem Film?«
    »So ’ne Art unabhängiger Film«, antwortete ich. »In der Art von
Die Sopranos
treffen auf
Harry und Sally
. Ein Mann und eine Frau aus befeindeten Familien freunden sich an, bla bla bla. Joeys Song wurde gespielt, als der pöbelnde Vater den Freund vermöbelt hat. Ironischerweise heißt der Song
Peace in the Valley
. Ein jazziges Instrumentalstück.«
    »Hört sich cool an.«
    Nach dem Abspann gingen wir aus dem Kino und blinzelten im Sonnenlicht. Ich ließ mich wieder aufwärmen, setzte die Sonnenbrille auf und sah mich um.
    »Mein Gott, ich bin seit Jahren nicht mehr hier gewesen«, sagte ich und meinte damit Downtown-Huntington. »Mehr als zehn Jahre, wahrscheinlich sogar fünfzehn.«
    »Ich auch nicht«, sagte er. Er trug Ray Bans für zweihundert Dollar. »Wollen wir ein bisschen rumlaufen? Uns ansehen, was sich verändert hat?«
    Wir schlenderten durch das Zentrum und zeigten uns die Bars und Clubs, in die wir mit gefälschten Ausweisen gekommen waren, die zugenagelten Spelunken, in denen meine Brüder gespielt hatten, und das Gebäude, wo früher der Schuhladengewesen war, in dem meine Mutter uns diese Buster Browns, richtige Streberschuhe, gekauft hatte. Als wir uns auf einer Nebenstraße dem Parkplatz näherten, sagte Devin: »Das hat Spaß gemacht.«
    Was zum Teufel meinte er damit?
Es macht Spaß, Zeit mit dir zu verbringen, weil du es bist und ich dich sehr mag, mehr als nur eine Freundin,
oder
es macht Spaß, weil es ein schöner Tag ist und ich als beschissener Callboy über meinen Tag bestimmen kann und ganz viel Geld verdiene,
oder
es macht Spaß, weil du meine Freundin bist und Freunde solche Sachen an einem Sommertag tun
?
    Diesmal beschloss ich, genauer nachzufragen: »Wie meinst du das?«
    Die Frage schien ihn zu verwundern: »Es

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