Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)
geht es dir doch gut«, sagte ich. »Ich hab dich bei der Arbeit gesehen. Du kannst es mit jeder aufnehmen, ob sie nun an der Uni oder in einer Werbeagentur arbeiten. Ich habe gesehen, wie du deine geschäftlichen Visitenkarten ohne jede Scham verteilst. Du machst immer eine gute Figur.«
»Ich habe viel Selbstvertrauen.«
»Und soziale Unterstützung …«, murmelte ich.
Devin runzelte die Stirn. »Was soll das denn jetzt schon wieder heißen?«
»Es ist nicht fair«, sagte ich.
»Was ist nicht fair?«
»Männer sind Callboys, aber Frauen sind Nutten«, regte ich mich auf. »Männer sind Hengste, aber Frauen sind Schlampen. Wenn sie Ehebruch begehen, werden Männer freigesprochen, aber Frauen werden zu Tode gesteinigt. Männer sind Erzeuger, Frauen sind Gebrauchtware. Die Gesellschaft lässt Frauen für ihre Sexualität büßen, egal ob sie verheiratet oder alleinstehend sind, ob sie Mütter sind oder – Gott hilf ihnen – kinderlos, ob sie verliebt sind oder nicht. Jungfrau zu sein, ist auch ein doppelseitiges Schwert. Der Mann ist ein Held, wenn er seine Unschuld verliert, eine Frau wird einfach nur entjungfert. Mann, komm schon! Wir stehen unter einen ziemlichen Druck, unsere Jungfräulichkeit zu verlieren, aber wenn wir sie verloren haben, sollen wir immer noch so tun, als wären wir unberührbar. Wenn wir sie aber bewahren, werden wir als prüde angesehen, als rigide oder einfach nur als Freaks. Und dürfen auch wieder nicht angefasst werden. Hast du dir jemals die
Seinfeld
-Episode angesehen, in der Jerry mit der Jungfrau ausgeht? Sie haben sie so schüchtern dargestellt wie nur irgend möglich und ihr auch noch das Etikett aufgedrückt:
die Jungfrau Marla.
Mehr kann man Jungfrauen nicht ächten, oder?«
Er starrte in seine leere Kaffeetasse, dann sah er mich an.
»Was willst du mir eigentlich sagen?«
»Ich will eigentlich nur, dass du zugibst, dass du es dir machen lässt. Niemand spricht von dir als von einem Prostituierten. Du musst dir noch nicht einmal Sorgen machen, verhaftet zu werden.«
»Ja, weil ich mit diesen Frauen nicht bis zum Ende gehe.«
»Ach, komm schon, Dev!«, provozierte ich ihn. »Nur weil du stattdessen einen Vibrator benutzt? Clinton hat man seine Definition von Sex auch nicht abgekauft.«
Er grinste. Aber ich machte weiter, auch wenn es mir keinen Spaß machte.
»Und ich habe noch nicht einmal angefangen von Herrschaftsverhältnissen und Missbrauch zu reden. Du musst dir keine Sorgen darüber machen, dass du verprügelt oder wegen der geringsten Anzeichen von Orangenhaut oder grauen Haaren schräg angeguckt wirst.«
»Aber«, begann er sich zu verteidigen, »ich muss mir Sorgen machen über Frauen, die mich stalken oder belästigen, oder dass ich von irgendeinem Ehemann halb zu Tode geprügelt werde. Das ist mir schon zugestoßen. Weißt du eigentlich, dass du die Einzige bist, die je in meiner Wohnung war, seit ich mit dieser Arbeit begonnen habe? Seitdem bin ich zweimal umgezogen, und in den letzten zwei Jahren habe ich dreimal meine Telefonnummer geändert. Zum Teufel, ich heiße auch gar nicht Devin ….«
Bei dieser Beichte hob ich die Augenbrauen. »Nein?«, fragte ich verblüfft, aber seine Tirade war noch nicht zu Ende.
»Also, erzähl du mir nichts über Fairness. Jeder von uns hat sein Kreuz zu tragen.«
»Warum hörst du dann nicht auf?«
Er verdrehte die Augen. »Jetzt geht das schon wieder von vorne los …«
»Nein, es ist mir ernst. Wenn es so schlimm ist, warum hörst du dann nicht damit auf?«
»Weil ich meine Arbeit liebe.«
»Ach, stimmt ja«, begann ich sarkastisch. »Es geht ja um die Frauen. Du bist Kapitän Orgasmus, der uns vor dem Land der Vernachlässigung, dem Verlassenwerden, der Hässlichkeit und dem schlechten Sex rettet. Und dafür lässt du dir eine Menge Geld bezahlen! Weißt du, ich glaube langsam, du machst dir was vor, um vor dir selbst zu rechtfertigen, dass du vor einer ernsthaften Beziehung Angst hast.«
»Ach, glaubst du das.«
»Als Callboy wirst du zu aufregenden Verabredungen mitgenommen. Und da tauchst du auf, mit deinem billigen Lächeln und einem Anzug von Versace. Und in dem Moment, in dem sie dir nahekommen, ziehst du deinen kleinen Luxusarsch aus der Affäre. Nichts Verbindliches, keine Rosen am nächsten Tag, keine Anrufe. Man dringt nicht zu dir durch. Minimale Investition, minimales Risiko. Glaubst du denn tatsächlich, dass diese Frauen sich nicht in dich verlieben, nur weil du ihnen sagst, dass sie
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