Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre
Besonders
Höflichkeit. Wir hatten eine sehr weit gespannte Diskussion.
Wir haben jeder etwas vom anderen gelernt, so meine ich.« Sie lächelte und zuckte mit keinem Augenlid.
Oberstleutnant Evon Vorhalas blickte reichlich unbehaglich drein und sagte: »Ja, ich habe,.. etwas gelernt, was ich nie vergessen werde, Mylady.«
Vorkosigan fuhr mit der Vorstellung fort: »Oberstleutnant
Evon Vorhalas, Graf Carl, Leutnant Koudelka.«
Koudelka, beladen mit Arbeitsmaterial, war unsicher, ob er die Hände schütteln oder salutieren sollte, und so brachte er keines von beidem fertig, stattdessen fiel ihm alles auf den Boden. Das Bemühen der anderen, beim Aufheben zu helfen, hatte ein allgemeines Durcheinander zur Folge, und Koudelka lief rot an, während er sich nach seinen Sachen bückte.
Droushnakovi und er griffen zur gleichen Zeit nach seinem
Stock.
»Ich brauche Ihre Hilfe nicht, Fräulein«, fauchte Koudelka sie leise an, und sie prallte zurück und stellte sich steif hinter Cordelia.
Oberstleutnant Vorhalas reichte ihm einige Discs.
»Verzeihen Sie«, sagte Koudelka, »danke.«
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»Nichts zu danken, Leutnant. Ich bin selbst einmal beinahe von DisruptorFeuer getroffen worden. Das hat mir einen höllischen Schreck eingejagt. Sie sind ein Beispiel für uns alle.«
»Es… hat nicht wehgetan.«
Cordelia, die aus persönlicher Erfahrung wusste, dass dies eine Lüge war, blieb ruhig, denn sie war zufrieden. Die Gruppe trennte sich in verschiedene Richtungen. Cordelia machte bei Evon Vorhalas Halt.
»Es freut mich, dass ich Sie kennen gelernt habe,
Oberstleutnant. Ich prophezeie Ihnen, dass Sie es in Ihrer Karriere weit bringen werden – und nicht in Richtung der Insel Kyril.«
Vorhalas lächelte angespannt. »Ich glaube, auch Sie werden es weit bringen, Mylady.« Sie verabschiedeten sich mit einem vorsichtigen und höflichen Nicken, und Cordelia wandte sich um, nahm Vorkosigans Arm und folgte ihm zu seiner nächsten Aufgabe, mit Koudelka und Droushnakovi im Schlepptau.
Der Kaiser von Barrayar glitt eine Woche später in sein
endgültiges Koma, siechte aber noch eine weitere Woche
dahin. Eines Morgens wurden Aral und Cordelia in aller Frühe von einem besonderen Boten aus der Kaiserlichen Residenz aus dem Bett geholt mit den einfachen Worten: »Der Doktor denkt, es ist so weit, Exzellenz.« Sie kleideten sich hastig an und begleiteten den Boten in den schönen Raum, den Ezar für die letzten Monate seines Lebens ausgewählt hatte. Die wertvollen Antiquitäten waren von medizinischen Geräten von anderen Planeten in den Hintergrund gedrängt worden.
Der Raum war voller Menschen; den Ärzten des alten
Mannes, Vortala, Graf Piotr, die Prinzessin und Prinz Gregor, verschiedenen Ministern und einigen Männern vom Generalstab. Sie hielten eine stille Totenwache im Stehen, fast 397
eine Stunde lang, und dann kam über die reglose, verfallene Gestalt auf dem Bett fast unmerkbar eine tiefere Stille.
Cordelia dachte, welch schauerliche Szene dies für den Jungen sein musste, aber seine Anwesenheit schien aus zeremoniellen Gründen notwendig. Sehr leise wandten sie sich um, Vorkosigan zuerst, knieten vor Gregor nieder, legten ihre Hände in die seinen und erneuerten ihre Treueeide.
Auch Cordelia wurde von Vorkosigan angeleitet, vor dem
Jungen niederzuknien. Der Prinz – jetzt Kaiser – hatte das Haar seiner Mutter, aber haselnussbraune Augen wie Ezar und Serg, und Cordelia ertappte sich bei der Überlegung, wie viel von seinem Vater oder seinem Großvater in ihm verborgen sein mochte, dessen Ausdruck nur auf die Macht wartete, die mit dem entsprechenden Alter kommen würde. Trägst du einen Fluch in deinen Chromosomen, Kind?, ging es ihr durch den Kopf, als ihre Hände in die seinen gelegt wurde. Ob Fluch oder Segen, sie leistete ihm dennoch ihren Eid. Die Worte schienen ihre letzte Bindung an Kolonie Beta zu durchschneiden; sie löste sich mit einem ping! , das nur für Cordelia hörbar war.
Jetzt bin ich eine Barrayaranerin. Es war eine lange, sonderbare Reise gewesen, die begonnen hatte mit dem Anblick von einem Paar Stiefel im Schlamm und die jetzt endete in diesen unbefleckten Kinderhänden. Weiß du, Junge, dass ich half, deinen Vater zu töten? Wirst du das je erfahren?
Sie fragte sich, ob es Rücksichtnahme oder Versehen gewesen war, dass man nie von ihr verlangt hatte, Ezar Vorbarra den Eid zu leisten.
Von allen Anwesenden weinte nur Oberst Negri. Cordelia
nahm dies nur wahr, weil sie direkt
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