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Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre

Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre

Titel: Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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neben ihm stand, im
    dunkelsten Winkel des Raums, und sah, wie er zweimal sein
    Gesicht mit dem Rücken seiner Hand abwischte. Für einen
    Augenblick war sein Gesicht von Rot überzogen und tiefer
    gefurcht; als er vortrat, um seinen Eid zu leisten, zeigten seine Züge wieder ihre normale ausdruckslose Härte.
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    Die fünf Tage der Trauerzeremonien, die dann folgten,
    waren aufreibend für Cordelia, aber – zu dieser Einsicht kam sie – nicht so aufreibend wie die Feierlichkeiten für Kronprinz Serg, die zwei Wochen lang gedauert hatten, obwohl ein Leichnam als Mittelpunkt gefehlt hatte. Für die öffentliche Meinung war Prinz Serg den Tod eines heldenhaften Soldaten gestorben. Nach Cordelias Zählung kannten nur fünf Menschen die ganze Wahrheit über jenes raffinierte Attentat. Nein, nur vier, nun, da Ezar nicht mehr lebte. Vielleicht war das Grab der beste Verwahrungsort für Ezars Geheimnisse. Nun, die Qual des alten Mannes war vorüber, seine Zeit vorbei, seine Ära am Vergehen.
    Es gab keine eigentliche Krönung für den Knabenkaiser,
    stattdessen einige Tage, die überraschend geschäftsmäßig,
    wenn auch in eleganter Kleidung, wieder in den Kammern der Räte verbracht wurden, mit der Eidesleistung von Ministem, Grafen, einer Schar ihrer Angehörigen und allen anderen, die ihren Schwur nicht schon in Ezars Sterbezimmer getan hatten.
    Auch Vorkosigan wurden Eide geleistet, und je mehr es waren, umso schwerer schien die Last auf seinen Schultern zu werden, als ob jeder einzelne von ihnen ein messbares Gewicht hätte.
    Der Junge hielt sich gut, unter engem Beistand seiner
    Mutter. Kareen trug dafür Sorge, dass Gregors stundenweise Ruhepausen von den geschäftigen, ungeduldigen Männern respektiert wurden, die sich in der Hauptstadt versammelt hatten, um ihrer Verpflichtung nachzukommen. Die
    Merkwürdigkeit des barrayaranischen Regierungssystems mit
    all seinen ungeschriebenen Bräuchen drängte sich Cordelia
    nicht beim ersten Blick auf, sondern nach und nach. Und doch schien es irgendwie für die Leute hier zu funktionieren. Sie machten, dass es funktionierte. Durch So-tun-als-ob eine Regierung hervorbringen. Vielleicht sind alle Regierungsformen im Kern solche Fiktionen durch Konsens.
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    Nachdem die Flut der Zeremonien verebbt war, begann
    Cordelia endlich, ihre häusliche Routine im Palais Vorkosigan einzurichten. Allerdings gab es da nicht viel zu tun. An den meisten Tagen verließ Vorkosigan bei Morgengrauen das Haus, mit Koudelka im Schlepptau, und kehrte erst nach Einbruch der Dunkelheit zurück, nahm einen kalten Abendimbiss zu sich und schloss sich bis zur Bettzeit in der Bibliothek ein oder empfing dort irgendwelche Leute. Cordelia sagte sich, seine lange Arbeitszeit sei der Tribut an den Beginn seiner neuen Tätigkeit Er würde sich eingewöhnen und dann effizienter werden wenn nicht mehr alles zum ersten Mal getan würde. Sie erinnerte sich an ihr erstes Raumschiffkommando im Betanischen Astronomischen Erkundungsdienst – das war noch gar nicht so lange her – und an ihre ersten Monate von nervöser Überbereitschaft. Später waren die mühevoll erlernten Aufgaben erst automatisch, dann nahezu unbewusst geworden, und ihr Privatleben war wieder aufgetaucht. Genauso würde es mit Aral geschehen. Sie wartete geduldig und lächelte, wenn sie ihn sah.
    Außerdem hatte sie ja eine Aufgabe: die Schwangerschaft.
    Das war eine Aufgabe von nicht geringem Status, der
    Verhätschelung nach zu urteilen, die ihr von allen zuteil wurde, angefangen von Graf Piotr bis zur Küchenmagd, die ihr zwischendurch nahrhafte kleine Happen brachte. So viel Zuspruch hatte sie nicht einmal dann bekommen, wenn sie von einer einjährigen Erkundungsmission ohne einen einzigen Unfall zurückkam. Die Fortpflanzung schien hier viel begeisterter gefördert zu werden als auf Kolonie Beta.
    An einem Nachmittag lag sie nach dem Mittagessen mit den
    Füßen nach oben auf einem Sofa in einem schattigen Innenhof zwischen dem Haus und seinem rückwärtigen Garten und dachte über die verschiedenartigen Fortpflanzungsbräuche von Barrayar und Kolonie Beta nach. Den Fötus im Uterusreplikator, der künstlichen Gebärmutter, wachsen zu
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    lassen, war hier unbekannt. Auf Kolonie Beta waren
    Replikatoren die populärste Methode, gewählt im Verhältnis drei zu eins, aber eine große Minderheit hielt sich aufgrund behaupteter psychosozialer Vorteile an die altmodische natürliche Methode. Cordelia hatte nie Unterschiede zwischen

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