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Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre

Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre

Titel: Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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und wenn ich zu langsam aufwache, dann erinnere ich mich an den Traum. Ich erinnere mich dann an zu viel auf einmal, und mein Kopf – alles, was ich dann tun kann, ist mich 469
    auf die andere Seite zu rollen und zu weinen, bis ich anfangen kann, an etwas anderes zu denken. Graf Piotrs andere Leute –sie denken, ich sei verrückt, sie denken, ich sei dumm, sie wissen nicht, was ich da drinnen mit ihnen mache. Ich weiß nicht, was ich da drinnen mit ihnen mache.« Er rieb seine großen Hände in einer gequälten Bewegung über die kurz geschorenen Haare auf seinem Schädel. »Der vereidigte Gefolgsmann eines Grafen zu sein – das ist eine Ehre. Es gibt dafür nur zwanzig Posten. Sie nehmen die Besten, sie nehmen die tollen Helden, die Männer mit Tapferkeitsmedaillen, die Männer mit zwanzig Jahren Dienst und vollkommenem Leumund. Wenn das, was ich getan habe – in Escobar –, so schlimm war, warum hat dann der Admiral den Grafen veranlagst, mir einen Posten zu geben? Und wenn ich ein so toller Held war, warum haben sie mir dann meine Erinnerung daran genommen?« Sein Atem ging jetzt schneller, er pfiff durch seine langen gelben Zähne.
    »Wie weh tut Ihnen das jetzt? Wenn Sie versuchen, darüber
    zu sprechen?«
    »Ziemlich. Und es wird noch schlimmer werden.« Er schaute
    sie an, mit tiefen Falten auf der Stirn; »Ich muss darüber sprechen. Mit Ihnen. Es macht mich sonst…«
    Sie atmete bewusst ruhig und versuchte, mit ihrem ganzen
    Geist, ihrem ganzen Leib und ihrer ganzen Seele zuzuhören.
    Und achtsam. Ganz achtsam. »Fahren Sie fort.«
    »Ich habe… vier Bilder… in meinem Kopf, von Escobar.
    Vier Bilder, und ich kann sie nicht erklären. Mir selbst. Ein paar Minuten, von – drei Monaten? Oder vier? Sie alle quälen mich, aber eines quält mich am meisten. Darin kommen Sie vor«, fügte er abrupt hinzu und starrte auf den Boden. Beide Hände umklammerten jetzt die Bank, die Knöchel traten weiß hervor.
    »Ich verstehe. Fahren Sie fort.«
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    »Eines – das am wenigsten schlimme –, das war ein Streit.
    Prinz Serg war da und Admiral Vorrutyer, Graf Vorkosigan,
    und Admiral Rulf Vorhalas. Und ich war dabei. Außer dass ich keinerlei Kleider anhatte.«
    »Sind Sie sicher, dass das kein Traum ist?«
    »Nein, ich bin nicht sicher. Admiral Vorrutyer sagte …
    etwas sehr Beleidigendes zu Graf Vorkosigan. Er hatte Graf Vorkosigan gegen die Wand zurückgedrängt. Prinz Serg lachte.
    Dann küsste Vorrutyer ihn, voll auf den Mund, und Vorhalas versuchte, Vorrutyers Kopf wegzuschlagen, aber Graf Vorkosigan ließ ihn nicht. Und wie es dann weiterging, daran erinnere ich mich nicht.«
    »Hmm… ja«, sagte Cordelia. »Bei dieser Szene war ich
    nicht dabei, aber ich weiß, dass da im Oberkommando einige wirklich verrückte Dinge geschahen, als Vorrutyer und Serg es zum Äußersten trieben. Also ist das vermutlich eine echte Erinnerung. Ich könnte Aral fragen, falls Sie das wünschen.«
    »Nein! Nein. Dieses Bild kommt mir sowieso nicht so
    wichtig vor wie die anderen.«
    »Erzählen Sie mir dann die anderen.«
    Seine Stimme ging zu einem Flüstern über. »Ich erinnere
    mich an Elena. So hübsch. Ich habe nur zwei Bilder von Elena in meinem Kopf. In dem einen erinnere ich mich, wie Vorrutyer mich… nein, darüber will ich nicht reden.« Er hielt eine ganze Minute lang inne, und dabei wankte er leicht, vor und zurück. »Das andere… wir waren in meiner Kabine. Sie und ich. Sie war meine Frau …« Seine Stimme stockte. »Sie war nicht meine Frau, nicht wahr.« Das war nicht einmal eine Frage.
    »Nein. Aber Sie wissen das.«
    »Aber ich erinnere mich, dass ich glaubte, sie sei meine Frau.« Seine Hände drückten gegen seine Stirn und rieben seinen Hals, heftig und sinnlos.
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    »Sie war eine Kriegsgefangene«, sagte Cordelia. »Ihre
    Schönheit hatte Vorrutyers und Sergs Aufmerksamkeit auf sich gezogen, und sie fassten den Plan, sie zu foltern, ohne Grund –nicht wegen ihres militärischen Wissens, nicht einmal aus politischem Terrorismus –, nur zum Vergnügen dieser beiden.
    Sie wurde vergewaltigt. Aber das wissen Sie auch. Auf einer bestimmten Ebene.«
    »Ja«, flüsterte er.
    »Dass man ihr empfängnisverhütendes Implantat entfernte
    und Ihnen erlaubte – oder Sie zwang –, sie zu schwängern, war Teil der sadistischen Absicht von Vorrutyer und Serg. Der erste Teil. Sie lebten, Gott sei Dank, nicht lange genug, um zum zweiten Teil zu gelangen.«
    Er hatte seine Beine hochgezogen, und seine langen

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