Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre
dienstfreie Zeit in Vorkosigan Surleau, alte Uniformhosen und ein ziviles Hemd. Hinter ihm kam Koudelka, angespannt und unglücklich, in einer frischen
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schwarzen Arbeitsuniform mit den roten Leutnantsabzeichen
am Kragen. Er umklammerte seinen Stockdegen. Drou trat mit dem Rücken zur Wand und verschränkte die Arme.
»Leutnant Koudelka – so sagte er mir – will ein Geständnis ablegen. Er hofft auch, habe ich den Verdacht, auf
Absolution«, sagte Aral.
»Ich verdiene das nicht, Sir«, murmelte Koudelka. »Aber ich hielt es nicht mehr aus. Das muss heraus.« Er starrte auf den Boden und vermied die Blicke der anderen. Droushnakovi beobachtete ihn atemlos. Aral trat sachte zu Cordelia und setzte sich neben sie auf den Bettrand.
»Mach dich auf etwas gefasst«, murmelte er ihr aus dem
Mundwinkel zu. »Das hat mich überrascht.«
»Ich glaube, ich bin dir vielleicht ein bisschen voraus.«
»Das wäre nicht das erste Mal.« Er hob seine Stimme: »Los, Leutnant. Das wird nicht leichter, wenn Sie es in die Länge ziehen.«
»Drou – Lady Droushnakovi – ich bin gekommen, um mich
zu stellen. Und um Verzeihung zu bitten. Nein, das klingt
trivial, und glauben Sie mir, ich halte es nicht für trivial. Sie verdienen mehr als nur eine Entschuldigung, ich schulde Ihnen Sühne. Was immer Sie wollen. Aber es tut mir Leid, so Leid, dass ich Sie vergewaltigt habe.«
Droushnakovis Mund blieb volle drei Sekunden offen
stehen, dann klappte sie ihn so fest zu, dass Cordelia hören konnte, wie ihr Zähne klickten. »Was?! «
Koudelka zuckte zusammen, blickte aber nicht auf. »Tut mir Leid… tut mir Leid«, murmelte er.
»Du! – Denkst! – Du! – Hast! – Was!?«, keuchte
Droushnakovi entsetzt und empört. »Du denkst, du könntest –
oh!« Sie stand nun starr, mit geballten Fäusten und schnell atmend. »Kou, du Esel! Du Idiot! Du Trottel! Du … du …
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du…«, sprudelte sie heraus. Sie zitterte am ganzen Körper.
Cordelia beobachtete sie voller Faszination. Aral rieb
nachdenklich seine Lippen.
Droushnakovi ging hinüber zu Koudelka und schlug ihm den
Stockdegen aus der Hand. Kou fiel fast zu Boden, mit einem überraschten »Häh?«, und griff nach dem Stock, doch er verfehlte ihn, und die Waffe klapperte über den Boden.
Drou knallte Koudelka geschickt gegen die Wand und
lahmte ihn mit einem Nervenstoß, indem sie ihm ihre Finger in den Solarplexus presste. Ihm stockte der Atem.
»Du Flasche. Du meinst, du könntest ohne meine Erlaubnis Hand an mich legen? Oh! Was bist du doch für ein… für ein…
ein…»Ihre Worte der Verblüffung gingen in einen Schrei der Empörung, direkt neben seinem Ohr. Koudelka zuckte
zusammen.
»Bitte beschädigen Sie nicht meinen Sekretär, Drou, die
Reparaturen sind teuer«, sagte Aral sanft.
»Oh!« Sie drehte sich rasch um und gab Koudelka frei. Er
taumelte und fiel auf die Knie. Mit den Händen vor dem
Gesicht stürmte Droushnakovi aus dem Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu. Erst jetzt begann sie zu schluchzen, laut und vernehmlich, als sie den Korridor entlangstapfte. Eine andere Tür wurde zugeschlagen. Dann herrschte Schweigen.
»Tut mir Leid, Kou«, sagte Aral in die lang anhaltende
Stille, »aber es sieht nicht so aus, als hielte Ihre Selbstanklage vor Gericht stand.«
»Ich versteh das nicht!« Kou schüttelte den Kopf, dann
krabbelte er zu seinem Stockdegen und kam sehr wackelig auf die Beine. »Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie beide über das sprechen, was sich zwischen Ihnen in der Nacht des Soltoxin-Attentats ereignet hat?«, fragte Cordelia.
»Ja, Mylady. Ich saß noch in der Bibliothek. Konnte nicht
schlafen und dachte, ich müsste noch einmal ein paar Zahlen 552
durchgehen. Sie kam herein. Wir saßen, unterhielten uns…
Plötzlich merkte ich, dass ich… na ja, es war das erste Mal, dass ich funktionierte, seit ich von dem Nervendisruptor getroffen worden war. Ich dachte, es könnte wieder ein Jahr dauern, bis… oder nie wieder… – ich geriet in Panik, ich geriet einfach in Panik. Ich … an … ich nahm sie… auf der Stelle.
Fragte sie nicht, sagte kein einziges Wort. Und dann kam der Knall von oben, und wir beide rannten in den Hintergarten hinaus und… sie klagte mich nicht an, am nächsten Tag. Ich wartete und wartete.«
»Aber wenn er sie nicht vergewaltigt hat, warum ist sie dann eben so wütend geworden?«, fragte Aral seine Frau.
»Aber sie war böse auf mich«, sagte Koudelka. »Wie sie
mich in
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