Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre

Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre

Titel: Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
Vom Netzwerk:
diesen letzten drei Wochen angeschaut hat…«
    »Die Blicke waren Angst, Kou«, erklärte Cordelia ihm. »Ja, das dachte ich auch.«
    »Weil sie Angst hatte, dass sie schwanger war, nicht weil sie etwa Angst vor Ihnen hatte«, stellte Cordelia klar.
    »Oh.« Koudelkas Stimme wurde schwach.
    »Sie ist es nicht, die sich ergeben hat.« (Koudelka
    wiederholte sich mit einem weiteren schwachen »Oh«.) »Aber sie ist jetzt böse auf Sie, und ich kann es ihr nicht verübeln.«
    »Aber wenn sie nicht meint, dass ich – welchen Grund hat
    sie?«
    »Sie begreifen es nicht?« Sie blickte mit gerunzelter Stirn zu Aral. »Du auch nicht?«
    »Nun ja…«
    »Weil Sie sie gerade beleidigt haben. Kou. Nicht damals,
    sondern gerade eben, in diesem Zimmer. Und nicht nur
    dadurch, dass Sie ihre Tüchtigkeit im Zweikampf
    geringschätzig behandelt haben. Was Sie eben gesagt haben, hat ihr zum ersten Mal enthüllt, wie sehr Sie in jener Nacht mit 553
    sich selbst beschäftigt waren, dass Sie sie gar nicht wahrgenommen haben, Schlimm, Kou. Sehr schlimm. Sie müssen sie ganz tief um Verzeihung bitten. Hier war sie und gab sich als Barrayaranerin Ihnen ganz, und Sie schätzten das, was sie tat, so gering ein, dass Sie es gar nicht wahrnahmen.«
    Sein Kopf hob sich mit einem Ruck. »Gab mir? Wie ein
    Almosen?«
    »Mehr wie ein Geschenk der Götter«, murmelte Aral, der
    sich seine eigenen Gedanken machte.
    »Ich bin doch kein …« Koudelkas Kopf dreht sich in
    Richtung auf die Tür. »Meinen Sie, dass ich hinter ihr
    herrennen soll?«
    »Kriechen, sogar, wenn ich Sie wäre«, empfahl Aral.
    »Kriechen Sie schnell. Schlüpfen Sie unter ihrer Tür durch und ergeben Sie sich. Lassen Sie sie auf Ihnen herumtrampeln, bis ihr Zorn ganz und gar verraucht ist. Dann bitten Sie erneut um Verzeihung. Sie können die Situation noch retten.« Arals Augen leuchteten jetzt mit offensichtlichem Vergnügen.
    »Wie nennen Sie das? Totale Kapitulation?«, sagte Koudelka ungehalten.
    »Nein. Ich nenne es gewinnen.« Arals Stimme wurde eine
    Nuance kühler. »Ich habe gesehen, wie der Krieg zwischen
    Mann und Frau zu Heldentaten der verbrannten Erde
    herabsinken kann. Scheiterhaufen des Stolzes. Sie wollen nicht diesen Weg gehen, das garantiere ich.«
    »Sie sind – Mylady! Sie lachen über mich! Hören Sie auf!«
    »Dann hören Sie damit auf, sich lächerlich zu machen«,
    sagte Cordelia energisch. »Setzen Sie sich Ihren Kopf dorthin, wo er hingehört. Denken Sie mal sechzig aufeinander folgende Sekunden an jemand anderen als sich selbst.«
    »Mylady. Mylord.« Seine Zähne waren jetzt in erstarrter
    Würde zusammengebissen. Er verabschiedete sich geschlagen.
554
    Aber im Korridor ging er in die falsche Richtung, nicht
    dorthin, wohin Droushnakovi geflohen war.
    Aral schüttelte hilflos den Kopf, während Koudelkas Schritte draußen verklangen. Er zischte leise.
    Cordelia knuffte ihn sanft in den Arm. »Hör damit auf! Für die beiden ist es nicht spaßig.« Ihre Blicke trafen sich: Sie kicherte, dann hielt sie ihren Atem an: »Gütiger Himmel, ich glaube, er wollte ein Vergewaltiger sein. Seltsamer Ehrgeiz.
    War er zu viel mit Bothari zusammen?«
    Dieser etwas makabre Witz ernüchterte sie beide. Aral sah
    nachdenklich aus: »Ich glaube … Kou schmeichelte seinen
    Selbstzweifeln. Aber seine Reue war aufrichtig.«
    »Aufrichtig, aber ein bisschen selbstgefällig. Ich denke, wir haben vielleicht seine Selbstzweifel lange genug gehätschelt.
    Vielleicht ist es Zeit, ihn mal in den Hintern zu treten.«
    Arals Schultern fielen müde zusammen. »Er steht in ihrer
    Schuld, ohne Zweifel. Aber was soll ich ihm denn befehlen? Es ist wertlos, wenn er es nicht freiwillig tut.«
    Cordelia brummte zustimmend.
    Erst beim Mittagessen bemerkte Cordelia, dass in ihrer
    kleinen Welt etwas fehlte.
    »Wo ist der Graf?«, fragte sie Aral, als sie sahen, dass Piotrs Haushälterin den Tisch nur für zwei gedeckte hatte, in einem Esszimmer an der Wasserseite, von wo aus man eine Aussicht auf den See hatte. An diesem Tag war es nicht richtig warm geworden. Der Morgennebel war nur aufgestiegen, um zu niedrig dahintreibenden grauen Wolkenfetzen zu werden; es war windig und kühl. Cordelia hatte eine alte schwarze Arbeitsjacke von Aral über ihre geblümte Bluse angezogen.
    »Ich dachte, er sei in die Ställe gegangen. Um mit seinem
    neuen Dressurkandidaten zu trainieren«, sagte Aral, der
555
    ebenfalls mit Unbehagen auf den Tisch blickte. »Jedenfalls hat er zu mir gesagt, dass

Weitere Kostenlose Bücher