Vorkosigan 07 Cetaganda
barrayaranischen Botschaft zu eskortieren. Miles warf sich in die Polster, grinste gequält und atmete flach.
Ivan beäugte seinen zitternden Cousin, schälte sich aus seiner Jacke und hängte sie um Miles' Schultern. Miles ließ ihn gewähren.
»Also gut, schauen wir uns mal die Schäden an«, forderte Ivan. Er hob eine von Miles'
Fersen auf sein Knie und rollte das Hosenbein hoch. »Verdammt, das muß ja ganz schön weh tun.«
»Stimmt«, flüsterte Miles.
»Allerdings kann es sich dabei wohl kaum um einen Mordanschlag gehandelt haben«, sagte Vorob'yev, preßte die Lippen zusammen und überlegte.
»Nein«, pflichtete Miles ihm bei.
»Bernaux sagte mir, er habe die Skulptur von seinen eigenen Sicherheitsleuten untersuchen lassen bevor sie aufgestellt wurde. Sie haben natürlich nach Bomben und Wanzen gesucht, aber sie haben si e freigegeben.«
»Ganz gewiß. Das hätte ja niemanden verletzen können. Nur bei mir ...«
Vorob'yev folgte Miles' Überlegungen mühelos.
»Eine Falle?«
»Schrecklich umständlich, wenn es das tatsächlich gewesen sein sollte«, bemerkte Ivan.
»Ich bin mir ... nicht sicher«, sagte Miles. Es soll wohl so sein, daß ich nicht sicher bin. Das ist ja das Schöne daran. »Die Vorbereitungen müssen Tage, vielleicht Wochen gedauert haben. Wir wußten erst vor zwei Wochen, daß wir hierherkommen würden. Wann traf die Skulptur in der Botschaft von Marilac ein?«
»Gestern abend, nach Bernaux' Worten«, antwortete Vorob'yev.
»Noch vor unserer Ankunft.« Vor unserer kleinen Begegnung mit denn Mann ohne Augenbrauen. Es kann doch da unmöglich eine Verbindung geben - oder? »Wie lange waren wir schon für diese Party eingeplant?«
»Die Botschaft hat die Einladungen vor etwa drei Tagen ausgegeben«, sagte Vorob'yev.
»Für eine Verschwörung ist das Timing arg eng«, stellte Ivan fest.
Vorob'yev dachte darüber nach. »Ich glaube, ich muß Ihnen zustimmen, Lord Vorpatril.
Sollen wir das Ganze dann als unglücklichen Unfall abhaken?«
»Vorläufig«, sagte Miles. Das war kein Unfall. Man hat mir aufgelauert. Mir persönlich. Wenn die Eröffnungssalve einschlägt, dann weiß man, es ist Krieg.
Außer, daß man gewöhnlich wußte, warum ein Krieg erklärt worden war. Es war ganz schön, zu schwören, daß man sich nicht wieder überraschen las sen würde, aber wer war hier der Feind?
Lord Yenaro, ich wette, Sie veranstalten eine faszinierende Party. Um nichts auf der Welt würde ich sie versäumen.
KAPITEL 3
Der korrekte Name für die kaiserliche Residenz von Cetaganda ist >Der Himmlische Garten<«, sagte Vorob'yev, »aber alle Galaktiker nennen sie einfach Xanadu. Sie werden gleich sehen, warum. Duvi, fliegen Sie so an, damit man alles schön sehen kann.«
»Jawohl, Mylord«, erwiderte der junge Sergeant am Steuer und änderte das Programm. Der Luftwagen der Botschaft von Barrayar leite sich in eine Kurve und schoß durch einen schimmernden Stalagmitenwald von Stadttürmen.
»Sachte, sachte, wenn ich bitten darf, Duvi. Mein Magen, zu dieser Morgenstunde...«
»Jawohl, Mylord.« Reuig verlangsamte der Sergeant den Flug. Sie gingen tiefer, umrundeten ein Gebäude, das nach Miles' Schätzung einen ganzen Kilometer hoch gewesen sein mußte, und stiegen wieder auf. Der Horizont sank weg.
»Brr«, rief Ivan. »Das ist ja die größte Energiekuppel, die ich je gesehen habe. Ich wußte nicht, daß man sie so weit ausdehnen kann.«
»Sie verbraucht die Leistung eines ganzen Kraftwerks«, erklärte Vorob'yev, »allein für die Kuppel. Und eines weiteren für das Innere.«
Eine abgeplattete opaleszierende Halbkugel von etwa sechs Kilometern Durchmesser reflektierte die Vormittagssonne von Eta Ceta. Sie lag in der Mitte der Stadt wie ein riesiges Ei in einer Schüssel, wie eine unschätzbar kostbare Perle. Sie war zunächst von einem Park voller Bäume umgeben, der etwa einen Kilometer breit war, dann kam eine silbern glänzende Ringstraße, ein weiterer Park und schließlich eine gewöhnliche Straße, auf der dichter Verkehr herrschte. Von ihr gingen wie die Speichen eines Rades acht breite Boulevards aus und zentrierten die Stadt. Zentrierten das ganze Universum, war Miles'
Eindruck. Diese Wirkung war zweifellos beabsichtigt.
»Die heutige Zeremonie ist gewissermaßen eine Kleiderprobe für die endgültige Feierlichkeit in anderthalb Wochen«, fuhr Vorob'yev fort, »da absolut jedermann anwesend sein wird, Ghem -Lords, Haud-Lords, Galaktiker und so weiter. Es wird
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