Vorkosigan 13 Komarr
wieder Ekaterins Herzschläge, eins, zwei, drei…
O Mylady, kann ich jemals erreichen, dass Sie ohne Drogen glücklich aussehen? Doch von unmittelbarerer 368
Wichtigkeit war: Konnte sie ihm verzeihen, dass er bei der Befragung zugegen gewesen war?
»Was für eine äußerst seltsame Erfahrung«, sagte
Madame Vorsoisson in neutralem Ton. Ihre Stimme klang heiser.
»Es war eine gut geführte Befragung«, sagte Miles aufs Geratewohl in den Raum. »Wenn man alles bedenkt. Ich habe schon … viel schlimmere erlebt.«
Tuomonen warf ihm einen ungerührten Blick zu und
wandte sich dann an Ekaterin. »Danke, Madame Vorsoisson, für Ihre Kooperation. Dieses Gespräch war für unsere Ermittlungen sehr nützlich.«
»Sagen Sie den Ermittlungen, es sei gern geschehen.«
Miles war sich nicht sicher, wie er das interpretieren sollte. Stattdessen sagte er zu Tuomonen: »Damit ist doch die Sache für sie beendet, nicht wahr?«
Tuomonen zögerte. Offensichtlich versuchte er herauszufinden, ob dies eine Frage oder ein Befehl war. »Ich hoffe es, Mylord.«
Ekaterin schaute zu Miles hinüber. »Es tut mir Leid wegen der Koffer, Lord Vorkosigan. Ich habe nicht daran gedacht, wie das aussehen könnte.«
»Nein, warum sollten Sie auch?« Er hoffte, dass seine Stimme nicht so hohl klang, wie es ihm vorkam.
»Ich schlage Ihnen vor, dass Sie sich eine Weile ausruhen, Madame Vorsoisson, ich bitte Sie sogar darum«, sagte Tuomonen zu Ekaterin. »Meine MedTech wird noch eine halbe Stunde bei Ihnen bleiben, um sicherzugehen, dass Sie sich ganz erholt haben und keine weiteren
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Reaktionen auf die Droge erleben.«
»Ja, ich … das wäre wahrscheinlich klug, Hauptmann.«
Sie erhob sich mit wackligen Beinen; die Sanitäterin kam ihr zu Hilfe und begleitete sie in ihr Schlafzimmer.
Tuomonen schaltete seinen Vid-Rekorder ab. »Tut mir Leid wegen der letzten Fragen, Mylord Auditor«, sagte er schroff. »Es war nicht meine Absicht, Sie oder Madame Vorsoisson zu beleidigen.«
»Ja, schon gut… machen Sie sich darüber keine Gedanken. Was steht als Nächstes an, vom Standpunkt des KBS
ausgesehen?«
Tuomonen runzelte die müde Stirn. »Ich bin mir nicht sicher. Ich wollte sicherstellen, dass ich diese Vernehmung selbst führte. Oberst Gibbs hat in den Terraforming-Büros alles in der Hand, und Major D’Emorie hat sich noch nicht mit irgendwelchen Beschwerden von der Versuchsstation gemeldet. Was wir als Nächstes brauchen, ist, dass die Feldagenten Soudha und seine Kumpane schnappen.«
»Ich kann nicht an allen drei Orten zugleich sein«, sagte Miles schweren Herzens. »Ausgenommen, es kommt zu
einer Verhaftung … der Professor ist unterwegs und hat den Vorteil, dass er eine ganze Nacht schlafen konnte. Sie konnten das nicht, glaube ich. Mein Feldinstinkt sagt mir, dies sei der Augenblick, sich eine Weile aufs Ohr zu legen.
Muss ich das zu einem Befehl machen?«
»Nein«, beruhigte ihn Tuomonen ernsthaft. »Sie haben Ihren Armbandkommunikator, ich habe den meinen… die Einsatzgruppe hat unsere Nummern und den Befehl, zu melden, wenn es etwas Neues gibt. Ich bin froh, wenn ich 370
zu einer Mahlzeit nach Hause gehen kann, selbst wenn es sich um das Essen von gestern Abend handelt. Und dann will ich duschen.« Er rieb sich über sein stoppeliges Kinn.
Schließlich packte er den Rekorder ein, verabschiedete sich von Miles und ging hinaus, um sich mit seinen
Wachen zu besprechen. Hoffentlich, dachte Miles, würde er sie davon unterrichten, dass sich Madame Vorsoissons Status von der Verdächtigen bzw. Zeugin zur freien
Bürgerin verändert hatte.
Miles betrachtete nachdenklich das Sofa, verwarf den Gedanken und wanderte hinüber in Ekaterins – Madame Vorsoissons… Ekaterins, verdammt noch mal. wenn schon nicht auf den Lippen, so doch in seinen Gedanken – in Ekaterins Arbeitszimmer. Die automatische Beleuchtung sorgte noch für die Ansammlung junger Pflanzen auf den Borden in den Ecken. Das Grav-Bett war fort; o ja, er hatte vergessen, dass sie es hatte abholen lassen. Doch der Boden wirkte bemerkenswert einladend.
Ein Fetzen Scharlachrot im Papierkorb zog seinen Blick auf sich. Als er nachschaute, entdeckte er die Überreste der Bonsai-Skellytum, die zusammen mit Scherben ihres
Topfes und feuchter loser Erde in eine Plastikfolie gewickelt war. Neugierig holte er sie heraus und machte einen Platz auf Ekaterins Arbeitstisch frei, dann entrollte er die Folie … die vermutlich einen botanischen Leichensack darstellte.
Die
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