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Vorkosigan 13 Komarr

Vorkosigan 13 Komarr

Titel: Vorkosigan 13 Komarr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Dort sind die Korridore noch viel zugiger und trister als hier und die Warteschlangen berüchtigt lang. Es war ganz wunderbar. Ich war entzückt.« Vorkosigans Gesicht wurde nachdenklicher und nüchtern. »Ich fürchte, ich habe noch nicht ganz den ausgeglichenen Umgang mit diesem Amt des Kaiserlichen Auditors gefunden. Worin besteht der gerechte Gebrauch der Macht, worin ihr Missbrauch? Ich hätte anordnen können, dass Madame Radovas unter Schnell-Penta verhört würde oder dass Tien schon an jenem ersten Abend an der Versuchsstation landete, und die Ereignisse wären jetzt…
    tja, ich weiß nicht ganz, was sie jetzt wären, außer anders.
    Aber ich wollte nicht…« Er verstummte, und einen kurzen Augenblick lang fing Ekaterin den Eindruck eines viel jüngeren Mannes unter dieser gewohnheitsmäßigen Maske aus Ironie und Autorität auf. Er ist schließlich nicht älter als ich.
    »Haben Sie dieses Problem mit der Erlaubnis vorausgesehen? Vermutlich hätte ich daran denken sollen, aber als ich den Termin vereinbarte, nahm man alle Informationen entgegen und sagte nichts darüber, und deshalb dachte ich…, nahm ich an…«
    »Nicht direkt. Aber ich hoffte, ich hätte vielleicht die Gelegenheit, Ihnen heute den einen oder anderen kleinen Dienst zu erweisen. Es freut mich, dass es so einfach war.«
    Ja, erkannte sie neidisch, er konnte einfach alle gewöhnlichen Probleme aus dem Weg scheuchen. Womit nur die außergewöhnlichen übrig blieben … ihr Neid verebbte. Zu spät kam Ekaterin der Gedanke, dass er sich vielleicht auch 402
    an Tiens Tod etwas schuldig fühlte, und dass er deshalb sich so sehr bemühte, Tiens Witwe und Waise zu helfen.
    Eine so heftige Sorge schien unnötig zu sein, und sie fragte sich, wie sie ihm versichern könnte, dass sie ihm keine Schuld gab, ohne noch mehr Peinlichkeiten zu schaffen, als sie damit beseitigte.
    Nikkis Testreihe war bereits nach der Hälfte der Zeit abgeschlossen, die sie dafür veranschlagt hatte. Kurz darauf empfing die komarranische Ärztin sie in ihrem komfortablen Büro. Vorkosigan wies die Leibwächter an, sich im Korridor bereitzuhalten.
    »Nikkis Gen-Scanning zeigt, dass der Dystrophie—
    Komplex von klassischer Form ist«, sagte die Ärztin, als Ekaterin und Nikki nebeneinander vor ihrem Kom-Konsolenpult saßen. Vorkosigan hatte wie gewohnt hinter ihnen Platz genommen und begnügte sich mit der Rolle des Beobachters. »Er hat ein paar idiosynkratische Komplikationen, aber nichts, womit unser Labor nicht fertig werden würde.«
    Sie illustrierte ihre Ausführungen mit einem Holovid der tatsächlich betroffenen Chromosomen und einem per Computer generierten Vid, das vorführte, wie das Retrovirus die Splissung vornehmen würde, die einen Ausgleich der
    Fehlerhaftigkeit dieser Chromosomen bewirken sollten.
    Nikki stellte nicht so viele Fragen, wie Ekaterin gehofft hatte – war er eingeschüchtert, müde, gelangweilt?
    »Ich glaube, unsere Gentechniker können binnen einer Woche das Retrovirus für Nikki personalisieren«, schloss die Ärztin. »Dann muss ich dich noch einmal zur Injektion kommen lassen, Nikki. Planen Sie eine Übernachtung in 403
    Solstice ein, Madame Vorsoisson, damit Sie am nächsten Tag zur Nachprüfung kommen können, und wenn möglich besuchen Sie uns noch einmal kurz vor Ihrem Abflug von Komarr. Danach wird Nikki drei Monate lang allmonatlich zu einer Nachuntersuchung gehen müssen, und das kann an einer Klinik in Vorbarr Sultana geschehen, die ich Ihnen empfehlen werde. Wir werden Ihnen eine Diskette mit allen Daten mitgeben, und auf dieser Grundlage dürften die Kollegen in der Lage sein, nahtlos weiterzumachen. Falls alles gut geht, würde danach eine jährliche Untersuchung genügen.«
    »Das ist alles?«, fragte Ekaterin, ganz schwach vor Erleichterung.
    »Das ist alles.«
    »Es liegt noch keine Schädigung vor? Wir sind rechtzeitig gekommen?«
    »Ihm geht es gut. Bei Vorzohns Dystrophie ist es
    schwer, Voraussagen zu machen, aber in seinem Fall
    würde ich vermuten, dass der Beginn feststellbarer schwerwiegender zellularer Schädigungen im späten Teenageralter oder Anfang zwanzig aufgetreten wäre. Sie sind rechtzeitig gekommen.«
    Als sie hinausgingen, hielt Ekaterin Nikki fest an der Hand und zügelte ihre Schritte, damit ihre Füße nicht zu tanzen begännen. »Au, Mama«, brummte Nikki und
    machte sich los, dann ging er mit eigenständiger Würde neben ihr her. Vorkosigan folgte lächelnd, die Hände tief in den Taschen seiner

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