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Vorkosigan 13 Komarr

Vorkosigan 13 Komarr

Titel: Vorkosigan 13 Komarr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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die Berichte haben wollen. Ich fürchte, sie sind etwas schwierig bezüglich der technischen Einzelheiten.«
    Ja sicher, ich habe die ganzen zweihunderttausend Wörter schnellgelesen, bevor ich gestern Abend ins Bett ging. Miles lächelte höflich. »Ich akzeptiere Ihre Einschätzung von Dr. Radovas’ fachlicher Kompetenz. Aber wenn er so gut war, warum ist er dann weggegangen? War er gelangweilt, glücklich, frustriert? Warum führte diese Veränderung in seinen persönlichen Umständen zu einem Wechsel seiner Arbeitsstelle? Ich sehe die notwendige Verbindung nicht.«
    »Danach werden Sie Marie Trogir fragen müssen,
    fürchte ich. Ich habe den starken Verdacht, dass sie die treibende Kraft bei dieser eigenartigen Entscheidung war, 222
    obwohl sie beide zusammen gekündigt haben und weggegangen sind. Sie hatte weit weniger zu verlieren an Bezahlung, Dienstalter und Status, wenn sie das hier aufgab.«
    »Erzählen Sie mir mehr von ihr.«
    »Nun ja, das kann ich wirklich nicht. Barto hat sie selbst eingestellt und mit ihr tagtäglich zusammengearbeitet. Ich habe sie kaum bemerkt. Ihre fachlichen Fähigkeiten
    scheinen angemessen gewesen zu sein – wenn ich allerdings darüber nachdenke, so kamen diese Einschätzungen alle von Barto. Ich weiß es nicht.« Soudha rieb sich die Stirn. »Das ist alles ziemlich beunruhigend. Bart, tot.
    Warum?« Der Kummer in seiner Stimme kam Miles’
    erfahrenem Ohr echt vor, aber Soudhas Schock schien mehr Überraschung zu sein als die tiefe Trauer über den Verlust eines engen Freundes; Miles würde vielleicht woanders nach den Einblicken in Radovas’ Persönlichkeit suchen müssen, auf die er aus war. »Ich würde gerne Dr.
    Radovas’ Büro und Arbeitsbereiche untersuchen.«
    »Oh, sein Büro wurde leider geräumt und jemand
    anderem zugeteilt.«
    »Haben Sie schon einen Nachfolger eingestellt?«
    »Noch nicht. Ich sammle noch Bewerbungen. Ich hoffe bald mit den Vorstellungsgesprächen anfangen zu
    können.«
    »Radovas muss doch mit jemandem befreundet gewesen
    sein. Ich möchte mit seinen Kollegen sprechen.«
    »Natürlich, Mylord Auditor. Wann soll ich Termine
    vereinbaren?«
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    »Ich dachte, ich würde einfach mal kurz hereinschauen.«
    Soudha schürzte die Lippen. »Einige meiner Leute sind in Urlaub, und einige weitere sind draußen auf der Versuchsstation und führen heute Vormittag einen kleinen Test durch. Ich nehme an, dass sie nicht vor Einbruch der Dunkelheit fertig sind. Aber ich kann Sie ja schon mal mit den Leuten anfangen lassen, die hier sind.«
    »In Ordnung…«
    Mit der Haltung eines Mannes, der dem Vulkangott ein Opfer zuwarf, rief Soudha zwei Untergebene herein. Miles befragte sie einen nach dem anderen in demselben Konferenzraum, den man vor zwei Tagen für die Unterrichtung der VIPs benutzt hatte. Arozzi war ein junger Mann, kaum älter als Miles, ein Ingenieur, der sich momentan abstrampelte, Radovas’ im Stich gelassene Pflichten zu übernehmen, und vielleicht hoffte, wie er andeutete, auf den Platz des Verstorbenen befördert zu werden. Würde
    Mylord Auditor gerne etwas von seiner Arbeit sehen
    wollen? Nein, er war mit seinem Vorgesetzten nicht eng befreundet gewesen. Nein, die Büroromanze hatte für ihn eine Überraschung bedeutet, aber Radovas war schließlich ein sehr verschwiegener Bursche gewesen, sehr diskret.
    Trogir war eine intelligente Frau, intelligent und schön; Arozzi konnte ohne Schwierigkeiten würdigen, was
    Radovas in ihr gesehen hatte. Was hatte sie in Radovas gesehen? Er hatte keine Ahnung, aber schließlich war er ja keine Frau. Radovas war tot? Du lieber Gott… Nein, er hatte keine Ahnung, was der Mann oben im Orbit gemacht hatte. Vielleicht hatte das Paar versucht auszuwandern?
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    Cappell, der Mathematiker der Abteilung, war kaum
    nützlicher. Er war ein bisschen älter als Arozzi und ein wenig zynischer. Als er die Nachricht von Radovas’ Tod erfuhr, veränderte sich sein Gesichtsausdruck weniger als bei Arozzi oder Soudha. Er hatte weder Radovas noch Trogir nahe gestanden, hatte keine gesellschaftlichen Kontakte zu ihnen unterhalten, obwohl er oft mit dem Ingenieur zusammengearbeitet hatte, ja, er hatte Berechnungen überprüft und Projektionen entwickelt. Er würde gern Mylord Auditor ein paar tausend weitere Seiten seiner Arbeit zeigen. Nein? Wie war Trogir? Vermutlich sah sie gut genug aus, aber sie war ziemlich durchtrieben. Man sah ja, was sie dem armen Radovas angetan hatte, oder? Ob er glaube, Trogir könnte

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