Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan
überraschst mich, Ivan. Ich wusste nicht, dass du solchen Dingen Aufmerksamkeit schenkst.«
»Das tue ich auch nicht«, verneinte Ivan hastig. »Das ist doch allgemein bekannt.«
»Die Diskussion über den komarranischen Vorfall
brachte wieder unseren geschätzten kleinen Lord Auditor ins Gespräch, und der liebe Alexi fühlte sich veranlasst, einen persönlichen Ärger loszuwerden. Es scheint, als hätte die schöne Witwe Vorsoisson seinen Heiratsantrag - 463 -
abgelehnt. Nach vielen Bemühungen und Kosten von
seiner Seite. All diese Gebühren an die Baba, du weißt ja.«
»Oh.« Ivans Gesicht erhellte sich. »Gut für sie.« Sie wies alle ab. Miles' häusliche Katastrophe war nachweisbar nicht Ivans Schuld, jawohl!
»Ausgerechnet Sigur Vorbretten erzählte als Nächstes
eine verfälschte Version von Miles' jüngster Dinnerparty, einschließlich einer lebhaften Beschreibung, wie Madame Vorsoisson nach Miles' katastrophalem öffentlichem Heiratsantrag mitten aus dem Raum davonstürmte.« By neigte den Kopf. »Selbst wenn man Donos Version des
Dialogs der von Sigurs vorzieht, welcher Teufel hat
eigentlich den Mann geritten? Ich dachte immer, Miles sei zuverlässig höflich.«
»Panik, glaube ich«, erwiderte Ivan. »Ich saß am
anderen Ende des Tisches.« Er brütete kurz. »Das kann den Besten von uns passieren.« Er runzelte die Stirn. »Wie zum Teufel hat Sigur von der Geschichte erfahren? Ich habe sie mit Sicherheit nicht weitererzählt. Hat Lord Dono geplappert?«
»Nur mir gegenüber, hoffe ich. Aber Ivan, es waren
neunzehn Leute bei der Party. Dazu die Gefolgsleute und Diener. Die Geschichte ist schon Stadtgespräch und wird bestimmt mit jeder Wiederholung ergötzlicher und dramatischer.«
Ivan konnte es sich genau vorstellen. Er konnte sich
genau vorstellen, wie die Geschichte Miles zu Ohren drang und wie der Rauch Miles wieder aus den Ohren quoll. Er zuckte innerlich zusammen. »Miles… Miles wird mörderisch darauf reagieren.«
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»Komisch, dass du das sagst.« By nahm einen weiteren
Schluck Kaffee und betrachtete Ivan sehr kühl. »Da kam Folgendes zusammen: Miles' Untersuchungen auf Komarr, der Tod von Administrator Vorsoisson mitten in diesen Untersuchungen, Miles' nachfolgender Heiratsantrag an Vorsoissons Witwe und ihre – in Sigurs Version – theatralische Zurückweisung dieses Antrags – Dono behauptet allerdings, dass sie unter den gegebenen Umständen sich ganz würdevoll verhalten hat –, plus fünf konservative Vor-Politiker mit lang genährtem Groll gegen Aral Vorkosigan und all seine Werke, dazu noch einige Flaschen mit gutem Wein aus Vormoncriefs Distrikt. Aus all dem ist eine Theorie entstanden. Und sie hat sich, vor meinen Augen, schnell zu einer ausgewachsenen Verleumdung entwickelt. Es war einfach faszinierend.«
»Oh, so ein Mist«, flüsterte Ivan.
By warf ihm einen scharfen Blick zu. »Du greifst mir
voraus? Du lieber Himmel, Ivan. Welche unerwarteten
Tiefen! Du kannst dir das Gespräch vorstellen; ich musste es durchsitzen. Alexi schwadronierte über den verdammten Mutanten, der es wagte, um die Vor-Lady zu werben.
Vormuir meinte, es sei verdammt praktisch, dass der
Ehemann mitten in Vorkosigans Fall in einem vermutlichen Unfall getötet wurde. Sigur fragte: Aber hat es da keine Anklage gegeben? Graf Boriz beäugte ihn wie ein bemitleidenswertes Waisenkind und brummte, es würde keine geben – die Vorkosigans hätten den KBS seit dreißig Jahren unter ihrer Fuchtel, die einzige Frage sei, ob es ein geheimes Einverständnis zwischen der Ehefrau und Vorkosigan gegeben habe. Alexi übernahm die Verteidi - 465 -
gung seiner Angebeteten – der Mann versteht einfach
keinen Fingerzeig – und erklärte, sie sei unschuldig und hätte keinen Verdacht gehabt, bis Vorkosigans rüder Heiratsantrag schließlich seine Absichten verriet. Dass sie hinausstürmte, war ein Beweis! Beweis! – tatsächlich sagte er es dreimal, aber inzwischen war er schon ziemlich betrunken –, dass sie jetzt endlich erkannte, wer ihren geliebten Gatten schlau beiseite geschafft hatte, um sich den Weg zu ihr freizuräumen, und sie müsste es ja wissen, denn sie war dort gewesen. Und er würde wetten, dass sie jetzt bereit wäre, seinen eigenen Antrag neu zu überdenken! Da Alexi als Trottel bekannt ist, waren die anderen von seinen Argumenten überhaupt nicht überzeugt, doch um der Familiensolidarität willen bereit, für die Witwe das Prinzip im Zweifel für den Angeklagten
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