Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan
zurückzukaufen, später…
»Also ist es der Prachtkäfer«', sagte Kareen und fügte hinzu: »Ekaterin hat gesagt, sie wäre bereit, sich mit Geschäftsanteilen bezahlen zu lassen, genauso wie Ma Kosti.«
»Es war nicht so schwer«, setzte Ekaterin an.
»Pst«, sagte Kareen mit Nachdruck. »Wir zahlen dir
nicht dafür, dass es schwer ist. Wir zahlen dir dafür, dass es gut ist. Das Standardhonorar für eine kreative Beraterin.
Los, bezahle. Mark.«
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Mit etwas Widerstreben – nicht, dass die Arbeiterin
ihren Lohn nicht wert gewesen wäre, sondern aus bloßem geheimem Bedauern, dass ihm wieder ein Quäntchen Kontrolle durch die Finger schlüpfte – ging Mark an die KomKonsole und erstellte eine Quittung für Geschäftsanteile als Honorar für geleistete Dienste. Er ließ sie von Enrique und Kareen gegenzeichnen, schickte eine Kopie an Tsipis' Büro in Hassadar und präsentierte das Original Ekaterin in aller Form.
Sie lächelte ein wenig verwundert, dankte ihm und legte die Plastikfolie beiseite. Nun ja, wenn sie sie vielleicht auch als Spielgeld betrachtete, so hatte sie wenigstens keine Spielarbeit abgeliefert. Vielleicht war sie wie Miles eine von jenen Personen, die keine anderen Geschwindigkeiten kannten als Aus und Vollgas. Alle Dinge wohlgetan zur höheren Ehre Gottes, wie die Gräfin es formulierte.
Mark schaute wieder auf den Prachtkäfer, den Enrique
erneut durch seinen Flügelschlagzyklus laufen ließ. Jawohl.
»Ich glaube«, sagte Mark mit einem letzten
sehnsüchtigen Blick auf Kareen, »wir sollten lieber
gehen.« Zeit ist ein wesentlicher Faktor und all das. »Die Jagd nach den Käfern hat alles aufgehalten. Forschung und Entwicklung stehen still… wir versorgen kaum noch die Käfer, die wir haben.«
»Betrachte die Jagd als Einsammlung eurer überquellenden Produktion«, riet ihm Martya ohne Mitgefühl.
»Bevor sie davonkriecht.«
»Eure Eltern haben Kareen heute hierher kommen
lassen. Glaubt ihr. dass sie ihr wenigstens erlauben würden, wieder zur Arbeit zu kommen?«
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Kareen machte eine Miene der Hoffnungslosigkeit.
Martya verzog den Mund und schüttelte den Kopf. »Sie
geben etwas nach, aber nicht so schnell. Mama sagt nicht viel, aber Papa… Papa war immer sehr stolz darauf, ein guter Papa zu sein, weißt du. Der Globus von Beta und, nun ja, du, Mark, waren einfach nicht in seinem Handbuch für einen barrayaranischen Papa vorgesehen. Vielleicht ist er schon zu lange beim Militär. Allerdings wird er, ehrlich gesagt, mit Delias Verlobung gerade noch so fertig, ohne total nervös zu werden, und sie spielt nach all den alten Regeln. Soweit er weiß.«
Kareen zog fragend eine Augenbraue hoch, doch Martya
führte es nicht weiter aus.
Martya warf einen Seitenblick auf die KomKonsole, wo
der Prachtkäfer unter Enriques verzücktem Blick funkelte und schimmerte. »Andererseits – die Eltern, unsere Wächter, haben mir nicht verboten, nach Palais Vorkosigan hinüberzugehen.«
»Martya…«, hauchte Kareen. »Oh, könntest du?
Würdest du?«
»Eh, vielleicht.« Martya blickte unter ihren Wimpern
hervor auf Mark. »Ich dachte mir, vielleicht könnte ich mich bewerben und mir auch einige dieser Geschäftsanteile verdienen.«
Mark zog die Augenbrauen hoch. Martya? Die
praktische Martya? Um die Käferjagd zu übernehmen und Enrique wieder zu seinen genetischen Codes zurückzuschicken, ohne Sestinen? Sollte Martya das Labor instand halten, sich um Material und Lieferanten kümmern und - 480 -
verhindern, dass Käferbutter in den Ausguss gespült
wurde? Was war, wenn sie ihn, Mark, als eine Art übergroßen widerlichen fetten Butterkäfer betrachtete, den ihre Schwester unerklärlicherweise als Schoßtier angenommen hatte? Er hatte nicht den geringsten Zweifel, dass Martya rechtzeitig das Gehirn einschalten konnte… »Enrique?«
»Hm?«, murmelte Enrique, ohne aufzublicken.
Mark gewann die Aufmerksamkeit des Escobaraners,
indem er hinüberlangte, das Vid abschaltete und Martyas Angebot erklärte.
»O ja, das wäre schön«, stimmte Enrique fröhlich zu. Er lächelte Martya hoffnungsvoll an.
Die Abmachung wurde getroffen. Kareen allerdings
blickte drein, als hätte sie vielleicht Bedenken bezüglich ihrer Schwester als Geschäftspartnerin. Da Martya sich dazu entschloss, auf der Stelle mit den beiden nach Palais Vorkosigan zurückzukehren, erhoben sich Mark und Enrique, um sich zu verabschieden.
»Wirst du es durchhalten?«, fragte Mark Kareen leise,
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