Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan
den miauenden Pelzknäueln.
»Wer ist der Mann, mit dem Nikki Ihrer Meinung nach
sprechen sollte?«, fragte sie ruhig.
»Lassen Sie mich zuerst sicherstellen, dass er bereit ist zu tun, was wir brauchen, und dass er die Zeit verfügbar machen kann«, antwortete Miles vorsichtig. »Sie und Nikki werden natürlich zusammen hingehen.«
»Ich verstehe, aber… ich dachte, Nikki neigt dazu, sich in Gegenwart Fremder in sich zurückzuziehen. Stellen Sie sicher, dass dieser Mensch eines kapiert: Wenn Nikki einsilbig wird, dann bedeutet das nicht, dass er nicht äußerst neugierig ist.«
»Ich werde sicherstellen, dass er es versteht.«
»Hat er viel Erfahrung mit Kindern?«
»Nicht, soweit ich weiß.« Miles lächelte sie bedauernd an. »Aber vielleicht ist er dankbar für die Übung.«
»Unter diesen Umständen finde ich das unwahrscheinlich.«
»Unter diesen Umständen haben Sie leider Recht. Aber
ich vertraue seinem Urteil.«
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Die Flut anderer Fragen, die zwischen ihnen lagen,
musste warten. Nikki kam zurückgesprungen mit der
Neuigkeit, dass alle neugeborenen Kätzchen blaue Augen hatten. Die Vorzeichen eines hysterischen Anfalls, die in seinem Gesicht zu sehen gewesen waren, als sie ankamen, waren verschwunden. Diese Küche diente als gutes Barometer seines inneren Zustandes; auf angenehme Weise abgelenkt durch Essen und Haustiere war er offensichtlich viel ruhiger. Dass er jetzt so abgelenkt werden konnte, war aufschlussreich. Es war richtig, dass wir zu Miles gegangen sind. Wie hat Illyan das gewusst?
Ekaterin ließ Nikki plappern, bis er sich verausgabt
hatte, dann sagte sie: »Wir sollten gehen. Meine Tante wird sich fragen, was mit uns passiert ist.« Ihre hastig geschriebene Notiz hatte mitgeteilt, wohin sie gegangen waren, aber nicht warum; Ekaterin war da viel zu aufgeregt gewesen, um überhaupt zu versuchen, Einzelheiten anzugeben. Freudlos dachte sie daran, dass sie diesen ganzen grässlichen Schlamassel ihrem Onkel und ihrer Tante würde erklären müssen, aber sie wussten wenigstens die Wahrheit und man konnte sich darauf verlassen, dass sie Ekaterins Empörung teilten.
»Pym kann Sie heimfahren«, bot Miles sofort an.
Diesmal machte er keinen Versuch, sie hier zurückzuhalten, wie sie mit düsterem Vergnügen bemerkte. Der Mann lernte wirklich schnell, oder?
Miles versprach, Ekaterin anzurufen, wenn er Nikkis
Gesprächstermin geklärt hatte, dann half er ihnen
persönlich in den Fond des Bodenwagens und schaute
hinterher, als sie zum Tor hinausfuhren. Auch während
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dieser Fahrt blieb Nikki still, doch das Schweigen war jetzt viel weniger drückend.
Nach einer Weile schaute er sie merkwürdig
abschätzend an. »Mama… hast du Lord Vorkosigan einen
Korb gegeben, weil er ein Mutie ist?«
»Nein«, erwiderte sie sofort und mit Nachdruck. Er
runzelte die Stirn. Wenn er keine ausführlichere Antwort bekam, dann würde er wahrscheinlich sich selbst eine zurechtlegen, erkannte Ekaterin mit einem stummen Seufzer. »Weißt du, als er mich engagiert hat, um seinen Garten anzulegen, da hat er das nicht getan, weil er einen Garten haben wollte, oder weil er dachte, ich sei gut bei dieser Arbeit. Er dachte einfach, es würde ihm die Gelegenheit geben, mich oft zu sehen.«
»Na ja«, sagte Nikki, »das hat einen Sinn. Ich meine, es hat einen gehabt, nicht wahr?«
Es gelang ihr. ihn nicht finster anzublicken. Ihre Arbeit bedeutete ihm nichts – was bedeutete ihm etwas? Wenn man irgendjemandem etwas sagen konnte … »Würde es dir gefallen, wenn jemand dir verspräche, er würde dir helfen, Sprungpilot zu werden, und du würdest mit ganzer Kraft lernen, und dann stellte sich heraus, dass man dich mit einem Trick dazu gebracht hat, etwas anderes zu tun?«
»Oh.« Es dämmerte ihm schwach.
»Ich war zornig, weil er versuchte, mich und meine
Situation auf eine Art und Weise zu manipulieren, die ich als Einmischung und Angriff empfand.« Nach einer kurzen Pause des Nachdenkens fügte sie hilflos hinzu: »Das scheint sein Stil zu sein.« War es ein Stil, mit dem sie zu - 552 -
leben lernen konnte? Oder war es ein Stil, von dem er verdammt noch mal lernen konnte, ihn nicht an ihr zu versuchen? Leben oder lernen? Können wir etwas von beidem haben?
»Also… magst du ihn? Oder nicht?«
Mögen war sicher nicht ein adäquates Wort für dieses Durcheinander aus Freude und Zorn und Verlangen, diesen tiefen Respekt, der vermischt war mit tiefer Irritation, und all dies schwimmend
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