Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan
vom Planeten weg gewesen sein. Sie lassen ihn
diese ganze Gewalt sehen, in seinem zarten Alter?« Miles'
Augen funkelten plötzlich.
Ekaterin biss die Zähne aufeinander. »Es sollte lehrreich sein, wegen der historischen Genauigkeit des Hintergrunds.«
»Als ich in Nikkis Alter war, da war ich besessen von Lord Vorthalia dem Kühnen, dem Legendären Helden aus dem Zeitalter der Isolation.« Während der letzten Worte hatte seine Stimme den ziemlich sonoren Tonfall eines Erzählers angenommen. »Das ging auch mit einem Holovid los. wenn ich mich recht erinnere, doch bevor ich damit fertig war, überredete ich meinen Opa, dass er mich ins kaiserliche Archiv mitnahm, um dort Originaldokumente einzusehen. Es stellte sich heraus, dass Vorthalia gar nicht so legendär war, allerdings waren seine echten Abenteuer auch nicht ganz so heroisch. Ich glaube, ich könnte noch alle neun Strophen des Liedes singen, das damit…«
»Bitte tun Sie's nicht«, knurrte Ekaterin.
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»Nun ja, es hätte auch schlimmer sein können. Ich bin froh, dass Sie ihn nicht Hamlet sehen ließen.«
»Was ist Hamlet?«, fragte Nikki sofort.
»Ein weiteres großes Rachedrama über das gleiche
Thema, außer dass es sich hierbei um ein altes
Theaterstück von der Erde handelt. Prinz Hamlet kommt vom Studium nach Hause – übrigens, wie alt war dein Kapitän Vortalon?«
»Alt«, sagte Nikki. »Zwanzig Jahre.«
»Aha, da hast du's. Niemand erwartet von dir, dass du eine wirklich gute Rache übst, bis du mindestens alt genug bist, um dich zu rasieren. Du hast noch einige Jahre vor dir, bevor du dir darüber Sorgen machen musst.«
Ekaterin war nahe daran, Lord Vorkosigan! zu schreien aus Empörung über dieses Beispiel von schwarzem Humor, doch sie sah, dass Nikki merklich erleichtert wirkte.
Worauf zielte Miles damit ab? Sie zügelte ihre Zunge, hielt fast den Atem an, und ließ ihn fortfahren.
»Also, in dem Schauspiel kommt Prinz Hamlet zur
Beerdigung seines Vaters nach Hause und entdeckt, dass seine Mutter seinen Onkel geheiratet hat.«
Nikki machte große Augen. »Sie hat ihren Bruder
geheiratet?«
»Nein, nein! So gewagt ist das Spiel nicht. Seinen anderen Onkel, den Bruder seines Vaters.«
»Oh. Dann ist es ja in Ordnung.«
»Das sollte man meinen, aber Hamlet bekommt einen
Hinweis, dass sein alter Herr vom Onkel ermordet wurde.
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Unglücklicherweise weiß er nicht, ob sein Informant die Wahrheit sagt oder lügt. So verbringt er die nächsten fünf Akte damit, herumzustümpern und fast alle Personen umzubringen, während er sich nicht entscheiden kann.«
»Das war dumm«, sagte Nikki verächtlich. »Warum hat
er nicht einfach Schnell-Penta benutzt?«
»Das war damals leider noch nicht erfunden. Sonst wäre das Schauspiel viel kürzer gewesen.«
»Ach so.« Nikki blickte Miles mit nachdenklich
gerunzelter Stirn an. »Können Sie Schnell-Penta einsetzen?
Leutnant Vormoncrief… sagte, Sie könnten es nicht. Und dass das sehr praktisch sei.« Bei den letzten beiden Wörtern ahmte Nikki Vormoncriefs höhnischen Ton genau nach.
»Bei mir selbst, meinst du? Ah, nein. Ich reagiere
verrückt darauf, sodass die Befragung unzuverlässig wird.
In meinen Tagen beim KBS war das sehr praktisch, aber jetzt ist es nicht so gut. Genau genommen ist es verdammt unpraktisch. Doch man würde mir nicht gestatten, mich öffentlich über den Tod deines Vaters zu verhören und zu entlasten, selbst wenn Schnell-Penta bei mir funktionierte, da gewisse Sicherheitsfragen damit verbunden sind. Und auch nicht privat, nur vor dir allein, aus demselben Grund.«
Nikki schwieg einen Moment, dann sagte er abrupt:
»Leutnant Vormoncrief hat Sie den Mutantenlord
genannt.«
»Das tun eine Menge Leute. Aber keiner sagt es mir
direkt ins Gesicht.«
»Er weiß nicht, dass auch ich ein Mutie bin. Mein Papa
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war auch einer. Macht es Sie nicht wütend, wenn man Sie so nennt?«
»Als ich in deinem Alter war, hat es mir viel
ausgemacht. Jetzt scheint es nicht mehr sehr bedeutsam zu sein. Jetzt, wo es gute Methoden zur Genreinigung gibt, würde ich keine Probleme mehr an meine Kinder weitergeben, selbst wenn ich ein Dutzend Mal mehr geschädigt wäre.« Er verzog die Lippen und vermied es, Ekaterin anzusehen. »Angenommen, ich kann jemals eine mutige Frau überreden, mich zu heiraten.«
»Leutnant Vormoncrief würde uns bestimmt nicht
wollen … würde Mama nicht wollen, wenn er wüsste, dass ich ein Mutie bin.«
»In diesem Fall
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