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Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan

Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan

Titel: Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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zugestehen, aber sie war sich sicher, dass dessen Objekt willkürlich war. Ihre Hand wanderte zu ihrem Bolero über ihrem Herzen, und das Echo von Miles'
    Worten, die sie inzwischen auswendig kannte, hallte durch den Aufruhr zwischen ihren Ohren: Ich wollte die Macht Ihrer Augen besitzen…
    Vassily winkte ungeduldig mit der Hand. »All das ist
    unerheblich für mich, wenn vielleicht auch nicht für Ihren Bruder. Sie sind kein mit Mitgift ausgestattetes Mädchen mehr, das Ihr Vater mit seinen anderen Schätzen horten kann. Ich jedoch habe eine klare Familienpflicht, mich um Nikkis Sicherheit zu kümmern, wenn ich Grund zu der Annahme habe, dass diese bedroht ist.«
    Ekaterin erstarrte. Vassily hatte ihr mit seinem Wort das Sorgerecht für Nikki eingeräumt. Er konnte es genauso leicht wieder zurücknehmen. Dann würde sie ihren Fall vor Gericht – vor sein Distriktsgericht – bringen müssen, nicht nur, um zu beweisen, dass sie des Sorgerechts würdig war, sondern auch, dass er unwürdig und untauglich war, die Verantwortung für das Kind zu haben. Vassily war kein verurteilter Verbrecher, kein gewohnheitsmäßiger Trinker, - 638 -
    kein Verschwender, kein Berserker; er war nur ein unverheirateter Offizier, ein gewissenhafter, pflichtbewusster Kontrolleur des Orbitalverkehrs, ein gewöhnlicher rechtschaffener Mann. Sie hatte nicht die geringste Chance, gegen ihn zu gewinnen. Wenn nur Nikki ihre Tochter gewesen wäre, dann wären diese Rechte umgekehrt…
    »Sie würden auf einem Militärstützpunkt einen
    neunjährigen Jungen als schwierige Bürde empfinden,
    nehme ich mal an«, sagte sie schließlich wie unbeteiligt.
    Vassily blickte sie überrascht an. »Nun ja, ich hoffe, dass es nicht dazu kommen würde. Für den schlimmsten Fall hatte ich geplant, ihn bei seiner Großmutter Vorsoisson zu lassen, bis die Dinge geklärt wären.«
    Ekaterin biss einen Moment lang die Zähne zusammen,
    dann sagte sie: »Nikki kann natürlich Tiens Mutter
    jederzeit gern besuchen, wenn sie ihn einlädt. Bei der Bestattung gab sie mir zu verstehen, sie fühle sich zu unpässlich, um in diesem Sommer Besucher zu empfangen.« Sie befeuchtete ihre Lippen. »Bitte definieren Sie mir. was Sie unter dem schlimmsten Fall verstehen.
    Und was Sie genau meinen mit geklärt.«
    »Nun ja«, Vassily zuckte entschuldigend die Achseln,
    »hierher zu kommen und zu finden, dass Sie tatsächlich mit dem Mann verlobt wären, der Nikkis Vater ermordet hat, wäre doch wohl ziemlich schlimm gewesen, meinen Sie nicht?«
    Hatte er sich darauf vorbereitet, in diesem Fall Nikki schon heute mitzunehmen? »Ich habe es Ihnen schon gesagt: Tiens Tod war ein Unfall, und diese Beschuldigung - 639 -
    ist pure Verleumdung.« Die Art, wie er ihre Worte
    ignorierte, erinnerte sie einen Moment lang schrecklich an Tien; war Vergesslichkeit eine Familieneigenschaft der Vorsoissons? Trotz der Gefahr, ihn zu beleidigen, blickte sie ihn finster an. »Glauben Sie, dass ich lüge, oder halten Sie mich einfach für dumm?« Sie bemühte sich, ruhig zu atmen. Sie war schon mit viel schrecklicheren Männern als dem ernsten, irregeleiteten Vassily Vorsoisson konfrontiert gewesen. Aber noch nie mit einem, der mir mit einem Wort Nikki wegnehmen könnte. Sie stand am Rande einer tiefen, dunklen Grube. Wenn sie jetzt hineinfiel, dann würde der Kampf, um wieder herauszukommen, schmutziger und schmerzlicher sein, als sie sich auch nur im Entferntesten vorstellen konnte. Vassily durfte nicht dazu getrieben werden, Nikki zu nehmen. Zu versuchen, Nikki zu nehmen.
    Und sie konnte ihn aufhalten – wie? Sie war juristisch unterlegen, bevor sie überhaupt begann. Also fang gar nicht erst an.
    Sie wählte ihre Worte mit äußerster Vorsicht. »Also,
    was meinen Sie mit geklärt?«
    Hugo und Vassily blickten einander unsicher an.
    »Verzeihung?«, sagte Vassily.
    »Ich kann nicht wissen, ob ich auf Ihrer Linie bin, wenn Sie mir nicht zeigen, wo Sie sie gezogen haben.«
    »Das ist nicht sehr freundlich formuliert, Kat«,
    protestierte Hugo. »Uns liegen deine Interessen am
    Herzen.«
    »Ihr wisst nicht einmal, was meine Interessen sind.« Das stimmte nicht. Vassily drückte mit seinem Daumen direkt - 640 -
    auf ihr elementarstes Interesse. Nikki. Schluck deine Wut runter, Frau. Während ihrer Ehe war sie eine Expertin darin gewesen, sich selbst zu unterdrücken. Irgendwie hatte sie wohl den Geschmack daran verloren.
    »Nun… ich würde gewiss sichergestellt wünschen«,
    tastete sich Vassily

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