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Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan

Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan

Titel: Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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hoch in der östlichen Wand auf das Eichenparkett fielen. Miles hatte gedacht, er sei früh dran, aber er entdeckte am Pult des Vorbretten-Distrikts René, der also noch vor ihm eingetroffen war. Miles legte sich seine Folien und Checklisten auf seinem Pult in der vorderen Reihe zurecht und ging dann um die Bänke herum zu Renés Platz in der zweiten Reihe rechts.
    René wirkte tipptopp in seiner Uniform des Hauses
    Vorbretten, in Dunkelgrün mit einer Paspelierung im
    Orange von Celastrus-Schoten, doch sein Gesicht war
    bleich.
    »Na«, sagte Miles, um der Moral seines Kollegen willen Fröhlichkeit vortäuschend, »dann gehen wir's mal an.«
    René brachte ein schmallippiges Lächeln zustande. »Es ist zu knapp. Wir werden es nicht schaffen, Miles.« Er klopfte nervös mit einem Finger auf seine Checkliste, den Zwilling der Aufstellung auf Miles' Pult.
    Miles stellte einen braun gestiefelten Fuß auf Renés
    Bank, lehnte sich in einer bewusst zwanglosen Pose vor und schaute auf Renés Papiere. »Es ist enger, als ich gehofft hatte«, gab er zu. »Nimm aber unsere Vorauszahlung noch nicht als gemachte Sache. Man weiß nie, wer in letzter Sekunde seine Meinung ändert und abspringt.«
    - 714 -
    »Leider gilt das in beide Richtungen«, hob René
    bedrückt hervor.
    Miles zuckte die Achseln und widersprach nicht,
    beschloss aber dann, bei zukünftigen Abstimmungen
    verdammt noch mal mehr Redundanz einzuplanen.
    Demokratie, pah! Er spürte einen Stich seiner alten, vertrauten, mit Adrenalin voll gepumpten Nervosität vor dem Kampf, ohne die Aussicht auf eine Katharsis dadurch, dass er später, wenn es sich wirklich schlimm entwickelte, auf jemanden schießen könnte. Andrerseits war es auch unwahrscheinlich, dass hier jemand auf ihn schoss. Sei dankbar für alles, was dir beschert wurde!
    »Hast du gestern Abend noch mehr Fortschritte
    gemacht, nachdem du mit Gregor weggegangen bist?«,
    fragte ihn René.
    »Ich glaube schon. Ich war bis zwei Uhr morgens auf,
    tat so, als würde ich trinken, und debattierte mit Henri Vorvolks Freunden. Ich glaube, ich habe schließlich Vorgarin für dich festgenagelt. Dono… war schwerer zu verkaufen. Wie haben sich gestern Abend die Dinge bei Vorsmythe entwickelt? Konnten du und Dono eure Liste letztminütiger Kontakte abhaken?«
    »Ich konnte«, sagte René, »aber ich habe Dono nicht
    gesehen. Er ist nicht aufgetaucht.«
    Miles runzelte die Stirn. »So?«
    »Nun, man kann nicht an zwei Orten zugleich sein.«
    René zögerte. »Donos Cousin Byerly hat überall nach ihm gesucht. Schließlich ging er weg, um ihn aufzuspüren, und kam nicht wieder.«
    - 715 -
    »Ha.« Wenn… nein, verdammt. »Wenn Dono in der
    Nacht etwa ermordet worden wäre, dann wäre die Kammer inzwischen in heller Aufregung. Die Buschtrommeln der Gefolsgleute von Vorbarr Sultana würden die Nachricht schon weitergegeben haben, der KBS würde angerufen haben, irgendetwas in der Art. Miles würde es gehört haben müssen. Nicht wahr?«
    »Tatya ist hier.« René seufzte. »Sie sagte, sie würde es nicht aushalten, zu Hause zu warten und nicht zu wissen…
    ob es heute Abend noch unser Zuhause ist.«
    »Es wird schon gut gehen.«
    Miles trat auf das Parkett der Kammer hinaus und
    blickte hinauf zu dem nach innen gekrümmten Halbmond
    der Galerie mit ihrer kunstvoll geschnitzten hölzernen Balustrade. Die Galerie begann sich ebenfalls zu füllen, mit interessierten Vor-Verwandten und anderen Leuten, die das Recht oder den Einfluss hatten, Zugang zu erhalten. Tatya Vorbretten war da, versteckt in der hinteren Reihe. Sie sah noch blasser aus als René und wurde von einer von Renés Schwestern gestützt. Miles gab ihr mit dem Daumen nach oben das Zeichen für einen Optimismus, den er keineswegs empfand.
    Noch mehr Männer kamen grüppchenweise in die
    Kammer. Boriz' Vormoncriefs Clique traf ein, zusammen mit dem jungen Sigur Vorbretten, der mit seinem Cousin René ein höfliches, vorsichtiges Kopfnicken austauschte.
    Sigur versuchte nicht, Anspruch auf Renés Sitz zu erheben, sondern saß in der Nähe unter den schützenden Fittichen seines Schwiegervaters. Er trug unauffällige konservative Tageskleidung, da er es nicht ganz gewagt hatte, in einer - 716 -
    Uniform des Hauses Vorbretten zu erscheinen. Er wirkte nervös, was Miles mehr aufgemuntert hätte, wenn er nicht gewusst hätte, dass Sigur immer so aussah. Miles ging zu seinem Pult und beruhigte die eigenen Nerven, indem er die Neuankömmlinge auf seiner Liste

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