Vorkosigan 15 Ein friedlicher Angriffsplan
gekritzelt war, steckte ihn wieder weg und klopfte forsch an das Holz. »Nikolai Vorsoisson?«
»Wer ist da?«, entgegente Nikkis Stimme.
»Hauptmann Sphaleros vom KBS. Sie werden ersucht,
mit mir zu kommen.«
Das Schloss quietschte; die Tür schwang auf. Nikki, der triumphierend und zugleich erschrocken dreinblickte, schaute zu dem Offizier auf und dann auf die tödlichen Waffen in dem Halfter an dessen Hüfte. »Jawohl, Sir«, krächzte er.
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»Bitte hier entlang.« Er zeigte die Treppe hinab. Der Sergeant trat zur Seite.
»Warum werde ich verhaftet?«, heulte Vassily fast. »Ich habe nichts Unrechtes getan!«
»Sie werden nicht verhaftet, Sir«, erklärte der
Hauptmann geduldig. »Sie werden zu einer Befragung gebracht.« Er wandte sich an Tante Vorthys und fügte hinzu: »Sie müssen natürlich nicht mitkommen, Madame.
Aber mein Herr, der Kaiser, lädt Sie ernstlich ein, Ihre Nichte zu begleiten.«
Tante Vorthys legte die Finger an die Lippen. In ihren Augen funkelte Neugier. »Ich glaube, ich komme mit, Herr Hauptmann. Danke.«
Der Hauptmann nickte dem Sergeanten scharf zu, und dieser bot eilends Tante Vorthys seinen Arm an, um sie die Treppe hinabzubegleiten. Nikki schlüpfte an Vassily vorbei und packte Ekaterins Hand mit einem schmerzvoll festen Griff.
»Aber«, sagte Hugo, »aber, aber, warum?«
»Mir wurde nicht gesagt, warum, Sir«, sagte der
Hauptmann in einem Ton, der weder nach Entschuldigung noch nach Interesse klang. Er ging nur so viel aus sich heraus, dass er hinzufügte: »Vermutlich werden Sie das fragen müssen, wenn Sie dort ankommen.«
Ekaterin und Nikki folgten Tante Vorthys und dem
Sergeanten; Hugo und Vassily schlossen sich gezwungenermaßen dem Zug an. Am Fuß der Treppe blickte Ekaterin auf Nikkis bloße Füße und rief: »Schuhe! Nikki, wo sind deine Schuhe?« Es folgte eine kurze Verzögerung, - 748 -
während Ekaterin schnell im Erdgeschoss herumrannte und den einen Schuh unter der KomKonsole ihrer Tante und den anderen neben der Küchentür entdeckte. Sie hielt beide fest in der Hand, als sie das Haus durch die Vordertür verließen.
Ein großer, glänzender schwarzer Luftwagen ohne
Kennzeichen stand eindrucksvoll auf dem Gehsteig; mit einer Ecke zerdrückte er ein kleines Beet von Ringelblumen, mit der anderen hatte er nur knapp eine Platane verfehlt. Der Sergeant half den beiden Damen und Nikki auf die Sitze im Fond und trat dann zur Seite und beobachtete, wie Hugo und Vassily einstiegen. Der Hauptmann schloss sich ihnen an. Der Sergeant schlüpfte in die Fahrerkabine zum Chauffeur, und das Fahrzeug erhob sich mit einem Ruck abrupt in die Luft, wobei es ein paar Blätter und Zweige und Rindenstückchen von der Platane aufwirbelte. Dann stieg es mit hoher Geschwindigkeit in eine Höhe, die für Notfallfahrzeuge reserviert war, und passierte dabei die Dächer von Gebäuden viel näher, als Ekaterin es vom Fliegen gewohnt war.
Bevor Vassily seine Hyperventilation ausreichend
überwunden hatte, um überhaupt die Frage stellen zu
können: Wohin bringen Sie uns?, und während es Ekaterin gerade gelang, Nikkis Füße in seine Schuhe zu stecken und die Riemen fest zuzumachen, kamen sie über Schloss Vorhartung an. Die Gärten, die das Gebäude umgaben, waren farbenfroh und üppig in ihrem hochsommerlichen
Wachstum; der Fluss schimmerte und gurgelte im tiefen Tal unterhalb des Schlosses. Die Standarten von Grafen flatterten in leuchtend bunten Reihen auf den Zinnen und - 749 -
zeigten an, dass der Rat tagte. Über Nikkis Kopf hinweg suchte Ekaterin eifrig nach einer braun-silbernen Fahne.
Du lieber Himmel, da war sie ja, das silberne Muster von Blatt und Berg schimmerte in der Sonne. Die Parkplätze und –kreise waren alle knüllevoll. Gefolgsleute in einem halben Hundert verschiedener Distrikts-Livreen saßen oder lehnten wie große Vögel plaudernd zwischen ihren Fahrzeugen. Der KBS-Luftwagen landete sauber auf einem großen, wundersamerweise freien Platz direkt neben einer Seitentür.
Ein Mann mittleren Alters – den Ekaterin schon kannte –
in Gregor Vorbarras eigener Livree stand wartend da. Ein Techniker überprüfte jeden Einzelnen von ihnen, sogar Nikki, mit einem Sicherheitsscanner. Mit dem Hauptmann als Nachhut führte sie der Livrierte durch zwei schmale Korridore, vorbei an einer Anzahl von Wachen, deren Waffen und Rüstung nichts der Historie, doch alles der Technik verdankten. Der Mann geleitete sie in einen kleinen getäfelten Raum, der
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