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Vorkosigan 17 Diplomatische Verwicklungen

Vorkosigan 17 Diplomatische Verwicklungen

Titel: Vorkosigan 17 Diplomatische Verwicklungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Corbeau, der eine erniedrigende Folge von Drehungen durchmachen musste, die zwar nicht so gründlich waren wie eine Leibesvisitation, aber doch zumindest eine gewisse Sicherheit vermittelten, dass der Sprungpilot da auch nichts trug. Corbeau gehorchte präzise, ohne zu zögern oder zu widersprechen; sein Gesicht war starr und ausdruckslos.
    »Nun lösen Sie die Kapsel von den Andockklampen.«
    Corbeau, der sich zuletzt in der Hocke befunden hatte, 383
    erhob sich und trat durch die Schleuse zum Eingangsbereich der Personenluke. Ein Scheppern und ein Klirren –
    die Kapsel, abgelöst, aber ohne Antrieb, trieb von der Seite der Idris davon.
    »Hören Sie jetzt auf diese Instruktionen. Sie gehen jetzt zwanzig Meter in Richtung Bug, wenden sich nach links und warten, bis sich die Tür für Sie öffnet.«
    Corbeau gehorchte, immer noch fast ausdruckslos, nur seine Augen waren aktiv. Sein Blick schoss umher, als ob er etwas suchte oder als versuchte er sich seine Route einzuprägen. Dann war er außer Sichtweite der Schleusen-Vids.
    Miles dachte über das eigenartige Muster der alten
    Wurmnarben auf Corbeaus Körper nach. Er musste sich über ein schlimmes Nest gerollt haben – oder gerollt worden sein. In diesen verblassenden Hieroglyphen schien eine Geschichte geschrieben zu sein. Ein Junge in der Kolonie, vielleicht der neue Junge im Lager oder in der Stadt – war es ein Trick gewesen oder eine Mutprobe, oder hatte man ihn einfach ausgezogen und hineingestoßen? Wieder vom Boden aufstehen, weinend und eingeschüchtert, zum Gejohle eines grausamen Spotts …
    Vorpatril fluchte leise. »Warum Corbeau? Warum Corbeau ?«
    Miles, der sich hektisch die gleiche Frage stellte, sagte aufs Geratewohl: »Vielleicht hat er sich freiwillig gemeldet.«
    »Wenn nicht die verdammten Quaddies ihn verdammt
    noch mal geopfert haben. Anstatt einen der ihren zu riskieren. Oder … vielleicht hat er sich einen anderen Weg aus384
    gedacht, um zu desertieren.«
    »Ich …« Miles unterbrach sich für einen langen Augenblick des Nachdenkens, dann stieß er hervor: »… denke, dass es ein schwerer Weg wäre.« Es war allerdings ein Verdacht, der haften blieb. Als wessen Verbündeter mochte sich Corbeau am Schluss erweisen?
    Miles erblickte Corbeaus Bild wieder, als der Ba ihn in Richtung auf den Navigationsraum durch das Schiff gehen ließ und dabei kurz luftdichte Türen öffnete und schloss. Er passierte die letzte Barriere aufrecht und stumm; die bloßen Füße tappten leise auf das Deck. Er wirkte … kalt. Und dann war er außer Reichweite des Vids.
    Miles’ Aufmerksamkeit wurde durch das Aufflackern
    eines weiteren Luftschleusensensoralarms abgelenkt. Hastig rief er das Bild von einer anderen Schleuse auf – gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie ein Quaddie in einem grünen Biotainer-Anzug dem Vid-Monitor mit einem Schraubenschlüssel einen mächtigen Schlag versetzte, während zwei weitere grüne Gestalten an ihm vorbeisausten. Das Bild zersprang und wurde dunkel. Er konnte jedoch noch hören, wie der Schleusenalarm piepste und die Schleusentür sich zischend öffnete – aber kein Zischen mehr, als sie sich schloss. Weil sie sich nicht schloss oder weil sie sich zum Vakuum schloss?
    Luft und Geräusch kehrten zurück, als die Schleuse ihren Zyklus durchlief; die Quaddies waren in den Raum um die Station entkommen.
    Das beantwortete seine Frage über ihre Biotainer-Anzüge – anders als die billigere Ausgabe von der Idris waren sie für das Vakuum geeignet. Im Quaddie-Raum war 385
    das in vielerlei Hinsicht sinnvoll. Ein halbes Dutzend Stationsschleusen boten innerhalb weniger hundert Meter Zuflucht: die fliehenden Quaddies würden die Wahl haben; außerdem schwebten allerhand Personenkapseln oder Shuttles in der Nähe herum, die herbeisausen und sie an Bord nehmen konnten.
    »Venn, Greenlaw und Leutwyn sind gerade durch eine
    Luftschleuse entkommen«, berichtete er Vorpatril. »Ein gutes Timing.« Ein schlaues Timing, genau dann zu gehen, als der Ba sowohl durch die Ankunft seines Piloten abgelenkt war und überdies – mit der realen Möglichkeit einer Flucht an der Hand – weniger geneigt war, die Drohung vom Rammen der Station auszuführen. Es war genau der richtige Schritt: bei jeder sich bietenden Gelegenheit Geiseln aus dem Griff des Feindes zu entfernen. Zugegeben, dieses Ausnutzen von Corbeaus Eintreffen war äußerst rücksichtslos berechnet worden. Miles konnte es aber nicht bedauern. »Gut! Ausgezeichnet! Jetzt ist das

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