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Vorkosigan 17 Diplomatische Verwicklungen

Vorkosigan 17 Diplomatische Verwicklungen

Titel: Vorkosigan 17 Diplomatische Verwicklungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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den Blutpfützen herausgehalten?«
    Roic blickte ihm über die Schulter. »Mit einem Schweber?«, sagte er. »Allerdings müsste er dazu fast doppelte Kniegelenke haben, um seine Beine in einem Schweber zusammenzuklappen.«
    »Er sieht ja verdammt fast so aus, als hätte er doppelte Gelenke.« Doch wenn Firkas Zehen so lang und greiffähig waren, wie seine Finger vermuten ließen, war er dann vielleicht in der Lage gewesen, mit seinen Füßen den Steuerknüppel zu bedienen, der für die unteren Hände von Quaddies konstruiert worden war? In diesem neuen Szenario brauchte sich Miles die Person in dem Schweber nicht mehr vorzustellen, wie sie einen schweren Körper herumschleppte, sondern nur noch, wie sie die gurgelnden Literkrüge über Bord leerte und mit einem passenden Lappen ein paar künstlerische Schmierer hinzufügte.
    Nachdem Miles sich dies einige Momente lang vorzustellen versucht hatte, übertrug er Firkas Vid-Aufnahmen in ein Bildbearbeitungsprogramm und setzte den Kerl in einen Schweber. Der vermutliche Amphibier musste nicht einmal doppelte Gelenke haben oder seine Beine brechen, um in den Schweber zu passen. Angenommen, sein Unterkörper war biegsamer als der von Miles oder Roic, so faltete er sich ziemlich hübsch zusammen. Es sah aus, als täte 236
    es etwas weh, wäre aber möglich.
    Miles blickte noch schärfer auf das Bild über der Vid-Scheibe.
    Die erste Frage, die man beantwortete, wenn man auf Station Graf eine Person beschrieb, war nicht »Mann oder Frau?«, sondern »Quaddie oder Planetarier?«. Der erste Schnitt, mit dem man die Hälfte der Möglichkeiten oder mehr von weiteren Überlegungen ausschloss.
    Er stellte sich einen blonden Quaddie in einer dunklen Jacke vor, der in einem Schweber einen Korridor entlangsauste. Er stellte sich die verspäteten Verfolger dieses Quaddie vor, wie sie an einem kurz geschorenen Planetarier in einem hellen Gewand vorbeiflitzten, der in die andere Richtung ging. Das war alles, was es in einem ausreichend hektischen Augenblick brauchte. Aus dem Schweber steigen, die Jacke umdrehen, die Perücke in eine Tasche stopfen, den Apparat bei ein paar anderen geparkten Schwebern zurücklassen und dann davonspazieren … Es wäre natürlich viel schwerer gewesen, es umgekehrt zu machen, wenn ein Quaddie einen Planetarier darstellen sollte.
    Miles starrte auf Firkas hohle, von dunklen Ringen umgebene Augen. Dann zog er einen passenden Mopp aus blonden Locken aus den Grafikdateien und setzte ihn auf Firkas unschönen Kopf.
    War das eine passende Annäherung an den dunkel
    äugigen Quaddie mit dem breiten, gewölbten Brustkorb und der Nietenkanone? Den er nur einen Sekundenbruchteil gesehen hatte, auf fünfzehn Meter Entfernung und zu einem Zeitpunkt, da Miles’ Aufmerksamkeit – das 237
    musste er zugeben – auf das Funken sprühende, ratternde, heiße Messinggeschosse ausspuckende Objekt in den Händen des Unbekannten gerichtet war … hatten diese Hände Schwimmhäute gehabt?
    Glücklicherweise konnte er eine zweite Meinung einholen. Er gab den Code von Bel Thornes Wohnung an der KomKonsole ein.
    Es war keine Überraschung, dass zu dieser unverschämt frühen Stunde das Vid-Bild nicht anging, als Nicols verschlafene Stimme sich meldete: »Hallo?«
    »Nicol? Hier Miles Vorkosigan. Tut mir Leid, dass ich dich aus deinem Schlafsack hole. Ich muss mit deinem Hausgenossen sprechen. Schmeiß ihn raus und lass ihn ans Vid kommen. Bel hat inzwischen mehr Schlaf abbekommen als ich.«
    Das Vid-Bild erschien. Nicol richtete sich auf und zog mit einer unteren Hand ein weiches Spitzengewand enger um sich; dieser Teil des Apartments, das sie mit Bel teilte, befand sich offensichtlich auf der schwerelosen Seite der Station. Es war zu dämmerig, um außer ihrer schwebenden Gestalt mehr erkennen zu können. Sie rieb sich die Augen.
    »Was? Ist Bel nicht bei dir?«
    Obwohl die Gravitationsanlage der Turmfalke gut funktionierte, spürte Miles in seinem Magen ein Gefühl, als befände er sich im freien Fall. »Nein … Bel ist vor mehr als sechs Stunden heimgegangen.«
    Nicol runzelte die Stirn. Der Schlaf wich aus ihrem Gesicht, auf dem sich stattdessen Erschrecken abzeichnete.
    »Aber Bel ist gestern Abend nicht nach Hause gekommen!«
    238

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    Der Sicherheitsposten Nr. 1 der Station Graf, wo sich die meisten der Verwaltungsbüros der Sicherheitspolizei befanden (auch das von Chef Venn), lag völlig auf der schwerelosen Seite der Station. Miles und Roic schwebten, gefolgt von

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