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Vorn

Titel: Vorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bernard
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Redaktion, und Tobias fragte auch nach der Praktikantin in ihrem Zimmer,
     die an diesem Tag angefangen hatte. Sie hieß Sarah, wie Dennis ihm sagte. »Und, hübsch?«, fragte Tobias. »Ziemlich. Hat aber,
     glaub ich, einen Freund, einen Christian oder so. Auf jeden Fall telefoniert sie manchmal ganz leise.«
     
    |126| In diesem Gespräch mit Dennis hörte Tobias zum ersten Mal Sarahs Namen. Als er drei Tage später von seiner Reise zurückkehrte
     und morgens in die Redaktion kam, sah er sie an ihrem Praktikantenplatz sitzen, hinten links im Büro, gegenüber von seinem
     eigenen Schreibtisch. Tobias ging auf sie zu, gab ihr die Hand und sagte den Satz, mit dem er jeden neuen Praktikanten im
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begrüßte: »Hallo, ich bin Tobias, Tobias Lehnert, ich betreue hier die ›Details‹-Rubrik.« Er schenkte Sarah in diesem ersten
     Moment keine besondere Beachtung. Es stimmte, was Dennis gesagt hatte: Sie sah gut aus, hatte lange hellbraune Haare und einen
     schönen Mund; als sie aufstand und das Zimmer verließ, fiel Tobias auch ihre Figur auf. Er bekam allerdings schnell mit, dass
     Dennis und Sarah ziemlich vertraut miteinander waren. Sarah recherchierte sogar schon etwas für seine Rubrik; sie hatte von
     ihm ganz kurzfristig einen Auftrag für einen Artikel in der nächsten
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- Ausgabe bekommen. Als Dennis’ Telefon ein paar Mal hintereinander klingelte und er sich jedes Mal mit seiner weichen Stimme
     meldete – »Hagen«, sagte er, mit langem a, und diesen ausgeruhten Tonfall behielt er auch im größten Redaktionstrubel bei
     –, sah Sarah lächelnd zu ihm herüber, und nachdem er aufgelegt hatte, rief sie ihm zu: »Hey, Dennis, du hast ja eine tolle
     Stimme, du könntest echt Radiomoderator sein.« Später an diesem Vormittag kam Fanny von Graevenitz ins Spaßzimmer und bat
     Sarah bei einer Bildrecherche um Hilfe. Sarah fragte, ob das bis nach dem Mittagessen Zeit habe, weil sie, wie sie sagte,
     gerade »was für Dennis schreiben« müsse. Diese Formulierung ließ Tobias aufhorchen. Er hatte sie schon häufiger von früheren |127| Praktikantinnen gehört. Aus diesen Worten klang eine bestimmte Nähe, so als gehe es für Sarah nicht nur darum, etwas für Dennis’
     Rubrik zu schreiben, sondern für diesen selbst, als richte sich der Artikel an den Redakteur persönlich und nicht an die Leser
     des Magazins.
     
    Tobias musste lächeln. In den drei Tagen, in denen er nicht im
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gewesen war, hatte sich zwischen Dennis und Sarah also sofort wieder die übliche Tauschbeziehung zwischen Redakteur und Praktikantin
     ergeben. Er hatte ihr eine größere Aufgabe zugeteilt, sie himmelte ihn ein wenig an, und es war nicht zu sagen, wie viel Berechnung
     hinter beiden Verhaltensweisen stand. Tobias hatte inzwischen oft den Eindruck, dass sich dieses Verhältnis auf einem schmalen
     Grat bewegte. In anderen Redaktionen, etwa im Kulturteil der Tageszeitung, begegnete er auch immer häufiger Redakteuren, die
     ihm wie in die Jahre gekommene Zerrbilder der
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- Mitarbeiter erschienen. Einer noch sichtlich überforderten Praktikantin gaben sie schon nach ein paar Tagen übermäßig verantwortungsvolle
     Aufträge, in der Hoffnung, diesen großzügigen Kredit in der Währung des Flirts und der Bewunderung zurückgezahlt zu bekommen.
     Wenn die Praktikantin dann die erste Version des Artikels ablieferte, schrieb ihn der Redakteur insgeheim vollständig um,
     um ihr nach Erscheinen des Texts erstauntes Lob in der Redaktionskonferenz einzubringen. Doch auch von der Seite der Mädchen
     her hatte es im
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manchmal abschreckende Beispiele gegeben. Es waren Praktikantinnen, denen überdeutlich anzumerken war, dass es ihnen |128| nur um die Aussicht auf Karriere und Weiterkommen ging, egal in welchem Zusammenhang. Bei der kurzen Vorstellung auf der Montags-Konferenz
     sagten sie gerne, es sei schon immer ihr Traum gewesen, »was mit Medien« zu machen, sie seien sich aber bislang noch unschlüssig,
     ob es »nicht doch eher so in die PR-Richtung gehen« solle. Es war auch nach ihrem ersten Vormittag in der Redaktion klar,
     dass diese Praktikantinnen innerhalb der drei Monate keinen einzigen Artikel schreiben würden. Nur für lange Telefonrecherchen
     waren sie gut, weil sie es genossen, sich am Apparat mit routinierter Bürostimme als Vertreterin des
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- Magazins ausgeben zu dürfen. Wenn diese Mädchen beim Mittagessen oder in der Teeküche ankündigten, welches Praktikum sie nach
     dem Ende beim
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