Vorposten des Commonwealth
Rauchstäbchen an.
Sedda, der zweite Pilot, ließ die Motoren des Fahrzeugs bereits warmlaufen. Als die großen Rotoren sich zu drehen begannen, lief ein Rütteln durch den Schweber.
„Nehmen Sie hinten zwischen der Fracht Platz“, sagte Franz. Er wandte sich an den fetten Mann. „Ich nehme an, Seine Lordschaft wird mit dieser nicht geplanten Fahrt nachträglich einverstanden sein, York?“
„Daran ist nicht zu zweifeln“, erwiderte der dicke Mann und machte es sich für die Reise bequem.
„Das genügt mir.“ Der Pilot wollte wieder an seinen Platz nach vorn gehen.
„Kannst du mir nicht erst hier helfen, Franz?“ fragte York.
„Gern, du Ungeheuer.“
York hatte in einem Seitenabteil herumgewühlt und zwei Augenbinden zum Vorschein gebracht. „Ich muß schon sagen“, begann Porsupah unsicher. „Sind diese Dinge wirklich notwendig?“
„Ich fürchte ja“, entschuldigte sich York. „Sie verstehen, wo es um Ware einer so – äh – oppositionellen Art geht, sind außerordentliche Vorsichtsmaßregeln die Norm.“ Er nahm Kitten behutsam den Stummel des Rauchstäbchens aus dem Mund und legte es zur Seite.
Kitten wand sich ein wenig, als das dunkle Tuch ihr die Sicht nahm. „Sie nehmen doch nicht etwa an, daß ich den Weg zum Versteck Ihres Arbeitgebers nach einer rasenden Fahrt bei Nacht über die Gewässer eines mir völlig unbekannten Planeten wiederfinden könnte, selbst wenn ich wollte und die Augen offen hätte?“
„Das glaube ich ja auch gar nicht. Aber dieser Glaube erstreckt sich nicht auch auf Ihren pelzigen Freund hier. Wo unbekannte Größen ins Spiel kommen, ist es am besten, vorsichtig zu sein. Und auch wenn Sie potentielle Kunden sind, so stellen Sie beide doch eine ziemlich unbekannte Größe dar.“
„Ach, ja?“ fragte Kitten. „Ich würde meinen, wir wären recht durchsichtig. Auf jeden Fall ist klar, was wir beabsichtigen. Warum nennen Sie uns ‚potentielle’ Kunden? Setzen Sie Zweifel in meinen Kontostand?“ Kitten bekam allmählich ein unangenehmes Gefühl im Magen. Sie fürchtete, irgendwer habe irgendwann einen schrecklichen Fehler begangen. Das geschah ihr immer dann, wenn die Geschehnisse sich weigerten, im Einklang mit ihren eigenen Vorstellungen vom Kosmos abzulaufen.
„Nicht in ihren Kontostand, nein“, erwiderte York lässig. Er knotete die Binde fest. Sehr fest. „Aber Zweifel habe ich, ja. Besonders gern möchte ich eins wissen. Es ist nur eine Kleinigkeit, aber sie stört mich. Als Sie sich mit mir an meinem armseligen Stand unterhielten, gingen zwei Leute vorbei, die gar nichts anderes sein konnten als Kriminaler in Zivil, und sie hielten es nicht für angebracht, uns zu unterbrechen.“
„Warum hätten sie uns denn unterbrechen sollen?“ Kitten bekam es mit der Angst.
„Weil“, fuhr Franz dazwischen, „Ihre Rauchstäbchen, wie uns Freund Yorks Aufnahmegerät verriet, aus terranischem Tabak bestehen. Seit einer der ersten Kolonisten entdeckte, daß Tabaksqualm die jungen Schößlinge einer besonders seltenen und wertvollen Holzart vernichtet, ist der Import von terranischem Tabak auf Repler verboten.“
Kitten zuckte halbherzig die Schultern. „Und das hätte ich wissen sollen?“ Sie zog die Füße unter und schob eine Hand langsam auf die Augenbinde zu.
„Sie nicht“, erklärte York. „Aber die beiden Kriminaler, selbst wenn Sie Ihre Stäbchen an den ach-so-genauen Zollbeamten im Hafen hätten vorbeischmuggeln können –“
In einer einzigen Bewegung riß Kitten die Binde ab und stieß Franz den Absatz gegen die Kniescheibe. Sie fühlte sie brechen. Der große Pilot knickte vor Schmerz und Schreck zusammen. Sie bemerkte, daß Sedda den Schweber auf Automatik stellte und sich zu ihr umdrehte, und gleichzeitig fiel ihr von hinten ein sehr schwerer Gegenstand auf den Kopf. Mit ihm senkten sich Dunkelheit und Stille auf sie nieder.
Als sie wieder zu Bewußtsein kam, stellte sie fest, daß ihre Lage in der Welt sich verändert hatte. Sie befand sich jetzt in der Waagerechten. Sie versuchte, die Arme, dann die Beine zu bewegen. Das Ergebnis war nicht ermutigend. Ihre Glieder waren wirksam gefesselt. Die Bank, auf der man sie festgebunden hatte, war hart, flach und (Kitten wand sich unbehaglich) verdammt kalt. Die Kälte wurde besonders spürbar aus dem Grund, daß sie keine Kleider anhatte. Die Bande um ihre Handgelenke, ihre Taille und ihre Knöchel störten sie mehr als ihre Nacktheit. Ihre Kleidung vermißte sie vor allem wegen der
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