Vorsätzlich verliebt
Partnerin vorweisen musste.«
Selbst heutzutage war der Druck auf sehr viele Menschen groß, ihre Sexualität zu verheimlichen. Tilly musste an all die Schulmütter denken, die völlig nutzlos nach ihm geschmachtet und mit dem superfitten Lehrer ihrer Kinder geflirtet hatten.
»O Max, und jetzt zieht er nach Schottland. Mögen Sie ihn sehr?«
Er zuckte mit den Schultern. »Was gäbe es an ihm nicht zu mögen? Aber wir wussten beide, dass sich da nichts entwickeln kann. Die arme Lou, es war traumatisch genug für sie gewesen, als sie dachte, ihre Mutter hätte es auf ihn abgesehen.«
Da hatte er nicht unrecht. Tilly versuchte es mit einem Friedensangebot und reichte ihm eine der dampfenden Pommestüten. »Die hier sind für Sie und Betty.« Ihr kam ein weiterer Gedanke. »Die arme Kaye. Sie mochte Tom wirklich.«
»Ich weiß. Wir sagen es ihr besser nicht, okay?«
»Ist wahrscheinlich am besten. Alle, für die sie sich interessiert, entscheiden sich für die andere Seite. Ach …« Tilly kam ein noch entsetzlicherer Gedanke. »Sagen Sie nicht, dass Parker auch schwul ist.«
Max grinste und aß ein Pommes. »Keine Sorge, manche von uns haben einen besseren Schwulenradar als meine Exfrau. Parker ist definitiv Hetero.«
Samstagabend. Tilly war an der Reihe, allein im Haus zu sein, nur mit Betty zur Gesellschaft. Max hatte den Zug nach London genommen, um sich mit den Besitzern des Hotels in West-Kensington zu treffen, die ihn für ihre Renovierungsarbeiten beauftragt hatten, und kam erst am Sonntagmittag zurück. Lou verbrachte das ganze Wochenende bei Nesh, und Kaye war mit Parker nach Oxford gefahren, um ihm die Stadt zu zeigen und zu shoppen und um eine unvergessliche Nacht mit ihm in der spektakulären Präsidentensuite des Randolph zu verbringen.
Tja, angeblich spektakulär. Nicht, dass Tilly jemals das Glück gehabt hatte, das selbst herauszufinden. Trotzdem konnte sie sich Schlimmeres vorstellen, als an einem Samstagabend auf einem bequemen Sofa zu liegen, mit einem Flachbildfernseher und einem niedlichen Hund auf dem Schoß. Draußen goss es in Strömen und der Wind ließ die Äste der Birken rascheln.
Doch innen war es warm und trocken, und einer ihrer absoluten Lieblingsfilme würde gleich anfangen.
Mit unfehlbarem Timing streckte sich Betty, sprang von Tillys Schoß und trottete zur Wohnzimmertür, drehte sich um und sah Tilly bedeutungsschwer an.
»Ist gut, aber du musst dich beeilen.« Tilly faltete ihre Beine auseinander, ging zur Tür und ließ Betty hinaus. Das Problem mit Hunden war, dass sie nicht zu schätzen wussten, wie sehr man es hasste, die ersten Minuten eines Filmes zu verpassen, während sie draußen im Garten herumschnüffelten und nach dem perfekten Ort zum Pinkeln suchten. Als sie die Küchentür öffnete, schlug Tilly der Regen ins Gesicht. »Bäh, ich warte hier. Heute nicht draußen herumhängen, verstanden?« Angesichts dieses Wetters würde Betty hoffentlich tun, was immer sie tun musste, und dann pronto wieder ins Haus kommen.
Die kleine Hündin glitt gehorsam an ihr vorbei in die Dunkelheit des Gartens.
»Schneller als eine Gewehrkugel«, rief Tilly ihr hinterher.
Später fragte sie sich, ob sie mit diesen Worten das Schicksal herausgefordert hatte. Gleich dadrauf ertönte salvenartiges hohes Bellen, dann hörte man wildes Raufen, und Betty kam über das Gras geschossen, dicht gefolgt von einem Fuchs. Tilly schrie auf, sah den langen, buschigen Schwanz des Fuchses, der Betty nachsetzte, und das schneller als eine Gewehrkugel, der über den Rasen und hinein in die Büsche am Ende des Gartens hetzte.
O Gott, Betty …
Tilly rannte ihnen barfuß hinterher, aber sie waren verschwunden, über die Trockenmauer und hinein in den dahinterliegenden Wald. Keuchend und in Panik rief sie immer wieder Bettys Namen. Letzte Woche hatte es ein großer, alter Fuchs geschafft, sich einen Tunnel in den Hühnerstall von Bartons Farm zu graben und dort sechzehn Hühner zu töten. Die arme Esme Barton war untröstlich gewesen. Füchse waren böse Kreaturen, die aus Spaß töteten, und Betty war sehr klein, ein Drittel der Größe des Fuchses, der sie halb zu Tode erschreckt und über die Mauer gejagt hatte.
Brachten Füchse auch Hunde um? Tillys Herz pochte heftig gegen ihre Rippen. Sie hatte noch nie von einem solchen Fall gehört, aber sie war ja auch ein Stadtkind und hatte keine Ahnung.
Das musste natürlich ausgerechnet dann passieren, wenn Max verreist war. Sie rannte ins
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