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Vorsaison

Vorsaison

Titel: Vorsaison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Weitzels
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Anscheinend
amüsierte ich ihn, denn er lächelte noch immer — wenn auch von oben herab! Aber
auch ich wusste, wie man sich kühl und unnahbar gab und wenn Adelio mit seinem
Benehmen vorgehabt hatte, mich in Verlegenheit zu bringen, so war ihm dies auch
nicht gelungen. Allerdings war ich verärgert über so viel Arroganz! Corinna
nahm nun ihr Glas, bedeutet mir, dasselbe zu tun, und prostete dann Titus zu. Adelio
hatte sich daraufhin wieder der Schottin zugewandt. Titus zuckte die Schultern
und stieß mit Corinna und mir an.
     
    Titus war wirklich sehr klein — und
dick und außerdem schwitzte er nun fürchterlich, was wohl mit seinem enormen
Übergewicht zusammenhing. Er fluchte, weil Paco keine Klimaanlage habe und fragte
Corinna, ob sie überhaupt wüsste, welche Opfer er ihretwegen bringen würde,
weil er immer noch hierher käme und sie in dieser Absteige besuchte! Er stand
neben Corinna, und als er einen Fuß auf die durchgehende Stange stellte, die
unten an der Theke als Fußstütze angebracht war, fiel mir auf, dass er Schuhe
mit Absätzen trug. Sein Deutsch war jedoch wirklich sehr gut. Titus wollte
wissen, woher ich käme und wie lange ich schon in Lloret sei. Corinna trank
derweilen zügig aus ihrer Copa, einer Sektschale, und Paco war sehr darauf
bedacht, ihr gleich nachzuschenken. Als ihr Fläschchen leer war, räumte er es
auch sofort unter die Theke und warf mir dabei einen vielsagenden Blick zu. Mein
Fläschchen war noch immer halbvoll! Als Corinna dann beim nächsten Mal ihre
Copa ganz austrank, schüttete Paco deshalb den Rest aus meiner Flasche einfach
in ihr Glas und räumte meine Flasche daraufhin ebenfalls weg. Auch Corinna war
dies nicht entgangen und sogleich fragte sie Titus, ob er uns denn nicht noch
einen Piccolo spendieren wolle. Doch bevor Titus darauf antworten konnte,
drehte sich Adelio erneut zu uns um. Gleichzeitig stand die Schottin auf und
ging zu ihren Platz, vorne beim Eingang zurück, wo auch ihre
Schwester saß.
    >>Ich übernehme das<<,
sagte Adelio und gab Paco ein Zeichen. Gleich darauf protestierte Titus und
rief, Adelio sei sein Gast, also seinen auch wir seine Gäste.
    >>Adelio ist mein bester
Kunde<<, sagte er dann zu mir. >>Und die muss man bekanntlich bei
Laune halten!<<
    Dann fing Titus an zu lachen und
Corinna stimmte sogleich mit ein. Adelios Gesicht hingegen blieb regungslos,
aber ich hatte so das Gefühl, als ob ihm dies peinlich war. Mir ging es ähnlich
und ich fühlte mich gar nicht wohl in meiner Haut. Corinna hingegen schien voll
in ihrem Element zu sein und sorgte auch für die nötige Stimmung. Wir stießen
erneut an und ich sah, wie Corinna ihr Glas nun in einem Zug leerte. Bislang hatte
ich an meinem Glas nur genippt. Leider kam ich nicht umhin, bei einem Piccolo
den Sekt selbst und nicht ersatzweise einfach Saft zu trinken. Immerhin stand
die Flasche selbst auf dem Tresen und es wäre ohnehin aufgefallen. Gewöhnliche
Copas bereitete Paco hinter der Theke zu und deshalb würde es dann auch nicht
auffallen, wenn ich beispielsweise statt Wodka-Orange nur Orangensaft bekam! Auch
Corinna war nicht entgangen, dass ich nur an meinem Glas nippte und sie
bedeutete mir mit den Augen, dass ich schneller trinken müsse.
     
    Corinna widmete sich dann wieder
Titus, legte die Arme um seinen wulstigen Hals und fragte erneut, wo er denn
die ganzen letzten Wochen über gesteckt habe. Immerhin habe sie ihn schon seit
vor Weihnachten nicht mehr gesehen! Titus erzählte daraufhin, er sei über die
Feiertage zu Hause in Italien bei seiner Mama gewesen und hätte danach noch
zwei Wochen Urlaub in Thailand gemacht. Während Titus erzählte, nahm Corinna wie
beiläufig wieder ihre Copa zur Hand.
    >>Cin-Cin!<<, rief sie dann
und wartete, bis dass auch Titus und Adelio ihre Gläser nahmen. Wieder
bedeutete sie mir dabei mit den Augen, diesmal mehr zu trinken. Also nahm auch
ich einen größeren Schluck. Ich war Alkohol zwar nicht gewöhnt, aber bei den
wenigen Anlässen, zu denen ich tatsächlich einmal am Alkohol genippt hatte,
hatte es sich auch immer um Sekt gehandelt — meist anlässlich eines Geburtstages
oder zu Silvester. Dennoch merkte ich, wie mir das Zeug zu Kopf stieg!
     
    Genau wie ich hatte Adelio bislang
kaum etwas zur Unterhaltung beigetragen. Er beobachtete, ähnlich wie ich und
sah auch, wie Corinna mir Zeichen gab doch endlich schneller zu trinken.
    >>Du arbeitest wohl noch nicht
so lange hier<<, stellte er fest. Dabei wandte er sich mir so zu, dass
Corinna

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