Vorsicht, Casanova!
Norden auf. Da Mariel weder anhänglich noch klammernd wirken wollte, sorgte sie dafür, dass sie bereits in ihr kleines Büro gefahren war, als es so weit war. Natürlich schenkte sie ihm einen langen Abschiedskuss.
Die nächsten Tage verbrachte sie mit hektischer Betriebsamkeit. Sie führte Gespräche mit mehreren Schneidern, zeichnete neue Entwürfe und wählte Muster aus.
Er rief sie jeden Abend an. Sie vermisste ihn. Sie bemühte sich wirklich, es nicht zu tun, denn eines Tages würde er ihr Verhältnis beenden, das wusste sie. Deshalb konzentrierte sie sich auf ihre Arbeit. Der Weg zum Erfolg lag so klar vor ihr, dass sie ihn beinahe greifen konnte.
Es sei denn …
Anstatt die Bestellung für neue Stoffe aufzugeben, die sie dringend benötigte, zwang sie sich, dem Unmöglichen ins Auge zu blicken und machte einen Termin bei ihrer langjährigen Familienärztin aus. Sie hatte die letzten Tabletten in der Packung ihrer Pille aufgebraucht. Ihre Periode war beinahe zwei Wochen überfällig. Sie wollte keine neue Packung anfangen, ehe sie nicht wusste, woran das lag.
Dr. Judy sagte: „Wenn du keine Tablette ausgelassen hast, dich nicht übergeben musstest oder andere Medikamente genommen hast, dann ist es sehr unwahrscheinlich, dass du schwanger bist, Mariel.“
Mariel biss sich auf die Lippe, während sie die ältere Frau anblickte, die bereits all ihre Kindheits-Wehwehchen behandelt hatte. Plötzlich war ihr speiübel. „Auf dem Flug von Paris hierher war mir furchtbar schlecht, sodass ich mich übergeben musste. Außerdem habe ich dummerweise die Zeitverschiebung missachtet, und dadurch blieb eine Tablette übrig …“
Dr. Judy kritzelte irgendetwas in Mariels Patientenakte, dann lächelte sie auf großmütterliche Art über den Rand ihrer schmalen Brille hinweg, sodass Mariel am liebsten auf ihren Schoß geklettert wäre und sich ausgeheult hätte, wie sie es mit fünf getan hatte, als ihr Knie genäht werden musste.
„In diesem Fall“, erklärte die Ärztin, „sollten wir vielleicht einen Bluttest machen.“
11. KAPITEL
Schwanger.
Mariel stieß sich vom Beckenrand ab und pflügte mit kräftigen Armzügen durch das blaue Wasser des Pools. Schwanger. Sie schwamm schneller, ganz so als könne sie auf diese Weise ihrem Problem entfliehen.
Dr. Judy hatte ihr versichert, dass der Befund eindeutig war und ihr daraufhin geschildert, wie die nächsten Schritte aussahen, die Mariel unternehmen sollte. Wahl des Krankenhauses, Geburtsvorbereitungskurs, Vitamine. Sie hatte ihr sogar ein paar Internetseiten genannt, die Bilder eines ungeborenen Fötus beinahe von der ersten Woche an zeigten. War es zu fassen?
Nur dass Mariel sich an kaum etwas erinnern konnte. Sie hatte sich in einer Art Schockzustand befunden und war wie auf Autopilot geschaltet zurückgefahren. Wenn sie jetzt darüber nachdachte, wunderte es sie, wie sie es, ohne einen Unfall zu verursachen, von der kleinen Hügelstadt Stirling in die City geschafft hatte. Erst jetzt, wo das erfrischend kühle Wasser die Betäubung aufbrach, legte sich der Schock ein wenig, und die Realität setzte ein.
Oh, Gott, sie bekam ein Baby. Danes Baby.
„Dane“, murmelte sie. Der Mann, der weder Heirat noch Kinder wollte.
Der Mann, den sie liebte.
Sie holte tief Luft und tauchte auf den Beckenboden hinunter in der Hoffnung, so ihren aufgewühlten Emotionen zu entkommen. Ihr war doch absolut klar, wie dramatisch sich die Dinge nun verändern würden.
Im Moment befand sich Dane noch in seliger Unwissenheit, und das würde er auch noch ein paar Tage bleiben. Immerhin konnte sie ihm eine solche Neuigkeit nicht am Telefon mitteilen.
Doch ein Geheimnis wie dieses würde nicht lange geheim bleiben.
Mariel tauchte wieder auf, wischte sich das Wasser aus den Augen und stieg aus dem Becken. Sie schüttelte die Haare aus, wickelte ein Handtuch um den Kopf und setzte sich an den Beckenrand.
Dane würde glauben, dass sie ihn manipuliert hatte, genau wie seine Ex-Freundin damals. Er wollte Kondome benutzen, doch sie hatte ihm versichert, dass nichts passieren könne, da sie die Pille nahm. Hätte er deutlicher sagen können, dass er keine Kinder haben wollte? Niemals.
Also blieb ihr gar nichts anderes übrig, als ihm klarzumachen, dass sie ihn ganz sicher zu nichts zwingen würde, was sie beide nur unglücklich machen würde. Wut, Feindseligkeit und letztlich Gleichgültigkeit wären die Folge. Niemand hatte das Recht, ein Kind in die Welt zu setzen und es in einem
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