Vorsicht, leicht entflammbar!
erklärte Mark am Freitagmorgen, ehe er sich verabschiedete. âWir sind bei meinem Vater eingeladen.â Er blickte Dana mit einem kleinen Lächeln an. âMach dir keine Sorgen. Du brauchst dich nur ganz natürlich zu benehmen.â
Dana machte sich aber doch Gedanken. Sie hatte sich Marks Liebe sicher gefühlt, als sie Joseph Sanders zum letzten Mal gesehen hatte. Nun musste sie ihm etwas vortäuschen, und sie fürchtete sich vor den scharfblickenden Augen von Marks Vater.
Aber Mark hatte Recht. Sie musste sich dieser Begegnung stellen, und sie musste versuchen, ihre Rolle so gut wie nur möglich zu spielen.
Sie zog sich mit besonderer Sorgfalt an. Die Frisur lieà ihr Gesicht schmaler erscheinen, oder hatte sie wirklich so eingefallene Wangen, wie es ihr Spiegelbild zeigte? Dana wusste, dass sie abgenommen hatte, dass es aber so auffällig war, bemerkte sie erst jetzt.
Marks Vater erwarte sie in der Bibliothek, erklärte das Mädchen, das Mark mit der Vertraulichkeit einer langjährigen Angestellten begrüÃt hatte. Mr Bertrand sei bei ihm.
Dana schaute Mark rasch von der Seite an, um festzustellen, wie er die Anwesenheit seines Bruders aufnahm. Aber wieder einmal verriet seine Miene nichts.
Dana war über das Aussehen ihres Schwiegervaters tief bestürzt. Er hatte sich in den beiden Wochen, seit sie ihn nicht gesehen hatte, erschreckend verändert. Die Augen lagen tief in den Höhlen, und seine Haut war eher grau als blass zu nennen.
Joseph Sanders begrüÃte Mark und Dana ohne jeden Ãberschwang. Er überlieà es Bertrand, sie mit Drinks zu versorgen. Es war auch Bertrand, der den Hauptteil der Unterhaltung bestritt. Sein Vater hörte nur zu, aber Dana hatte den Eindruck, dass seinem wachen Blick nichts entging. Sie bemühte sich krampfhaft, die glückliche Ehefrau zu spielen. Ihr Schwiegervater war fast ein Fremder für sie, doch ihr Mitleid für ihn war aufrichtig und stark. Es war schlimm, alt und krank zu sein. Aber die Gewissheit, dass der Tod nahte und es kein Mittel gab, das ihn aufhalten konnte, musste eine noch wesentlich furchtbarere Belastung sein!
Beim Essen saà Bertrand neben Dana, Mark und sein Vater nahmen die Plätze am anderen Ende der Tafel ein, die zu groà für so wenige Menschen war. Dana konnte nicht hören, worüber Mark mit seinem Vater sprach. Sie selbst wurde völlig von Bertrand in Beschlag genommen. Ihr Schwager war ein überaus unterhaltsamer Gesellschafter. Seine farbigen Berichte über das Leben auf Hawaii erweckten eine leise Sehnsucht in ihr, dorthin zu reisen und eine Zeit lang bleiben zu können.
âBist du wirklich entschlossen, nicht zurückzugehen?â, fragte sie Bertrand. âMir scheint, du hast doch das Leben dort in vollen Zügen genossen?â
âMit der Zeit verliert alles seinen Reizâ, gab Bertrand leichthin zur Antwort. âIch habe alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Es bleibt nun Mark überlassen, ob er den Mann, den ich als Verwalter eingesetzt habe, behalten oder sonst jemanden beauftragen will.â Bertrand sah Dana sekundenlang neugierig an. âIhr wollt doch beide im Januar hinfliegen?â
âSelbstverständlichâ, erwiderte Dana ohne übermäÃige Begeisterung. âIch freue mich schon daraufâ, setzte sie hastig hinzu.
âEs ist ein Paradies für Hochzeitsreisende.â Bertrands Stimme enthielt eine Spur Ironie. âWas ihr in diesen wenigen Tagen genossen habt, kann man wohl kaum als Flitterwochen bezeichnen, oder?â
In der verlegenen Pause, die nach Bertrands Bemerkung eintrat, stellte Dana fest, dass auch Mark und sein Vater verstummt waren und auf ihre Antwort warteten. Sie konnte nur hoffen, dass das Lachen, mit dem sie Bertrand anschaute, nicht so gezwungen wirkte, wie es in Wirklichkeit war. âSpielt es eine Rolle, wo oder wie lange man seinen Hochzeitsurlaub verbringt?â
âNein, natürlich nicht, wenn man nur zu zweit istâ, gab Bertrand bereitwillig zu. Für einen flüchtigen Moment begegnete er dem Blick seines Bruders, dessen Augen dunkel geworden waren. âMiteinander allein sein ist das Wichtigste, nehme ich an.â
Erst im Auto während der Heimfahrt konnte Dana die Frage stellen, die sie schon länger beschäftigte.
âWar Bertrand der Grund dafür, dass du zu Hause ausgezogen bist und dir eine eigene Wohnung genommen
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