Vorsicht Nachsicht (German Edition)
und gibt mir einen Kuss gegen die Schläfe, ehe ich mich ein wenig recke und einen richtigen Kuss verlange.
»Habe ich dich heute morgen geweckt?«, erkundigt er sich, während er sich hinter mich setzt und mich in seine Arme zieht.
»Nein, habe gar nichts mitbekommen«, gestehe ich und lehne mich zufrieden an ihn. »Bist du müde?«
»Nein, hab‘ zu viel Kaffee intus«, erklärt er fröhlich. »Ich werde gleich mal was Leckeres kochen und vielleicht kann ich danach ein kleines Mittagsschläfchen machen. Aber eigentlich will ich lieber die Zeit mit dir verbringen. Was hast du eben getrieben?«
»Gelesen.« Ich deute träge auf sein Buch.
»Oh, und, gefällt es dir?«
»Schon«, murmle ich. »Bin aber noch nicht weit.«
»Mhm.« Er beginnt, sacht meinen Nacken zu küssen. »Fieber hast du keins mehr?«
»Ich glaube nicht.«
»Gut…« Seine Hand streichelt über meinen Bauch. »Hunger?«
»Nicht sehr… Habe gerade erst eine Scheibe Brot gegessen«, gestehe ich. »Aber wenn du Hunger hast…«
»Nein, eine Stunde überstehe ich noch so.« Die Hand streichelt höher zu meinem Hals und stupst schließlich sanft unter mein Kinn. Nachgiebig recke ich mich, um seinen Kuss entgegen zu nehmen. »Was meinst du? Wenn du morgen noch immer fieberfrei bist, gehen wir ins Kino?«
»Gern«, hauche ich versonnen und drehe mich ganz in seinen Armen herum, um ihn noch einmal zu küssen. Richtig diesmal. Einfach nur küssen. Diesmal scheint Kilian auch keine weiteren Absichten zu verfolgen. Seine Hände bleiben oberhalb meiner Gürtellinie.
Versonnen nagt er an meiner Unterlippe und neckt mich mit seiner Zunge. Ich vergesse dabei Raum und Zeit. Es dauert sogar eine Weile, bis ich registriere, dass das nervige Läuten nicht meiner Fantasie entspringt, sondern vom Telefon kommt. Widerstrebend rücke ich ein wenig von Kilian ab.
»Lass den AB rangehen«, brummt er aber nur und zieht mich wieder zurück. Seine Lippen sind herrlich rot und feucht. Ich lasse mich nur zu gern erneut von ihnen bezirzen.
»Hallo, Kilian Hubert hier, oder vielmehr nicht hier. Sprecht mir auf das Band, ich rufe euch zurück«, ertönt die übliche Ansage. Ich versuche, sie auszublenden, allerdings ertappe ich mich dennoch beim Lauschen.
»Hi, ich bin’s wieder… Warte immer noch auf deinen Rückruf! Wieder so viel Stress auf der Arbeit oder spielst du immer noch Krankenschwester?« Jeremy. Kein Zweifel. Er klingt ziemlich genervt.
Das scheint sogar Kilian die Lust am Küssen zu verderben. Seufzend löst er sich von mir und runzelt die Stirn.
»Mann, muss das wichtig sein«, brummt er, macht aber keine Anstalten mich loszulassen oder gar aufstehen zu wollen.
Fragend sehe ich ihn an. »Willst du ihn zurückrufen? Ich kann ja solange ins Schlafzimmer gehen…«
»Ach, Unsinn«, brummt Kilian und winkt ab. »Mach‘ ich heute Abend irgendwann… Wenn es ein Notfall wäre, würde er mich auf dem Handy anrufen. Sicher hat er mal wieder eine seiner Launen.«
Ich zucke mit den Schultern. Er muss es ja wissen, immerhin ist er jahrelang mit diesem Mann liiert gewesen. Scheiße. Beunruhigt von dem Gedanken schmiege ich mich an seine Brust. Seine Hände streichen über meinen Rücken. Ich fühle mich augenblicklich ein wenig besser. Jetzt ist er mit mir zusammen. Er streichelt mich und nicht Jeremy. Dennoch will ich mehr wissen.
»Wie hast du ihn eigentlich kennen gelernt?«, will ich leise wissen.
»Puh… Du stellst Fragen«, brummelt Kilian unwillig. »Studium. Es gab immer mal wieder solche Treffen für homosexuelle Studenten. Eine Art Verbindung. Ich bin hingegangen, um andere Schwule kennen zu lernen. Irgendwann kam dann Jeremy dazu.«
»Und wie seid ihr zusammengekommen?«, hake ich nach.
»Nun ja, im Bett sind wir recht schnell gelandet und es blieb nicht bei dem einen Mal.« Er zuckt mit den Schultern. »Es hat sich so ergeben. Wir haben uns gut verstanden. Eigentlich waren wir eher so etwas wie Freunde, die miteinander Sex hatten. Von Anfang an war auch klar, dass wir uns nicht einschränken wollten. Ich schätze, das ist auch der Grund, warum es so lange gehalten hat.«
In meinem Mund entsteht ein bitterer Geschmack. Er klingt sehr aufrichtig. Offenbar will er keine Geheimnisse mehr vor mir. Aber es macht mir Sorgen. Wie lange wird es dann mit uns halten? Nicht so lange. So klingt es zumindest.
»Allerdings hab‘ ich mich geändert«, erklärt Kilian nachdrücklich. »Jetzt will ich etwas anderes. Dich.«
»Also einschränken«,
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