Vorsicht Nachsicht (German Edition)
für mich. Er hat mich gepflegt, als ich krank war. Er kümmert sich um mich.«
»Hm.« Da fällt ihm wohl nichts mehr ein.
Ich öffne die Augen, um zu Viktor zu schielen. Das ist nicht schwer, denn er sitzt viel dichter bei mir als ich vermutet hatte. Erstaunt zucke ich vor ihm zurück und runzle die Stirn. Er ist verdammt nah. Und er sieht mich so aufmerksam an.
»Was?«
»Weiß du…« Er legt seine Hand auf mein Knie und lehnt sich weiter zu mir vor. »Es gibt auch noch andere, die für dich kochen würden. Sogar ich würde für dich kochen.«
»Hä?«, entweicht es mir verdutzt. Er will für mich kochen?
Er schmunzelt nachsichtig. »Ich kann ziemlich fürsorglich sein und ich bin absolut treu.«
»Schön für dich…« Ich rücke von ihm ab und streiche seine Hand beiseite – zu seinem Glück ist das nicht schwer. »Ich auch.«
Viktor lächelt resigniert und zuckt mit den Schultern. »Es war ein Versuch wert.«
Ah ja? Das finde ich nicht, denn jetzt fühle ich mich gänzlich unwohl in seiner Nähe. Außerdem bin ich verwirrt. Was mich etwas beruhigt, ist seine Gelassenheit. Das kann also nicht sein Ernst gewesen sein. Ich atme tief durch und steige aus dem Whirlpool, der mir zu klein für uns beide geworden ist.
»Ich gehe schwimmen.«
»Komme mit«, entscheidet Viktor kurzerhand mit einem Grinsen und folgt mir. »Wieso bist du treu, wenn Kilian es nicht sein muss?«
»Seit Vitali muss er es«, antworte ich schlicht. Also wollte er nur mal austesten, ob ich ebenso leicht zu haben bin wie Kilian?
»Ah, bis ihm wieder ein Ausrutscher passiert und ab dann? Und wieder und wieder?« Viktor seufzt.
»Ich bin nicht sehr eifersüchtig.«
»Nein, gar nicht. Es sei denn, es geht um seinen Ex? Oder was soll deine schlechte Laune sonst?«
»Das ist etwas anderes.«
»Ach, inwiefern?«
»Da geht es nicht um Sex, sondern um Gefühle.« Ich lasse mich in das deutlich kühlere Wasser des großen Schwimmbeckens gleiten. Um Viktor keine weitere Gelegenheit zum Nachbohren zu geben, tauche ich gleich ganz unter, stoße mich von der Wand ab und beginne zu kraulen. Anscheinend hänge ich ihn dabei ab.
Ich schwimme für mich allein bis ich müde werde. So lohnt sich dieser ganze Quatsch mit dem Badeland wenigstens. Irgendwie doch merkwürdig, dass keiner der anderen Zeit gehabt hat und Viktor die ganze Zeit gegen Kilian stänkert. So feiert man doch nicht.
Ich komme nicht nur zum Schwimmen, sondern auch endlich zum Nachdenken.
Als ich mich nach etlichen Bahnen wieder nach Viktor umsehe, sitzt er am Beckenrand. Sein Blick ist unergründlich auf mich gerichtet. So wie er die Sache sieht, ist Kilian wohl der Sündenbock bei der ganzen Geschichte mit Vitali. Wahrscheinlich will er sich wirklich an Kilian rächen. An Kilian rächen, indem er ihm das gleiche antut, wie der ihm? Durchaus möglich. So ein Gefühl hatte ich schon die ganze Zeit. Deshalb habe ich mich wohl auch so unruhig in Viktors Nähe gefühlt.
Kurzerhand schwimme ich auf ihn zu. Ich muss das klarstellen. Am besten gibt er diese Scheiße ganz schnell auf, wenn wir es weiterhin in einer Lerngruppe aushalten sollen.
Stirnrunzelnd sehe ich zu ihm auf, als ich mich neben ihm am Beckenrand hochziehe. Sein Blick wandert dabei geradezu genüsslich über meinen nassen Oberkörper und wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, dass er unter seiner halb getrockneten Bermudashorts hart geworden ist. Zumindest etwas.
»Also, was soll die Scheiße?«, knurre ich, um die Sache möglichst schnell auf den Punkt zu bringen. »Willst du dich an Kilian rächen, indem du mich angräbst? Fällt dir nichts besseres ein?«
Seine grauen Augen, die durch die Reflektion des Wassers etwas bläulich schimmern, verengen sich, weichen meinem Blick jedoch nicht aus. Er scheint nicht mal überrascht.
»Vielleicht war das tatsächlich meine anfängliche Intention, aber die habe ich inzwischen aufgegeben. Es wäre ja auch nicht fair, dich zu benutzen, um ihn zu treffen. Ich bin kein Arschloch.«
»Aha«, brumme ich. »Und was soll dieses ganze Theater dann? Hast du die anderen überhaupt gefragt, ob sie Zeit haben?«
»Dass Inna nicht da ist, wusste ich schon, dass sich Jürgen mit seinem Gewicht ungern in eine Badehose zwängt, war abzusehen und dass Marcel erst ab fünf Uhr Zeit hat, ließ sich angenehm ausnutzen.« Er schmunzelt selbstgefällig. »Das hat aber gar nichts mit meiner Rache an Kilian zu tun. Ich wollte mit dir allein sein. Nicht um dich anzugraben. Es
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