Vorsicht Nachsicht (German Edition)
überzeugen will, hält mich davon ab, mir die Decke über den Kopf zu ziehen und mich hinter geschlossener Tür zu verstecken.
Kein Torben. Es ist Kilian mit einem in Alufolie eingewickelten Etwas. Als sich unsere Blicke begegnen, wirkt seiner ungemein scharf und abschätzend. Nicht wie sonst. Er ist stinksauer. Und mir rutscht das Herz in die Hose. Was erwarte ich? Natürlich ist er nicht gerade erfreut, wenn man ihn versetzt.
Dann gleitet sein Blick über meine Erscheinung. Diesmal habe ich ein bisschen mehr an als sonst. Immerhin auch ein T-Shirt über meiner Shorts. Aber meine Füße sind nackt. Offensichtlich, dass ich gerade aus dem Bett gepurzelt bin. Er runzelt die Stirn.
»Du warst schon im Bett?«
Ich nicke. Eine Begrüßung erscheint mir unangebracht. Was soll ich ihm sagen? Was soll ich ihm sagen? Panik! Ich könnte lügen. Behaupten, ich hätte es vergessen. Nein, dafür ist es schon zu spät. Das hätte ich ihm sofort entgegenbrüllen müssen.
»Ähm, sorry, ich wollte dich anrufen, aber ich habe deine Nummer nicht. Mir ging es nicht so gut…«
Das klingt wie eine beschissene Ausrede. Er nimmt sie mir auch nicht ab. Allerdings sagt er auch nichts dagegen. Er drückt mir das Aluding in die Hand. »Das Essen.«
»Oh…« Daran habe ich gar nicht mehr gedacht. Ich schlucke und weiche seinem Blick verlegen aus.
»Du bist ein schlechter Lügner«, stellt er trocken fest. »So schlecht, dass es schon beinahe wieder niedlich ist. Also was ist los? Angst bekommen?«
»So etwas in der Art.« Ich schäme mich furchtbar.
Er seufzt. »Kann ich reinkommen?«
Ich nicke und trete zur Seite. Er zögert nicht, sondern erobert mit drei Schritten das Zimmer. Mit einem Blick scheint er alles zu erfassen, inklusive meines frisch bezogenen Bettes mit dem aufgeschlagenen Buch. Sein Gesichtsausdruck wird kurz undefinierbar, doch dann entspannt er sich. Er schaut zu mir.
»Also…?«
»Ich hielt es für keine gute Idee mehr«, gestehe ich leise.
»So? Und warum?«
Ich seufze. Mir fällt aber plötzlich kein nennenswerter Grund mehr ein. Ich zucke mit den Schultern und starre auf das noch warme Aluding in meiner Hand. Mein Magen knurrt verräterisch. Ich bin noch nicht zum Essen gekommen.
Er holt tief Luft und schnaubt dann halb belustigt. »Warum isst du nicht erst einmal etwas und erzählst es mir dabei?«
Das ist eine blöde Idee. In seiner Gegenwart, bei so einem Thema, wie soll ich das etwas runter kriegen? Ich gehe dennoch zur Kochecke und lege es zumindest auf die Ablage. Schließlich ringe ich mich dazu durch, es schnell zu beenden.
»Was genau willst du eigentlich von mir?«
»Ich glaube, das habe ich dir schon gesagt.«
»Nicht wirklich«, stelle ich fest, ohne mich zu ihm umzudrehen. »Sex, Essen und was?«
»Ist es nicht ein bisschen früh, das schon so genau festzulegen?«, weicht er aus.
Ich habe keine Chance gegen ihn. Meine soziale Kompetenz ist quasi nicht vorhanden. Verzweifelt sinne ich über eine Alternative nach, um nicht unbedingt seinen vermeintlichen Freund anzusprechen. Mir fällt aber rein gar nichts ein.
»Du hast einen ziemlich schlechten Ruf.«
»Habe ich das?« Er klingt verblüfft. Ich werde unsicher. Wer weiß, wo Torben das her hat. Am Ende hat er wieder übertrieben. Dennoch nicke ich nur.
»Okay, was sagt man denn über mich?«
»Muss ich das wiederholen?«, sträube ich mich.
»Nun, da du es offensichtlich glaubst, kannst du es ja tun.«
Können schon, aber ich will nicht. Nach einer Weile gibt er auf, darauf zu warten. Er bewegt sich auf mich zu und plötzlich spüre ich seine Finger, die mit meinem Haaransatz spielen. Ich habe schon geduscht, wie immer nach dem Caféjob, darum sind sie noch etwas feucht und ganz weich.
»Ich kann’s mir denken«, gibt er zu. »Aber es stimmt nicht, okay?«
»Was?«, frage ich leise.
»Ich schlafe nicht mit jedem und ich kann es durchaus ernst meinen.«
»So wie mit deinem Freund?«
»Welchem Freund?«
»Dem Blonden mit dem Champagner?« Ich beiße mir ärgerlich auf die Lippe. Jetzt habe ich es doch getan. Verdammt. Und wie scheiße eifersüchtig das klang.
Kilian lacht plötzlich auf. »Jeremy?«
‚Wenn er so heißt‘… , denke ich zynisch.
»Das ist schon drei Jahre her!«, behauptet Kilian spöttisch.
Jetzt komme ich mir wirklich dämlich vor. Ich weiche der Hand in meinem Nacken aus, indem ich mich wegducke und auf Abstand gehe. Ich wiederhole einfach, was Torben gesagt hat. Es klingt ein wenig trotzig.
»Bei
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