Vorsicht Nachsicht (German Edition)
immer noch eine Gänsehaut und sämtliche Sinne sind auf den Körper hinter mir ausgerichtet. Ich habe mich noch nie weniger für Essen interessiert.
Unglaublich, dass ich mir da von Torben habe reinreden lassen. Das hier fühlt sich richtig an. Dabei kenne ich ihn eigentlich kaum. Na ja, ich weiß etwas über seine Familie, seine Hobbys, seine berufliche Laufbahn und seinen Musikgeschmack. Eigentlich ist das schon mehr, als ich zum Beispiel über Viktor weiß.
Aber Kilian, die Person an sich, kenne ich noch zu wenig. Seinen Charakter. Ich weiß, dass er viel lacht und lächelt, dass er lieb sein kann, lüstern und wie eben auch verärgert, allerdings dennoch sehr beherrscht. Er ist eben erwachsen und hat sich unter Kontrolle, auch wenn er seine Emotionen nicht versteckt. Ich will mehr über ihn wissen.
»Was hast du heute so gemacht?«, erkundige ich mich nach einiger Überlegung. Kaum zu glauben, dass mir nur so eine dumme Frage eingefallen ist. Trotzdem bin ich beinahe stolz auf mich, dass ich überhaupt etwas gefragt habe. Auch wenn die Antwort recht schwammig ausfällt.
»Ach, nicht viel. Ich musste heute nicht arbeiten.«
»Also was?«, hake ich nach.
»Also habe ich ausgeschlafen, gefrühstückt, die Wohnung aufgeräumt, mir überlegt, was ich koche, mit meiner jüngeren Schwester telefoniert, kurz noch etwas gegessen, trainieren gegangen, gekocht und gewartet.« Ein leiser Vorwurf schwingt in seiner Stimme mit.
Ich runzle die Stirn. Ob er nachtragend ist? Verlegen esse ich zu Ende und erhebe mich, um den Teller wegzubringen. Er rührt sich nicht und wartet offenbar darauf, dass ich zu ihm zurückkomme. Mit klopfendem Herzen setze ich mich zu ihm gewandt zwischen seine Beine und lege meine über seine. Ich traue mich nicht, ihm in die Augen zu sehen.
»Bist du noch sauer?«
»Nein«, behauptet er und lehnt seine Stirn gegen meine. »Ich war auch nicht wirklich sauer, ich war… ein bisschen enttäuscht und verwirrt. Gestern sah es immerhin noch so aus, als würdest du gerne kommen.«
»Wäre ich auch«, versichere ich schnell. »Nur…«
»Tja, Gerüchte verbreiten sich schnell.« Damit tut Kilian das Thema ab und gibt mir einen Kuss. Ich wage es, ihm danach in seine tollen Augen zu sehen. Sie sind keine zehn Zentimeter von meinen entfernt.
Kilian schaut zurück und lächelt plötzlich. »Es klingt total nach einem Klischee, aber du hast hübsche Augen.«
»Ich hab‘ normale Augen«, wende ich ein.
»Nein«, widerspricht er und lässt unsere Nasen zusammenstupsen. »Deine sind tiefgrün, abgesehen von dem kleinen ockerfarbenen Ring um die Pupille und außen werden sie richtig dunkel. Außerdem sind deine Wimpern so herrlich lang.«
Verlegen schlage ich die eben so gepriesenen Augen nieder. Ich spüre, wie mir das Blut in die Wangen schießt. Nicht nur in die Ohren.
Kilian lacht leise. »Mit Komplimenten musst du aber noch umgehen lernen, was?«
Ich verkrieche mich in seiner Halsbeuge, damit er nicht sieht, wie rot ich jetzt werde. Sanft umschließen mich seine Arme und streichen über meinen Rücken. Ich umarme ihn ebenfalls und atme seinen Geruch ein. Er riecht nach einem maskulinen Aftershave und sich selbst. Mir gefällt die letztere Nuance am besten.
»Wenn du mir das nächste Mal die Tür aufmachst, wie wäre es, wenn du dann mal gar nichts anhast?« Der Schalk in seiner Stimme ist nicht zu überhören.
Ich zucke leicht zusammen. »Warum?«
»Ist das eine ernst gemeinte Frage?«
Das könnte ich auch fragen. »Ich meine, wie kommst du darauf?«
»Na ja, das eine Mal nur mit Handtuch, das nächste mal nur in Pants und heute so… Ich bin wirklich gespannt, was du das nächste Mal anhast. Bevorzugt gar nichts.«
Torben würde nicht schlecht gucken. Bisher habe ich ja nie gewusst, welchen der beiden ich erwarten soll. Beziehungsweise habe jedes Mal mit dem anderen gerechnet. Ich gluckse verhalten, als ich mir Torbens Gesicht vorstelle, wenn ich plötzlich nackt vor ihm stehe.
»Schön, dass du auch lachen kannst«, stellt er plötzlich leise fest und umarmt mich fester.
Ich fühle mich ertappt. In der Tat lache ich wohl zu selten. Ich drehe meinen Kopf etwas und küsse seinen Hals. Wohlig seufzend lässt er sich nach hinten fallen und zieht mich mit sich. Ein wenig umständlich, weil ich erst meine Beine sortieren muss. Aber dann liege ich versonnen auf ihm.
»Magst du eigentlich Kino?«, erkundigt er sich plötzlich.
»Kommt auf den Film an. Eigentlich schon.«
»Was magst du
Weitere Kostenlose Bücher