Vorsicht Nachsicht (German Edition)
Packen geholfen und gefragt, ob ich auch nichts vergessen habe, als würde sie vermeiden wollen, dass ich noch einmal wiederkomme. Aber das will ich Kilian lieber nicht sagen. Ich spüre jetzt schon, wie er sich verspannt.
»Was ist dann passiert?«
»Ich wusste erst nicht, wohin«, berichte ich vorsichtig. »Mit Torben hatte ich ja schon länger keinen richtigen Kontakt mehr. Ich hatte ihn und seine Eltern also gar nicht so präsent im Kopf. Zu der Zeit hatte ich gerade mit dem Zivildienst angefangen. Betreutes Wohnen. War kurz nach dem Abi. Also bin ich für ein paar Tage beim Dienst untergeschlüpft. Na ja, die Sache hat sich – wohl dank meiner Mutter – bis zu Torbens Eltern rumgesprochen. Sie haben mich zu sich genommen und seitdem werde ich Torben nicht mehr los.«
»Ach Mensch…«, brummt Kilian und rollt sich über mich. Seine Lippen suchen meine. Tröstend legen sie sich auf sie, als er fündig wird. Der Kuss dauert lange an und am Ende weiß ich gar nicht mehr, womit ich ihn verdient habe. Leider hat Kilian es nicht vergessen.
»So etwas regt mich immer auf. Wie können Eltern ihr eigenes Kind vor die Tür setzen und dann wegen etwas, wofür es gar nichts kann!«
»Ich war schon neunzehn.«
»Trotzdem! Du bist doch immer noch ihr Kind.«
»Hm, nicht wirklich«, formuliere ich es bedächtig und sehe ihn halb zerknirscht an. »Es gab einige Streitereien davor und danach… Das hat die ohnehin kaum vorhandenen familiären Bande gesprengt. Torben und seine Eltern sind meine richtige Familie. Wenn ich Probleme habe, gehe ich eher zu ihnen als zu meinen Eltern.«
»Immerhin hast du jetzt auch mich«, sagt Kilian und küsst mich noch einmal tröstend.
Ich lächle und lege meine Arme um ihn, um ihn an mich zu drücken und sein Gewicht auf mir zu genießen. Seine Hand streicht sanft über meine Seite. Trotz der drückenden Erinnerung fühle ich mich wohl. Dann beginnt sein Mund, an meinem Hals zu knabbern. Ich lasse mich darauf ein und seufze genüsslich. Bald suche ich nach seinen Lippen. Er rollt sich unter mich. Ein wenig verlegender mache ich einfach weiter mit dem Küssen und versuche, nicht daran zu denken, dass es mir nicht gefällt, oben zu liegen. Was ist, wenn er will, dass ich oben bleibe? Er wird jedenfalls schon wieder hart. Und ich auch…
Unauffällig versuche ich, mich wieder unter ihn zu rollen, doch er lässt mich nicht. Mein Herz beginnt zu rasen und ich werde unruhiger. Ich will nicht oben bleiben. Das ist peinlich. Von vorne ist doch schon intim genug. Aber wenn ich auch noch selbst… Ich will das nicht!
»Was hast du?«, nuschelt Kilian leise gegen meine Lippen. Seine Augen öffnen sich und sehen direkt in meine. Mist, er hat es gemerkt. Wie auch nicht, ich Esel? Ich bin total erstarrt. Verlegen verkrieche ich mich an seiner Halsbeuge.
»Ich mag nicht oben sein.«
»Warum nicht?«
»Weil du mich dann sehen kannst und ich…« Das ist so peinlich.
Kilian lacht amüsiert und erlöst mich endlich, indem er sich über mich wälzt. Doch so kann ich mich nicht weiter verstecken. Er blickt mir wieder geradewegs ins Gesicht.
»So kann ich dich auch sehen… Was ist denn so schlimm daran? Ich schau‘ dich gerne an.«
Unwohl weiche ich seinem Blick aus. »Es ist einfach…«
»Ja?«
»…ich mag es nicht so gern.« Völlig falsch ausgedrückt. Wahnsinn, was für ein Depp ich bin.
Kilian stutzt merklich. »Du magst nicht, wenn ich dich ansehe?«
»So meine ich das nicht«, murmle ich schnell und suche verzweifelt nach einer anderen Möglichkeit, es nicht so peinlich auszudrücken. Insgeheim hoffe ich ja darauf, dass Kilian mich auch so versteht, aber so wie er mich ansieht, ist das nicht der Fall. Außerdem will ich nicht wieder so ein Missverständnis produzieren wie das letzte Mal und mit einem Geldumschlag auf meinen Klamotten aufwachen. Mist. Ich seufze.
»Es ist… ich bin… befangen, wenn ich oben sein soll. Das habe ich noch nie gemacht. Ich will mich nicht dumm anstellen.«
»Oh…«, entweicht es Kilian leise. Da! Wunderbar! Nun weiß er, was für ein Looser ich bin. Und er scheint nicht sehr begeistert davon zu sein. Jetzt lacht er auch noch und… küsst meinen Hals? Wie passt das denn zusammen? Verwirrt warte ich darauf, dass er sich erklärt. Stattdessen streicheln mich seine Hände und ich genieße es trotz meiner Verwirrung.
»Du bist süß«, gesteht er mir plötzlich sanft. »Als könntest du dich dumm anstellen oder als würde mir das in so einem Moment
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