Vorsicht Niemandsland
großartig. Ich sah in ihre weit aufgerissenen Augen. Auch auf ihrer Kombination war der »Blutfleck« deutlich zu erkennen.
»Aus«, dröhnte die Stimme meines Kollegen. »Nicht anrühren! Treten Sie zurück, Sir! Es ist möglich, daß die Deneber Bazillenträger sind. Dieser Raum muß sofort desinfiziert werden. Alarmieren Sie Ihre medizinische Station. Sie bleiben vierundzwanzig Stunden unter Quarantäne. Sergeant, decken Sie die Leichen ab. Die Laken mit ID-Mitteln besprühen.«
Sekunden später tauchte das Gesicht eines unmerklich grinsenden Soldaten in meinem Blickfeld auf. Es handelte sich um den Schützen, der seine Geschosse haarscharf an meinem rechten Ohr vorbeigezielt hatte. Er hatte die Order fast zu exakt ausgeführt und mich dadurch wirklich in akute Lebensgefahr gebracht.
Er streifte mir eine grauweiße Kunststoffdecke über den Körper, so daß ich wenigstens wieder normal atmen konnte. Mittlerweile erklärte mein Kollege in knapper Form, welchen Fehler »wir« gemacht hätten und wie es zu unserer »Entdeckung« gekommen wäre.
»Die hervorragende Chirurgie der Fremden vom Planeten Deneb IV ermöglicht die Transplantation denebischer Gehirne in die Körper von Menschen«, führte er an. »Hier haben wir wieder zwei Beispiele. Der Fall ist für Sie erledigt, Oberst Flenchinger. Mein Bericht geht direkt ans Hauptquartier der GWA. Sie bekommen eine Abschrift. Die Leichen sind beschlagnahmt. Sie werden mit dem nächsten Kurierboot zur Forschungszentrale der GWA gebracht. Vorsicht, berühren Sie nicht die Körper.«
Man erfaßte mich an Armen und Beinen und legte mich auf eine Trage. Irgend jemand besprühte die über mich gebreitete Kunststoffdecke mit einem Identifizierungsmittel, ohne eine Sekunde lang an meine empfindliche Nase zu denken. Wenn sich der Abtransport noch einige Augenblicke verzögerte, war es mir nicht möglich, weiter den »Erschossenen« zu schauspielern. Der Niesreiz wurde unerträglich.
Endlich schleppte man meine Trage nach unten. Zusammen mit Taly wurde ich in einen weitbauchigen Transportwagen geschoben, der auch die sechs Männer des Kommandotrupps aufnahm. Agent LG-67 stieg zuletzt zu.
»Los, abfahren«, sagte er hastig. »Schließen Sie die Türen.«
Als das geschehen war, setzte ich mich erleichtert auf und nieste erst einmal heftig. Taly folgte meinem Beispiel. Allmählich kamen meine angespannten Nerven zur Ruhe.
»Sie sollten sich ans Theater verpflichten lassen. Ihre Darstellungskünste sind kaum zu übertreffen«, wurde ich gelobt. Diese Bemerkung löste allgemeine Heiterkeit aus. Ich runzelte die Stirn.
»Wer hat Ihnen den Befehl erteilt, die Platzpatronen gegen scharfe Munition zu vertauschen?« fragte ich erbost. »Sie hätten mich beinahe in ein Sieb verwandelt. Ja, Sie meine ich, Sergeant!«
Der dunkelhaarige Mann deutete auf meinen Kollegen, der in der hintersten Ecke saß.
»Sir«, erklärte er entschuldigend, »es blieb mir keine andere Wahl. Stellen Sie sich einmal vor, wir hätten wirklich mit Platzpatronen geschossen! Dann hätte es in den Wänden doch keine einzige Einschlagstelle gegeben, was sich aber bei einem solchen Feuerzauber überhaupt nicht vermeiden läßt. Ich mußte deshalb scharf schießen lassen.«
»Der Teufel soll Ihre Einfälle holen. Lachen Sie gefälligst nicht, Taly. Mir ist jedenfalls nicht danach zumute. Oder finden Sie es so amüsant, vor den Maschinenwaffen der eigenen Leute zu stehen? Ich nicht.«
»Ich auch nicht«, entgegnete sie, »aber Sie wirken etwas komisch, mein Lieber. Der Gedanke mit der scharfen Munition war absolut logisch und richtig. Oberst
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