Vorsicht Niemandsland
versperren.
»Was soll das bedeuten?« warf Taly mit erregter Stimme ein. »Ich werde mich beschweren und …!«
»Das sollten Sie nicht tun«, wurde sie kalt unterbrochen. »Sie heißen Dr. Petrowna? Und Sie sind wohl der Bakteriologe Dr. Keleman, wie?«
»Unsere Papiere liegen auf dem Schreibtisch des Militärkommandanten«, sagte ich schwer atmend.
Jetzt kam es darauf an! Flenchinger und die anwesenden Offiziere seines Stabes waren zweifellos scharfe Beobachter.
»Uninteressant«, wehrte der Kollege ab. »Es ist uns genau bekannt, durch welche Umstände Sie zum Mond gekommen sind. Sie haben lediglich einen kleinen Fehler begangen, als Sie die Körper jener beiden Menschen übernahmen, die Sie nun imitieren wollen. Halten Sie die Hände ruhig!«
Oberst Flenchinger stieß einen kräftigen Fluch aus. Er hielt plötzlich seine schwere Henderley-Pistole in der Hand. Wenn der Mann die Nerven verlor, konnte es uns an den Kragen gehen. Flenchinger hatte garantiert keine Platzpatronen geladen!
Ich brauchte die Nervosität nicht mehr zu heucheln. Taly starrte bleich auf die Waffe eines Offiziers, der augenblicklich der Meinung war, die GWA unterstützen zu müssen.
»Lassen Sie das bitte. Stecken Sie Ihre Waffen ein«, forderte mein Kollege.
Es lag nicht in unserem Interesse, diese Angelegenheit länger hinauszuzögern. Je schneller es geschah, um so besser war es.
Ich begann marionettenhaft zu lächeln und nahm die Rechte langsam von der Sessellehne. Auf meiner Brust wußte ich den dünnwandigen Beutel mit dem roten Farbstoff. Ein kräftiger Hieb mußte die Hülle einreißen lassen.
»Ich verstehe kein Wort«, beteuerte ich. »Wollen Sie etwa behaupten, Dr. Petrowna und ich hätten uns in der Maske fremder Personen hier eingeschlichen? Sie sind ja verrückt.«
»Ich behaupte, daß Sie keine Menschen sind. Sergeant, schalten Sie ein. Keine Bewegung, Dr. Keleman! Wir spaßen nicht.«
Ich vernahm das schrille Geräusch eines anlaufenden Ultraschall-Projektors, dessen ultrahohe Schwingungen das Gehirn eines Denebers nicht vertragen konnte.
Ich begann Unruhe zu zeigen. Als die Töne unhörbar wurden, fuhr Taly schreiend auf. Wir wußten, daß ein Deneber bei Frequenzen von über zwanzigtausend Hertz stärkste Schmerzen empfand, vorausgesetzt, ein Ultraschallstrom wurde genau und in scharf gebündelter Form auf seine hochempfindlichen Hirnzellen abgestrahlt.
Taly sank stöhnend auf ihren Sitz zurück. Ich schauspielerte noch für eine Sekunde den standhaften Mann, dessen Gesicht sich aber mehr und mehr verzerrt.
»Na also!« sagte mein Kollege sarkastisch. »Die Schwingungen sind Ihnen wohl unangenehm, was? Bleiben Sie …!«
Ich achtete nicht auf die Warnung. Tobend fuhr ich auf und griff in die rechte Außentasche der Mondkombination, in der meine Pistole steckte. Sie war mit harmloser Übungsmunition geladen.
Ehe ich die kleine Automatik erfassen konnte, begannen sechs Maschinenkarabiner zu feuern. Ich riß die Arme nach oben, wirbelte herum und ließ mich dann schwer zu Boden fallen; allerdings so geschickt, um mir keine Frakturen zuzuziehen. Bei der Gelegenheit zerschlug ich den Farbstoffbeutel, dessen Inhalt sofort das Brustteil meiner Kombination durchtränkte.
Mit »letzter« Kraft wälzte ich mich auf die Seite, damit man die dunkelrote, sofort gerinnende Flüssigkeit auch gut bemerkte. Von da an war ich der »tote Mann mit den gläsernen Augen«. Jetzt hatte ich nur noch die artistische Leistung zu vollführen, trotz der vorangegangenen Aufregung so flach und unmerklich zu atmen, daß sich mein Brustbein nicht bewegte.
Taly beherrschte diese Technik
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