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Vorsicht Niemandsland

Vorsicht Niemandsland

Titel: Vorsicht Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Atom­re­ak­to­ren wa­ren re­la­tiv klein, aber in ih­rer Ener­gie­ent­wick­lung iden­tisch mit ech­ten Son­nen. Auf Mars hat­te man längst nicht mehr mit Spalt­stof­fen ge­ar­bei­tet. Es wa­ren Fu­si­ons­ver­fah­ren ent­wi­ckelt wor­den, de­ren hoch­kom­pli­zier­te Ver­schmel­zungs­re­ak­tio­nen auf der Koh­len­stoff­ka­ta­ly­se ba­sier­ten. In den Kon­ver­tern wur­den die frei­wer­den­den Kräf­te um­ge­wan­delt. Was dort mit Licht­ge­schwin­dig­keit und enor­mer, schub­star­ker Dich­te aus den rei­nen Kraft­feld­dü­sen ras­te, hat­te Pro­fes­sor Scheu­ning mit dem Be­griff »Im­pulss­trahl« be­zeich­net. Was das ei­gent­lich war, wuß­te er selbst nicht.
    An all die­se ver­wor­re­nen Din­ge muß­te ich den­ken, als auf den kon­kav ge­wölb­ten Bild­schir­men der Zen­tra­le die Steil­wän­de des großen Mond­kra­ters auf­tauch­ten.
    Über der hin­te­ren Halb­ku­gel des Mon­des war die Son­ne vor zwei­und­fünf­zig Stun­den auf­ge­gan­gen. Sie er­hell­te einen Teil der Kra­ter­ab­hän­ge. Die vom Licht nicht di­rekt ge­trof­fe­nen Tei­le des Ge­län­des ver­blie­ben in Dun­kel­heit. Hier be­gann der Welt­raum gleich über dem Bo­den. Wenn der Mond ein­mal ei­ne At­mo­sphä­re be­ses­sen hat­te, dann hat­te er die flüch­ti­gen Ga­se mit sei­ner ge­rin­gen Gra­vi­ta­ti­on nicht hal­ten kön­nen. Sie wa­ren längst in den lee­ren Raum ent­wi­chen.
    Die Aus­schleu­sung war oh­ne Kom­pli­ka­tio­nen ver­lau­fen. Un­ser Kreu­zer stand nun auf sei­nen zer­brech­lich aus­se­hen­den Lan­de­bei­nen in­mit­ten des ebe­nen Ge­län­des, das wir aber nur in ei­nem ein­wand­frei­en Ver­ti­kal­start ver­las­sen konn­ten.
    Der Kra­ter durch­maß kaum einen Ki­lo­me­ter, da­für war er aber fast eben­so tief. Hier war ein ge­wal­ti­ger kos­mi­scher Bro­cken in die Bo­den­krus­te ein­ge­schla­gen.
    Kein Schein­wer­fer blen­de­te auf. Au­ßer ei­ni­gen Män­nern in leich­ten Raum­an­zü­gen war nie­mand zu se­hen. Die sorg­fäl­tig ge­tarn­te Schiffs­werft lag hin­ter den kah­len Fels­wän­den. So­gar die To­re hat­ten sich schon wie­der ge­schlos­sen.
    So al­so sah der Start des rät­sel­haf­tes­ten Raum­schif­fes der mensch­li­chen Ge­schich­te aus. Ich drücke mich so aus, weil der Mar­s­kreu­zer nun zu ei­nem Be­stand­teil der ir­di­schen Raum­fahrt ge­wor­den war.
    Für uns war es be­schä­mend und de­pri­mie­rend, daß wir von den groß­ar­ti­gen An­la­gen kaum et­was ver­stan­den. Die Funk­tio­nen wa­ren uns klar, na­tür­lich. Wir wuß­ten in­zwi­schen auch, auf wel­che Knöp­fe wir zu drücken hat­ten und wel­che In­stru­men­te be­son­ders be­ach­tens­wert wa­ren. Sonst er­ging es uns aber wie ei­nem tech­nisch un­ge­bil­de­ten Au­to­fah­rer, der sei­nen Wa­gen zwar be­herrscht, von den Ab­läu­fen in­ner­halb des Mo­tors und der sons­ti­gen Ag­gre­ga­te je­doch kei­ne Ah­nung hat und bei dem ge­rings­ten De­fekt ei­ne Werk­statt auf­su­chen muß, um den Scha­den be­he­ben zu las­sen.
    Wir be­fan­den uns in der glei­chen La­ge, nur gab es für uns kei­ne Werk­stät­te, die wir bei ei­nem Ver­sa­ger auf­su­chen konn­ten.
    Die Ma­schi­nen des Kreu­zers ent­wi­ckel­ten Ener­gi­en, die zur Strom­ver­sor­gung gan­zer In­dus­trie­ge­bie­te aus­ge­reicht hät­ten. Wenn man als ab­so­lu­ter Laie dar­auf an­ge­wie­sen ist, hilf­los auf die ta­del­lo­se Funk­ti­on sol­cher Ag­gre­ga­te zu hof­fen, dann kann auch ei­nem sonst selbst­si­che­ren Mann elend wer­den.
    Han­ni­bal hat­te vom »Ritt auf der schar­fen Atom­bom­be« ge­spro­chen und lag mit die­sem Ver­gleich gar nicht mal so falsch. Im­mer­hin soll­te der Pro­be­st­art gut ver­lau­fen sein.
    Un­se­re Män­ner wa­ren Spe­zia­lis­ten mit groß­ar­ti­gen Fä­hig­kei­ten und lo­gisch den­ken­den Ge­hir­n­en. Wir wa­ren zu ei­ner Ein­heit ge­wor­den. Un­ser Men­schen­tum war ein kla­rer Be­griff. Sonst exis­tier­te für uns nichts mehr. Für uns war es na­he­zu un­vor­stell­bar, daß es je­mals Ras­sen­pro­ble­me ge­ge­ben hat­te.
    Wenn ich zu Na­ru Ke­no­ne­we hin­über­sah, fand ich in sei­nen Au­gen je­ne bren­nen­de

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