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Vorsicht Niemandsland

Vorsicht Niemandsland

Titel: Vorsicht Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Kreu­zer zu ei­nem In­stru­ment von un­ge­heu­rer Schlag­kraft zu ma­chen. Es ge­nüg­te je­doch ein Mann zur Len­kung. Die vier an­de­ren Be­sat­zungs­mit­glie­der wa­ren Waf­fen-, Trieb­werks- und Or­tungs­tech­ni­ker ge­we­sen. Auch das hat­ten wir den Be­triebs­da­ten ent­neh­men kön­nen.
    Der De­ne­ber hat­te al­so die Wahr­heit ge­spro­chen, als er er­klär­te, das Schiff oh­ne Schwie­rig­kei­ten star­ten, flie­gen und lan­den zu kön­nen. Den­noch paß­ten wir ge­hö­rig auf. Wenn er Dumm­hei­ten ma­chen woll­te, gab es da­für zahl­rei­che Mög­lich­kei­ten. Un­se­re Kennt­nis­se wa­ren noch so ge­ring, daß wir wohl oder übel un­se­rem un­frei­wil­li­gen Part­ner ver­trau­en muß­ten. Un­ser feh­len­des Wis­sen konn­ten wir nur durch ein leicht über­spitz­tes Miß­trau­en er­set­zen.
    Die La­ge war pa­ra­dox. Auf mei­nen Kni­en lag der Schalt­plan der Be­triebs­an­la­gen »A«. Dar­un­ter ver­stan­den wir haupt­säch­lich die Trieb­werks- und Steu­er­an­la­gen.
    In der Ma­schi­nen­raum­zen­tra­le hiel­ten sich un­se­re bes­ten GWA-Tech­ni­ker auf. Ich hat­te die vier Atom­re­ak­to­ren ge­se­hen, die mit­samt ih­ren sinn­ver­wir­ren­den Ne­be­n­ag­gre­ga­ten in dem Au­ßen­wulst ent­lang der Äqua­tor­li­nie un­ter­ge­bracht wa­ren. Das war die be­vor­zug­te Bau­wei­se der Mar­sia­ner ge­we­sen.
    Ku­gel­zel­len und äqua­to­ri­al ein­ge­bau­te Trieb­werks­ein­hei­ten hat­ten zwei­fel­los ih­re Vor­tei­le. Die Po­le ei­nes sol­chen Schif­fes blie­ben frei für Waf­fen­kup­peln, La­de- und Mann­schafts­schleu­sen und – was für einen Kreu­zer viel­leicht noch wich­ti­ger war – für die ver­schie­den­ar­ti­gen Or­tungs­ge­rä­te.
    Die rät­sel­haf­ten Pro­jek­to­ren für die ener­ge­ti­schen Schutz- und Ab­wehr­fel­der wa­ren eben­falls im äqua­to­ria­len Ring­wulst un­ter­ge­bracht.
    Ich hat­te den Ein­druck, als hät­ten uns die Mar­sia­ner ei­ne völ­lig aus­ge­reif­te Kon­struk­ti­on oh­ne je­de Kin­der­krank­hei­ten hin­ter­las­sen.
    Noch vor der Ein­satz­be­spre­chung hat­te ich mich mit Ar­gus­au­gen im gan­zen Schiff um­ge­se­hen. In mei­nem Ge­hirn hat­ten sich ei­ni­ge Be­grif­fe fest­ge­setzt, die ich in der Form von hand­greif­li­chen Be­wei­sen gern be­stä­tigt ge­se­hen hät­te.
    Sie lau­te­ten sehr ein­fach »Rost«, »Ver­falls­er­schei­nun­gen« und »Ma­te­ria­ler­mü­dung«. Ich war in die dun­kels­ten Ecken ge­kro­chen, hat­te die Ab­deck­plat­ten der großen Ver­tei­ler-Schalt­blö­cke lö­sen las­sen und ver­sucht, we­nigs­tens an den Iso­la­ti­ons­über­zü­gen der vie­len Ka­bel ei­ne brü­chi­ge Stel­le zu fin­den.
    Dräh­te und Iso­la­tio­nen be­fan­den sich in ein­wand­frei­em Zu­stand, wa­ren so gut und elas­tisch, als wä­ren sie eben erst aus ei­ner ir­di­schen Spe­zi­al­fa­brik ge­kom­men. Nicht ein­mal an den Löt­stel­len hat­te ich et­was ent­de­cken kön­nen. Au­ßer­dem han­del­te es sich auch gar nicht um Löt­stel­len in un­se­rem Sinn. Die Mar­sia­ner hat­ten ein Ver­fah­ren ent­wi­ckelt, das ei­ner Di­rekt­ver­schmel­zung glich. Sämt­li­che Schal­tun­gen wirk­ten wie ein Stück aus ei­nem Guß. Selbst die dünns­ten Dräh­te be­sa­ßen ei­ne Zug­fes­tig­keit, die et­wa den Wer­ten ei­nes fin­ger­star­ken Ka­bels aus ei­ner mo­le­kül­ver­dich­te­ten Stahl­le­gie­rung ent­sprach. Wir konn­ten nur stau­nen. Et­was an­de­res blieb uns nicht üb­rig.
    Wir hat­ten fünf­zig­tau­send Volt durch Dräh­te ge­jagt, die kaum stär­ker als ein Frau­en­haar wa­ren. Es war nichts pas­siert; nicht ein­mal er­wärmt hat­te sich das wi­der­stands­fä­hi­ge Ma­te­ri­al.
    An die schen­kel­star­ken Zu- und Ab­gangs­lei­tun­gen der Ener­gie-Kon­ver­ter hat­ten wir uns über­haupt nicht her­an­ge­traut. Pro­fes­sor Scheu­ning hat­te ernst­haft be­haup­tet, an ei­ne sol­che Lei­tung kön­ne man oh­ne wei­te­res sämt­li­che Atom­kraft­wer­ke der Ver­ei­nig­ten Staa­ten hän­gen. Die Mar­sia­ner hät­ten schließ­lich mit ei­nem fünf­fa­chen Si­cher­heits­ko­ef­fi­zi­en­ten ge­baut.
    Die

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