Vorsicht Niemandsland
aber prägnant. Sie waren von unseren Kapazitäten ausgearbeitet worden.
Professor Abdil Tarstu hatte sich jede Person genau angesehen. Vielleicht war er schon zu einigen Schlüssen gekommen. Er und wir wußten genau, wie ein Beeinflußter reagierte. Das seltsame, verloren wirkende Gebaren solcher Leute mußte man aber eingehend studiert haben, ehe man einen Verdacht äußern konnte.
Bei sorgfältiger Kontrolle der Besatzungsliste hatte es sich herausgestellt, daß drei Männer fehlten! Unter ihnen der Jesuitenpater, Profeß Fernando.
General Stafford hatte behauptet und durch die Eintragung nachgewiesen, die drei Vermißten wären mit den beiden letzten Raumschiffen zur Erde abgeflogen.
Wir wußten, daß das nicht stimmte. Die Besatzung des Seuchenschiffes hatten wir isoliert. Die Mannschaft des zweiten Transporters war von den Soldaten des Afrikanischen-Raumjagdkommandos tot aufgefunden worden. Wenn wir die drei verschollenen Personen ausließen, stimmte die Liste aufs Haar. Dafür hatten wir beste Kontrollmöglichkeiten.
Das war aber auch alles, was mein Kollege TS-19 an positiven Daten entdeckte.
Unsere Mediziner und Biologen hatten sich vergeblich bemüht, bei einem der Marssoldaten eine Infektion nachzuweisen. Möglicherweise waren sie alle immune Bazillenträger; aber das konnten wir eben nicht ergründen. Das war uns sogar in dem hervorragend eingerichteten Labor der GWA unmöglich gewesen. Ein Bazillenträger konnte nur dann erkannt werden, wenn er Ansteckungen verursacht hat.
Dr. Mirnam hatte durch einen Boten anfragen lassen, ob ich ihm nicht die Anwendung des Zellstrahlungstestes erlauben könnte. An der veränderten Mitosestrahlung hätten wir wahrscheinlich etwas feststellen können. Ich hatte Dr. Mirnam die Erlaubnis versagen müssen. Auch der Primaten-Test konnte nicht erfolgen, da wir die Venusier unter keinen Umständen auf unsere begründeten Verdachtsmomente hinweisen durften.
Als letzte Konsequenz ergab sich die erschreckende Tatsache, daß wir alles und nichts erfahren hatten. Es gab keinen Widerstand; niemand lehnte sich gegen Minhoes Anordnungen auf. Die Männer reagierten so einwandfrei und gewissenhaft, wie man es von den Angehörigen einer hochqualifizierten Spezialeinheit erwarten durfte.
Vor drei Minuten hatte TS-19 seine Rückkehr ins Schiff angekündigt. Wir warteten auf ihn.
Manzo saß still und in sich gekehrt auf seinem großen Pneumosessel. Die Bildschirme des Kreuzers waren eingeschaltet. Wir befanden uns auf dem Mars, und doch bemerkten wir es kaum. Außer der mächtigen Stahlkuppel der größtenteils verschütteten Raumabwehrfestung war nur die unendlich erscheinende Öde einer nahezu toten Welt zu sehen. Wenn es unseren Nachkommen nicht gelang, den gebundenen Sauerstoff freizusetzen und eine dichte, atembare Atmosphäre zu schaffen, mußte der Rote Planet für den Menschen wenig begehrenswert bleiben. Was uns hier fesselte und faszinierte, war das Erbe eines vergangenen Volkes.
Ich schaute auf die Wüste hinaus. Die nächsten Kanäle lagen etwa fünfzig Kilometer entfernt. Sie begannen schon wieder auszutrocknen, nachdem sie durch die polare Schneeschmelze einigermaßen gefüllt worden waren.
Nein – das war kein geeigneter Lebensraum für den Menschen! Was sich jedoch unter der Oberfläche dieser Welt verbarg, war es wert, daß Generationen darum kämpften.
Ich löste mich von diesen abwegigen Gedanken, die mit unserem eigentlichen Problem kaum etwas zu tun hatten. Taly Neon hatte bereits ihr ›letztes Pulver
Weitere Kostenlose Bücher