Vorsicht Niemandsland
gehört zum Stab des wissenschaftlichen GWA-Teams.«
»Ja, sogar recht gut. Ein genialer Chirurg. Warum?«
»Der verschwundene Dr. Molmer war sein Schüler. Das bedeutet, daß Dr. Molmer von der hohen Kunst der Hirnchirurgie sehr viel versteht. Sonst hätte ihn Horam nicht angenommen. Und dieser junge Arzt ist auf dem Mars verschollen. General Stafford ist davon überzeugt, Molmer wäre mit dem zweiten Transporter zur Erde geflogen. Das stimmt aber nicht. Wir hätten ihn in dem teilweise zerstörten Totenschiff finden müssen. Was folgern Sie daraus?«
Sie schloß die Augen. Ihre Nasenflügel vibrierten. Blässe überzog ihr Gesicht.
»Sie meinen, Molmer wäre von unseren Gegnern sozusagen entführt worden?«
»Genau das«, stellte Hannibal fest. »Wir wissen aus zwei früheren Unternehmen, daß die Venusier mit Vorliebe menschliche Spezialisten einsetzen, die – natürlich unter Zwang – die eigenartigen Empfänger zur absoluten Willenssteuerung in die Schädel anderer Leute einzusetzen haben. Professor Abdil Tarstu befand sich in der gleichen Lage. Wir haben ihn damals auf dem Mond gefunden. Jetzt glaube ich plötzlich daran, daß es hier einige Leute gibt, die nicht mehr Herr über ihren Willen sind. Unseren Freunden ist ein kleiner Fehler unterlaufen, denke ich. Molmer ist eine Schlüsselfigur.«
Diese Feststellung nützte uns nur wenig. Mit dem Wissen, daß der Arzt spurlos verschwunden war, konnte uns nicht gedient sein.
Der Deneber war wieder hellwach und schaute mich aus Gundry Ponjares’ Augen an. Schließlich stellte das transplantierte Gehirn fest:
»Es scheint ein besonderes Charakteristikum der aktiven GWA-Angehörigen zu sein, Zuflucht in gewagten Theorien zu suchen. Was könnte dieser Arzt mit der Seuche zu tun haben?«
Ich musterte ihn nachdenklich. Seit einigen Stunden hatte ich das Gefühl, als hätte sich der Deneber grundlegend gewandelt. Er verzichtete auf offenen Hohn, unterließ Beleidigungen und Kränkungen. Er schien auf dem besten Wege zu sein, die vergangenen Ereignisse zu vergessen. Dennoch zweifelte ich nach wie vor an der Aufrichtigkeit seiner freundschaftlichen Absichten.
Er war noch zu undurchsichtig, in seiner wirklichen Gesinnung nicht kontrollierbar. Den Bewußtseinsinhalt dieses nicht-menschlichen Gehirns konnte nicht einmal Manzo erfassen. Der Deneber konnte einen starken Block vor sein Bewußtseinszentrum legen.
»Wir werden sehen, Coatla«, entgegnete ich nachdenklich. »Bisher haben sich unsere Theorien immer bewahrheitet, weil wir grundsätzlich nicht den Fehler machen, auch bei reinen Theorien auf fundierte Grundelemente zu verzichten.«
»Ich empfange verworrene Impulse«, dröhnte Manzos Stimme auf.
Mein Kopf fuhr herum. Der Mutant war plötzlich wieder in sich versunken, die Augen waren blicklos, in sich gekehrt. Er sprach monoton:
»Jemand erhält Anweisungen. Ich kann sie nicht definieren, sondern höre es nur. Es handelt sich um eine seltsame Übertragung geistiger Schwingungen. Das ist keine einwandfreie Verständigung zwischen zwei gleichwertigen, parapsychisch begabten Partnern.«
»Vielleicht die Gedankenausstrahlung an einen mechanisch beeinflußten Empfänger?« warf ich atemlos ein. »Ist das möglich?«
Manzo lauschte in sich hinein. Er war ruhig und ausgeglichen.
»Möglich ist es«, äußerte er. »Es ist ein Wispern, ein drängendes Summen. Viel stärker suggestiv, als es bei einer reinen Nachrichtenübermittlung sein dürfte. Vorsicht, der eine Partner kommt näher. Ich kann ihn nicht erfassen, ich spüre ihn nur.«
Die letzten Worte wurden vom gellenden Pfeifen des Warngerätes
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