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Vorsicht Niemandsland

Vorsicht Niemandsland

Titel: Vorsicht Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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ver­schos­sen‹, wie sich Han­ni­bal aus­ge­drückt hat­te. Sie war mit ih­rem Wis­sen als Ra­dio-Bak­te­rio­lo­gin am En­de an­ge­langt. Die er­mit­tel­ten Da­ten wa­ren auch mehr als dürf­tig. Ich be­ob­ach­te­te sie aus den Au­gen­win­keln. Ih­re Lip­pen be­weg­ten sich stän­dig. Die Hän­de ver­rie­ten ih­re in­ne­re Un­ru­he. Sie dach­te zwei­fel­los an ih­ren Jun­gen, der mehr als hun­dert Mil­lio­nen Ki­lo­me­ter ent­fernt in ei­nem Seu­chen­ge­biet der Er­de auf Hei­lung war­te­te.
    Han­ni­bal hat­te wäh­rend der letz­ten Stun­de ei­ne stei­gen­de Ak­ti­vi­tät ent­wi­ckelt. Zur Zeit saß er vor dem Mi­kro­film-Be­trach­ter. Die win­zi­gen Spu­len ent­hiel­ten die Ak­ten al­ler Män­ner, die je­mals auf den Mars ge­kom­men wa­ren.
    »In­ter­essant!« sag­te er plötz­lich und stieß einen schril­len Pfiff aus, so daß un­ser schla­fen­der De­ne­ber ruck­ar­tig hoch­fuhr. Sein Mund war ver­zerrt. Of­fen­bar hat­te ihm der Klei­ne mit den ho­hen Tö­nen Schmer­zen zu­ge­fügt. Es war er­staun­lich, wie emp­find­lich die­se frem­den Ge­hir­ne auf ho­he Fre­quen­zen an­spra­chen.
    »Muß­te das sein?« be­schwer­te er sich.
    »Ent­schul­di­gung«, brumm­te Han­ni­bal. »Ich ha­be nicht mehr an Ih­re zar­ten Zel­len ge­dacht. Eh, Lan­ger, komm mal her.«
    Ich er­hob mich wort­los. Auf dem klei­nen Schirm des Be­trach­ters leuch­te­te das Ab­bild ei­nes ma­schi­nen­be­schrie­be­nen Blat­tes. Er­re­gung er­griff mich. Sie riß mich aus der Teil­nahms­lo­sig­keit, der Er­mü­dung in­fol­ge des bis­he­ri­gen Miß­er­fol­ges her­aus. Das Blatt ent­hielt kurz­ge­faß­te Da­ten über das Vor­le­ben ei­nes Man­nes, der als Fach­arzt für Chir­ur­gie zum Mars ge­kom­men war.
    »Dr. Fran­klin Mol­mer«, las ich vom obe­ren Rand ab. »Ja und? Ich weiß, daß der Arzt zu den drei ver­schwun­de­nen Per­so­nen ge­hört und ken­ne auch sein Vor­le­ben. Ein­wand­frei, klu­ger Kopf und Va­ter von zwei rei­zen­den Mäd­chen. Sehnt sich nach sei­ner Fa­mi­lie, was ver­ständ­lich ist. Der Mar­sein­satz soll­te nur ein Jahr dau­ern. Elf Mo­na­te hat­te er schon hin­ter sich. Er ge­hör­te zu den ers­ten Wis­sen­schaft­lern, die die­sen Raum­ha­fen be­tra­ten.«
    »Sonst merkst du nichts?« er­kun­dig­te sich der Klei­ne ge­dehnt.
    Ich warf ihm einen for­schen­den Blick zu. Dann sah ich auf­merk­sa­mer auf den Leucht­schirm des Mi­kro­film-Be­trach­ters. Ich las die Da­ten noch­mals sehr ge­nau durch. Plötz­lich fiel mir das auf, was Han­ni­bal of­fen­bar eben­falls ent­deckt hat­te. Ich fühl­te, daß sich mei­ne Mus­ku­la­tur un­will­kür­lich spann­te.
    Es wa­ren nur zwei Wor­te, die bis­her un­se­rer Auf­merk­sam­keit ent­gan­gen wa­ren. Für einen Nicht-Ein­ge­weih­ten muß­ten sie auch völ­lig be­deu­tungs­los blei­ben. Für Han­ni­bal und mich wa­ren sie je­doch gleich­be­deu­tend mit ei­ner Of­fen­ba­rung.
    »Ho­ram-Schü­ler!« stand da am Schluß an­de­rer An­ga­ben über Dr. Mol­mer zu le­sen. Das war al­les.
    Han­ni­bal pfiff ei­ne ver­wor­re­ne Me­lo­die vor sich hin. Sein Grin­sen wirk­te ma­rio­net­ten­haft. Er war mit sei­nen Ge­dan­ken weit ent­fernt.
    »Ach so ist das!« flüs­ter­te ich er­regt. »So ist das al­so! Mol­mer war ein Schü­ler des fä­higs­ten Ge­hirn­chir­ur­gen, den die Mensch­heit je­mals her­vor­brach­te. Pro­fes­sor Ho­ram, Fach­arzt für Lo­bo­to­mie, dürf­te uns nicht un­be­kannt sein, oder?«
    »Ich kann mich noch gut er­in­nern, wie er mir die Schä­del­de­cke mit dem Ul­tra­schall-Frä­ser auf­schnitt. Das ist schon ei­ni­ge Jah­re her, aber ich se­he es noch im­mer vor mir. Es war die Höl­le.«
    Han­ni­bal war sel­ten so ernst ge­we­sen.
    Ich las die Da­ten noch­mals durch, ehe ich den Be­trach­ter ab­schal­te­te. Ta­ly Ne­on blick­te mir un­ru­hig ent­ge­gen. Ei­ne un­sin­ni­ge Hoff­nung hat­te ihr her­bes Ge­sicht ge­zeich­net.
    »Was ha­ben Sie ge­fun­den, Mr. Kon­nat?« frag­te sie. »Was?«
    »Sie soll­ten mei­nen Na­men nicht so laut nen­nen, ob­wohl das im jet­zi­gen Sta­di­um nicht mehr als großes Ge­heim­nis gel­ten kann. Ken­nen Sie Pro­fes­sor Ho­ram? Er

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