Vorsicht Niemandsland
übertönt. In dem marsianischen Kreuzer gab es keine Glocken oder Sirenen. Im Endeffekt war das gleichgültig. Nur unser Deneber schien wieder Qualen auszustehen.
Auf den Bildflächen der Außenkameras erschienen einige uniformierte Gestalten. Es war TS-19; aber er war nicht allein. Ein zweiter Mann begleitete ihn. Es handelte sich um einen Leutnant des Internationalen Marskommandos.
Mein Herz schlug rascher. Wenn Manzo entgegen unserer höchsten Erwartungen fähig sein sollte, beeinflußte Menschen zu spüren, dann bedeutete das einen ungeheuren Fortschritt. Es genügte vollkommen, wenn er nur das wahre Wesen eines solchen Mannes erkannte. Es war nicht unbedingt nötig, daß er auch dessen Gedanken erfassen konnte.
Ich hörte, wie Hannibal seinen Platz verließ. Im Sicherheitsschott der Zentrale erschienen fünf schwerbewaffnete Männer unserer Besatzung. Sie standen unter dem Kommando von Leutnant Dogendal, einem unserer besten Männer aus dem militärischen Korps der GWA.
Er salutierte kurz und meldete dann etwas atemlos:
»Sir, TS-19 hat einen Fremden bei sich. Wahrscheinlich bringt er ihn mit ins Schiff. Anweisungen, Sir?«
Unsere Männer schalteten großartig. Ihre rasche Auffassungsgabe wirkte beruhigend.
Dogendal trug seinen Verzerrerhelm. Die anderen Männer ebenfalls. Viel konnte nicht passieren, auch wenn ich plötzlich davon überzeugt war, daß TS-19 einen sehr interessanten Soldaten des Marskommandos mitbrachte.
»Okay, Aktion ›Sickerwasser‹ läuft schneller an als gedacht. TS-19 wird seine Gründe haben, den Unbekannten entgegen der Planung ins Schiff mitzunehmen. Coatla!«
Ich drehte mich zu dem Deneber um. Er musterte mich mit leichter Ironie.
»In Ordnung«, meinte er, »ich weiß, was Sie wollen. Ich muß mich nun aus der Zentrale entfernen, nicht wahr? Sie wollen vor dem Unbekannten mit Ihrem Schauspiel beginnen! Schön, setzen Sie sich also auf meinen Platz und versuchen Sie, Leute meines Volkes darzustellen. Hm …«, er schüttelte fasziniert den Kopf, »… ich kann mir nicht vorstellen, daß Ihnen das gelingt, Major HC-9! Können Sie sich denn in das Fühlen und Denken anderer Intelligenzen hineindenken? Wie kann man das spielen? Sie werden es niemals über Ihr empfindsames, menschliches Gemüt bringen, TS-19 zum Zwecke der Tarnung mit Hohn, Verachtung und Spott zu überschütten. Sie müßten Ihr Menschentum verleugnen. Können Sie das wirklich?«
»Sie werden staunen«, sagte Hannibal. »In dieser Hinsicht unterscheiden wir uns erheblich von Wesen Ihrer Art.«
»Bitte, gehen Sie jetzt«, drängte ich nervös. »Sie sind schon in der Schleuse. Coatla, Sie werden doch keinen Trick versuchen? Kann ich mich auf Sie verlassen?«
Der Deneber erhob sich aus dem Sessel des Ersten Piloten. Etwas unwillig entgegnete er:
»Sie stellen überflüssige Fragen. Wenn ich das noch beabsichtigte, hätten sich bereits einige Gelegenheiten angeboten. Ich darf Sie nochmals darauf aufmerksam machen, daß wir von den venusischen Protoplasma-Geschöpfen niemals viel hielten. Sie waren unsere Sklaven, und mit Sklaven verhandeln wir nicht.«
Jetzt lag in seinen Augen wieder die wohlbekannte Arroganz. Ich empfand erneut den großen Unterschied zwischen den Denebern und uns.
»Okay«, winkte ich ab, »ich glaube Ihnen. Dogendal, begleiten Sie ihn hinaus. Kommen Sie aber sofort zurück. Los, Tempo!«
Ich setzte mich in den Sessel, der vor den sinnverwirrenden Kontrollen stand, von denen ich bisher nur einige begriffen hatte.
Der Deneber meinte mit einem Anflug echter Besorgnis:
»Wenn Sie eine Demonstration Ihres angeblichen Wissens für erforderlich
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