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Vorsicht Niemandsland

Vorsicht Niemandsland

Titel: Vorsicht Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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der De­ne­ber die Stu­fen­schal­tung er­klärt hat­te. Prin­zi­pi­ell war es ein­fach, nur muß­te man es erst ein­mal wis­sen.
    Ta­ly fand wie­der kei­nen Schlaf. Auch Han­ni­bal warf sich un­ru­hig hin und her. Nur Man­zo schlief tief und traum­los. Er be­haup­te­te im­mer noch, es müß­te jetzt bald et­was ge­sche­hen. Schließ­lich brauch­ten auch me­ta­bo­li­sche Le­be­we­sen ei­ne ge­wis­se Pla­nungs- und An­lauf­zeit.
    Da­mit hat­te er zwei­fel­los recht, aber es ge­lang mir kaum noch, mei­nen lo­gi­schen Ver­stand fol­ge­rich­tig zu ge­brau­chen. Wenn man in größ­ter Not und Sor­ge ist, dann bre­chen un­kon­trol­lier­ba­re Ge­füh­le durch. Das ent­spricht der mensch­li­chen Ver­an­la­gung. Man­zo da­ge­gen rea­gier­te grund­ver­schie­den. Er ver­lor nie­mals die Ru­he.
    Ich lausch­te auf sei­ne tie­fen, gleich­mä­ßi­gen Atem­zü­ge. Es hör­te sich wie ein fer­nes Ge­wit­ter an. Mit der Zeit wirk­te das Ge­räusch ein­schlä­fernd.
    Ich fuhr zu­sam­men, als Han­ni­bal un­ver­mit­telt einen def­ti­gen Fluch aus­stieß. Er schau­te aus­ge­spro­chen gif­tig zu dem Gi­gan­ten hin­über und sag­te er­bost:
    »Der Kerl schnarcht, als lä­ge er auf Dau­nen. Wenn ich ei­ni­ge Mi­kro-Atom­bom­ben auf dem Rücken hät­te, dann – ah, der Teu­fel soll’s ho­len.«
    Er warf sich zur Sei­te und zog sich die De­cke über den Kopf.
    An­schlie­ßend ver­sank ich in einen leich­ten, un­ru­hi­gen Schlum­mer. Mein auf­ge­stör­tes Un­ter­be­wußt­sein gau­kel­te mir al­ler­lei selt­sa­me Traum­ge­bil­de vor, die sich plötz­lich in Luft auf­zu­lö­sen schie­nen. Ich war wie­der hell­wach.
    Mit an­ge­hal­te­nem Atem lausch­te ich. Dann er­kann­te ich, wes­halb ich so jäh­lings aus dem Schlaf ge­ris­sen wor­den war. Man­zos grol­len­de Atem­zü­ge wa­ren ver­stummt. Das war es ge­we­sen.
    Ich sah zu ihm hin­über. Er hock­te auf­ge­rich­tet auf sei­nem La­ger und hör­te auf et­was, das mir fremd blei­ben muß­te. Mein Blick such­te die Zei­ger der Spe­zial­uhr. Es war Null Uhr achtund­vier­zig Mars­zeit. Der fünf­zehn­te Tag war an­ge­bro­chen.
    Man­zos un­ter­drück­tes Zi­schen klang den­noch so scharf, daß Han­ni­bal auf­fuhr.
    »Ru­he, größ­te Ru­he«, wis­per­te ich. »Et­was stimmt nicht. Nicht die Be­herr­schung ver­lie­ren. Ta­ly, sind Sie wach?«
    »Okay«, hauch­te sie. »Ich mer­ke aber nichts. Kei­ne Pa­raim­pul­se. Was ist denn? Soll­te es doch so­weit …«
    »Ru­he, Sie stö­ren Man­zo. Wie­der hin­le­gen und ge­las­sen blei­ben. Nur dann spre­chen, wenn Sie da­zu auf­ge­for­dert wer­den.«
    Ei­ne un­wirk­li­che, zer­mür­ben­de Stil­le brei­te­te sich aus. Mei­ne Ner­ven vi­brier­ten im Sturm ei­ner un­sag­ba­ren Hoff­nung. Soll­ten un­se­re letz­ten Ver­zweif­lungs­maß­nah­men ge­zün­det ha­ben? Ich fühl­te mein Herz im Hal­se klop­fen.
    »Je­mand stirbt. Zwei See­len wei­nen«, flüs­ter­te der Mu­tant.
    Ich biß mir die Lip­pen blu­tig. Das war ei­ne der er­schüt­ternds­ten Er­klä­run­gen ge­we­sen, die ich je­mals ge­hört hat­te. Nicht des­halb, weil je­mand starb, nein! Aber die­se un­wirk­li­che Si­tua­ti­on, Man­zos mo­no­to­ne Stim­me und das un­sag­bar Frem­de, Rät­sel­haf­te au­ßer­halb un­se­res Seh­be­rei­ches – es war ent­setz­lich.
    Ta­ly stöhn­te un­ter­drückt. Ich sah, daß sich ih­re Hän­de in die De­cke krall­ten.
    »Vor­sicht, je­mand kommt«, warn­te der Mu­tant. »Har­te Schwin­gun­gen, sehr stark. Die Im­pul­se sind nicht­mensch­lich. Sie sind die rei­ne Ge­walt. Je­mand ist vor der Tür.«
    Dann schwieg der Mu­tant und leg­te sich lang­sam zu­rück. Wir hör­ten das Zi­schen der äu­ße­ren Her­me­tik­tür, ein Krat­zen am Ma­te­ri­al des In­nen­schotts.
    »Nur ich spre­che!« flüs­ter­te ich. »Nicht über­ra­schen las­sen.«
    Sie hör­ten dar­auf. Wenn wir fünf­zehn Ta­ge ge­bebt und uns ge­gen­sei­tig zer­mürbt hat­ten, so war jetzt je­ner Au­gen­blick ge­kom­men, auf den es ein­fach kei­ne Vor­be­rei­tung ge­ben konn­te. Er war plötz­lich da!
    Et­was Neu­es war un­ver­hofft vor­han­den, und es galt, die Ner­ven zu be­hal­ten. Un­se­re

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