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Vorsicht Niemandsland

Vorsicht Niemandsland

Titel: Vorsicht Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Wis­sen­schaft­ler hat­ten für sol­che Mo­men­te den Aus­druck »Im­pro­vi­sa­ti­ons-Psy­cho­lo­gie« ge­prägt. Al­les konn­te vom rich­ti­gen Ver­hal­ten ab­hän­gen. Ich wuß­te nicht, wer da kam. Es konn­te harm­los sein.
    Mein wil­des Herz­klop­fen mä­ßig­te sich, als sich das In­nen­schott zu­rück­schob. Die Au­ßen­tür war wie­der ge­schlos­sen. So ho­ben sich die Ge­stal­ten kaum vom dunklen Hin­ter­grund ab. Ich ver­nahm aber das zar­te Pfei­fen ei­ni­ger Luft­ver­dich­ter. Drau­ßen im Gang herrsch­te nur der nor­ma­le Au­ßen­druck. Un­se­re Zel­le lag am äu­ßers­ten En­de des von uns be­setz­ten Fes­tungs­teils.
    Im ge­dämpf­ten Licht der Zel­le konn­te ich das hel­le­re Fun­keln von Waf­fen er­ken­nen. Nie­mand der Ein­ge­tre­te­nen sprach einen Ton.
    Ich wuß­te nicht, ob mir mein kla­res Be­wußt­sein die Wor­te auf die Zun­ge leg­te. Es war wohl mehr ei­ne in­stink­ti­ve Re­ak­ti­on. Ich glaub­te rich­tig zu han­deln.
    »Tre­ten Sie nur nä­her«, sag­te ich sehr lei­se. »Wir tun Ih­nen nichts. Ich ha­be Sie ge­hört. Wer sind Sie?«
    Man­zo rich­te­te sich lang­sam auf. Ich schlug die De­cke zu­rück. Ein Mann trat aus dem tie­fen Schat­ten der klei­nen Luft­schleu­se. Ich hät­te mich fast ver­ra­ten, als ich mei­nen be­ein­fluß­ten Kol­le­gen er­kann­te, der hier als Ma­jor Need­le fun­gier­te.
    Er hat­te sei­ne Atem­mas­ke ab­ge­nom­men. Un­ter dem vor­schrifts­mä­ßi­gen Helm be­merk­te ich sei­ne lee­ren Au­gen und das er­starr­te Ge­sicht. Er war nicht Herr sei­ner selbst. Er war nicht mehr als ein wil­li­ges Aus­füh­rungs­or­gan für frem­de In­ter­es­sen.
    Sei­ne Waf­fe droh­te. Den­noch wur­de sie nur in­di­rekt von sei­ner Hand ge­hal­ten. Auch Need­les Stim­me hat­te sich ver­än­dert. An­de­re spra­chen durch sei­nen Mund, hör­ten durch sei­ne Oh­ren und sa­hen mit sei­nen Au­gen. Ich wuß­te, daß ich nicht mit Need­le ver­han­del­te, ob­wohl er sicht­bar vor mir stand.
    Ich ge­wann mei­ne Ru­he zu­rück. End­lich war et­was ge­sche­hen, das mir Selbst­be­herr­schung und kla­re Über­le­gung zu­rück­gab. Der In­stinkt des ak­ti­ven GWA-Agen­ten kam zum Zug.
    Als Need­le noch im­mer nicht sprach, son­dern in star­rer Hal­tung ver­harr­te, be­gann ich das ri­si­ko­rei­che Ver­zweif­lungs­spiel. Ich warf in jä­her Ah­nung sämt­li­che Pla­nun­gen über den Hau­fen! Ich tat et­was, was wir durch­aus nicht vor­ge­se­hen hat­ten.
    Han­ni­bal hielt die Luft an. Ta­ly schau­te mich mit schlecht ver­hehl­tem Ent­set­zen an. Sie zwei­fel­te wahr­schein­lich an mei­nem Ver­stand.
    Ich be­ging prak­tisch einen Ver­rat an un­se­rer Sa­che, in­dem ich un­se­re sorg­fäl­tig ge­hü­te­ten Ge­heim­nis­se in­di­rekt of­fen­bar­te. Al­ler­dings hat­te ich da­bei ei­ni­ge star­ke Trümp­fe in Rück­hand. Ich ver­trau­te auf die Lo­gik der Un­be­kann­ten. Lei­se sag­te ich:
    »Es wird Zeit, daß Sie kom­men. Wie lan­ge soll­ten wir noch war­ten? Ha­ben Sie die bei­den Wäch­ter aus­ge­schal­tet?«
    Need­les blick­lo­se Au­gen schie­nen plötz­lich zu bren­nen. Drei wei­te­re Män­ner in den Uni­for­men des Mars­kom­man­dos tra­ten nä­her. Ich hör­te das schar­fe Kli­cken der Waf­fen­si­che­run­gen. Der Ein­satz hing jetzt an ei­nem dün­nen Fa­den.
    »Was wol­len Sie da­mit sa­gen?« ent­geg­ne­te Need­le hef­tig.
    Es war er­schüt­ternd zu se­hen, daß die­se von ra­scher Re­ak­ti­on zeu­gen­den Wor­te aus ei­nem lee­ren, to­ten­ähn­lich klaf­fen­den Mund ka­men. Ich sprach mit den Ve­nu­si­ern.
    Ich ret­te­te mich in ein küh­les Lä­cheln. Mei­ne Hal­tung ver­riet Ar­ro­ganz, Herrsch­sucht. Mei­ne De­ne­ber­rol­le ge­lang mir, das fühl­te ich.
    »Sie soll­ten mei­ne geis­ti­gen Ei­gen­schaf­ten nicht mit de­nen ei­nes mensch­li­chen Pri­mi­tiv­lings ver­wech­seln. Ich weiß, daß ich nicht mit der vor mir ste­hen­den Krea­tur spre­che, son­dern mit den In­tel­li­gen­zen, die von uns zum Zeit­punkt des Großen Krie­ges ge­schult wur­den. Sor­gen Sie end­lich da­für, daß wir aus der Ge­walt der mensch­li­chen Le­be­we­sen be­freit wer­den. Wie lan­ge wol­len Sie

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