Vorstadtkrokodile 3 - Freunde für immer
Peters Chef bemerken würde, dass er einen blinden Passagier an Bord hatte? Der Lieferwagen stand jetzt im Vorhof. Schon wollte er mit dem Abladen der Röhren beginnen. Aber Peter kam ihm zuvor.
»I… Ich mach schon.«
»Im…mer auf Zack. Super.«
Peter packte sich die Röhre, in der Hannes steckte, und zerrte sie von der Ladefläche. Sie war wahnsinnig schwer und kaum zu halten. Plötzlich glitt sie aus seinen Händen und schlug hart auf dem Boden auf.
Von Hannes war ein klägliches »Ah« zu hören. Peters Chef fuhr herum. Peter machte ein schmerzverzerrtes Gesicht. Sein Chef sollte glauben, die Röhre wäre ihm auf den Fuß gefallen.
»A… Alles okay«, sagte er rasch.
Für Kevin war auch alles in bester Ordnung. Er war erleichtert, dass alles so reibungslos geklappt hatte. Er ging hinüber in den Zellenblock. Özi kam ihm entgegen. Ohne ihn anzublicken, überreichte Kevin dem jungen Türken die Seife.
Nur gut, dass es im Gefängnis auch eine Schlosserei gab. Hier war Özis Arbeitsplatz. Er hatte ein Stück Metall in einen Schraubstock gespannt und feilte daran herum. Nach einer Weile verglich er seine Arbeit mit dem Abdruck in der Seife. Er war zufrieden mit seinem Werk.
Die Übergabe fand später im Haupthof während des Freigangs statt. Kevin saß auf einer Bank. Özi setzte sich neben ihn und schob ihm unauffällig den fertigen Schlüssel unters Hosenbein.
»Macht drei Nackthefte«, sagte er. Dabei vermied er es, Kevin anzusehen.
»Geht klar …«
Zur gleichen Zeit musste Peter noch schuften. Heimlich schnappte er sich eine Flex von der Ladefläche des Lieferwagens und schlich sich zu einem kleinen Vorbau an der Außenwand des Gefängnisgebäudes.
Hier war die komplette Technik für die Klimaanlage untergebracht. Und hier stapelten sich auch die Aluröhren, wo in einer davon Hannes steckte und gerade eine Butterstulle mampfte.
Peter kniete sich hin und sah hinein.
»Alles klar?«, fragte er.
»Jo.«
»Hier ist die Flex.«
Peter musste los. Sein Chef hupte schon. Vorsichtig stellte er den Winkelschleifer auf dem Boden ab.
»Bis später«, sagte Hannes.
Peter rannte aus dem Vorbau und schloss die Tür hinter sich ab. Vorsichtig schlüpfte Hannes aus der Röhre, während Peter zum Eingangsbereich sauste. Sein Chef saß bereits im Lieferwagen und deutete auf die Uhr.
»Fei… Feierabend, mein Junge«, sagte er. »Ü… Überstunden werden nicht bezahlt, also werden kei…eine gemacht.«
Peter schwang sich auf den Beifahrersitz. »M… Musste nur noch die Tür abschließen.«
»Sehr ge w… wissenhaft«, sagte sein Chef. »Gefällt mir.« Er startete den Motor und fuhr los.
Maria, die mit Jenny auf dem Dach des Hochhauses die Stellung hielt, war das nicht entgangen.
»Es geht los«, sagte sie und ließ Jenny durch das Teleskop gucken. Hinter dem Lieferwagen schloss sich das Tor der JVA .
»Ihr seid doch völlig durchgeknallt«, sagte Jenny und schaute Maria voller Begeisterung an. »Wie geil! Und das Beste: Action verbrennt Kalorien. Spar ich mir den Stepper.«
»Bereit für den großen Auftritt?«, fragte Maria.
Was für eine überflüssige Frage. »Hallo? Ich bin fürs Show-Biz geboren!« Und mit einem vielsagenden Lächeln verließ Jenny das Dach.
14
Nachdem er sich aus der Röhre befreit hatte, traf Hannes alle notwendigen Vorbereitungen. Er schaltete eine LED -Leuchte an, die er an seiner Stirn angebracht hatte. Aus dem Rucksack holte er einen in Plas tik eingeschweißten Plan heraus. Seinen Weg durch das Labyrinth aus Röhren hatte er rot markiert. Er hängte sich den Plan um den Hals. Die Flex packte er in den Rucksack, den er dann an einer Schnur befestigte. Jetzt schnappte er sich einen Schraubendreher und machte sich an der Abdeckung des Lüftungsschachts zu schaffen.
Wie ein Profi entfernte er in Sekundenschnelle den Deckel, schnappte sich zwei Vakuum-Haftgriffe und schlüpfte in die Öffnung. Viel kleiner hätte sie nicht sein dürfen. Er passte gerade eben hinein. Den Rucksack zog er an einer Schnur hinter sich her.
Während Hannes sich durch das Röhren-Labyrinth zwängte, erreichten Peter und sein Chef das Klimatec-Gelände. Sie verabschiedeten sich und wünschten sich einen schönen Feierabend.
Peter wartete, bis sein Chef um die Ecke verschwunden war. Dann eilte er zum Lieferwagen zurück. Er schlug die Plane von der Ladefläche und schnappte sich ein langes Drahtseil und eine Spannratsche. Mit dem Seil über dem Arm und der Ratsche in der Hand sauste er zur
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