Vorstadtkrokodile 3 - Freunde für immer
des Firmenchefs war kürzer, als er geglaubt hatte. Als er dem Mann gegenüberstand, schätzte Peter ihn auf Mitte 40. Auf seinem Schreibtisch stapelte sich eine unübersichtliche Menge Papier.
Peter kam sich ziemlich verloren vor. Verbissen konzentrierte er sich auf den Text, den er sich ausgedacht hatte.
»… und F… Feinstaub und A… Asbest finde ich a…auch voll okay«, beendete er seine kleine Ansprache.
Der Chef blickte Peter an, als stünde ein Außerirdischer vor ihm.
»D… Du bist mir s… sympathisch«, antwortete er schließlich. »K… Kannst du morgen f… früh um sieben a… anfangen?«
Peter fasste es nicht. Der Typ stotterte auch!?
»Ja, klar«, brachte Peter hervor, ohne zu stottern. Nach einer Pause vergewisserte er sich: »Ich hab den Job?«
Der Firmenchef nickte freundlich.
Weniger freundlich empfing Hannes seine Freundin, als sie ins Konferenzzimmer zurückkam. Maria legte ihre Sachen ab, zog die Bluse aus und steckte die Haare wieder zusammen.
»Na, ihr habt euch ja gut verstanden …«, blaffte Hannes sie an.
»Das war ja auch der Auftrag, oder?«, entgegnete Maria so kalt, dass es einem Gefrierschrank alle Ehre gemacht hätte. »Rumlügen und Max was vorspielen.«
»Hmm, hast auch richtig gelitten, ne?«, giftete Hannes. »Hat man ja gesehen.«
Sie sah ihn durchdringend an. Meinte er das etwa ernst?
Hannes wiegelte rasch ab: »Na ja, egal – hauptsache, wir haben die Infos.«
Aber Maria ließ sich nicht so leicht beruhigen und schwang mal wieder die Moralkeule.
»Ist überhaupt nicht egal, Hannes«, sagte sie. »Was wir hier machen, ist illegal, unmoralisch und link. Der verliert vielleicht seinen Job, wenn wir es schaffen, Dennis rauszuholen.«
»Ja, und was ist mit Frank …«, versuchte Hannes dagegenzusetzen.
»Das weiß ich selber, danke«, sagte Maria. »Aber scheiße ist es trotzdem.«
Hannes ging auf sie zu, wollte sie in die Arme nehmen und beruhigen.
»Maria …«
Aber sie hatte jetzt keine Lust auf Nähe und Streicheleinheiten.
»Lass mich, echt«, wehrte sie ihn schroff ab. »Ich brauch jetzt mal kurz ’nen Augenblick für mich alleine.«
Sie knallte Jorgos Handy auf den Tisch und stolzierte ins Bad. Hannes und Jorgo sahen ihr hinterher. Sie waren beide baff.
»Hormone«, sagte Jorgo und tat so, als wüsste er mal wieder Bescheid. In dem Augenblick platzte Peter herein.
»Ich h… h… hab den Job«, verkündete er und blickte in die verdutzten Gesichter der Jungs.
Noch etwas müde trat Peter am nächsten Tag seinen ersten Arbeitstag an. Die Sonne lachte vom Himmel, als der Lieferwagen der Firma Klimatec durch das Gefängnistor fuhr.
Der Chef saß am Steuer. Er stoppte und hielt einem Wärter verschiedene Papiere entgegen. Darunter war auch Peters Ausweis. Der Wärter guckte berufsmäßig kritisch, hatte aber nichts auszusetzen. Auch nicht, nachdem er sich die Ladefläche angesehen hatte.
»Dieselbe Ladung wie gestern?«, fragte er bloß.
Peter beobachtete ihn dabei im Rückspiegel – er hatte Jorgos Smartphone dabei.
Der Wärter winkte den Wagen durch. Hannes und Maria verfolgten die Aktion durch das Teleskop, Jorgo über Skype.
Dann musste Peter gleich ran. Er half seinem Chef beim Ausladen der Alu-Schächte und hievte Werkzeug aus dem Auto. Dabei entdeckte er die Pläne vom Gefängnis. Sie lagen achtlos auf dem Fahrersitz. Peter guckte sich um. Die Luft war rein. Sein Chef legte gerade eine Frühstückspause ein. Jetzt oder nie. Eine bessere Gelegenheit würde Peter nicht bekommen. Mit dem Handy filmte er die Pläne ab. Sein Chef hatte nichts gemerkt. Blitzschnell waren die Infos ins Hauptquartier ver schickt. Dort fertigte Jorgo umgehend Screenshots an, die er auf einem USB Stick speicherte.
Maria bekam den Auftrag, damit in den nächsten Copyshop zu gehen und die Pläne möglichst großformatig auszudrucken.
Alles klappte mühelos. Wenig später klebte Hannes die Ausdrucke im Konferenzraum an die Wand. Mit einem Filzstift schrieb Maria dazu, was sie bereits bei der Führung kennengelernt hatte: Bibliothek, Küche, Werkstatt, Speisesaal …
Unterdessen war Peters erster Arbeitstag im Gefängnis noch nicht zu Ende. Bis jetzt war alles ganz easy gewesen. Gerade begutachtete er die Decke. Dort verliefen die Alu-Schächte für das Belüftungssystem. Er prägte sich alles gut ein. Nach Feierabend konnte er den Krokodilen auf den Plänen genau erklären, wo die Schächte überall hinführten. Peter hatte wirklich einen guten Job
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