Vorstadtkrokodile 3 - Freunde für immer
hatte er nicht die geringste Chance.
Zwei Stockwerke höher freute Hannes sich dagegen sehr über den Tumult. Er setzte die Flex an die Gitter. Funken sprühten. Aber sämtliche Geräusche wurden übertönt von den Begeisterungsstürmen draußen vor dem Fenster.
Nun war noch einmal Jorgos Einsatz gefragt. Er hatte es sich auf dem Dach in einem Liegesessel bequem gemacht und drückte auf den Knopf einer Fernbedienung. Der Rotor des Mini-Hubschraubers begann zu surren. Langsam hob der kleine Helikopter ab. An den Kufen hatte Jorgo ein Seil mit einem Metallhaken befestigt.
Jorgo steuerte den Hubschrauber in einem weiten Bogen auf das Gefängnis zu.
Hannes schuftete wie besessen. Er hatte schon zwei Stangen durchtrennt. Aber das reichte noch nicht. Er machte sich an die dritte Strebe. Endlich war das Loch groß genug. Dennis würde locker durchklettern können. Genau in diesem Moment tauchte der Helikopter vor dem Fenster auf. Hannes schnappte nach dem Haken, griff aber daneben.
Jorgo musste nun viel Fingerspitzengefühl beweisen. Die Augen auf sein Laptop gerichtet, steuerte er den Hubschrauber noch einmal vorsichtig an das Fenster heran.
Jetzt musste Hannes nur zupacken. Zack. Diesmal erwischte er den Haken und ließ ihn nicht wieder los. Er befestigte das eine Ende einer Angelschnur daran und streckte den Daumen in die Höhe. Er wirkte sehr zufrieden. Die Schnur war so dünn, dass sie keiner sehen konnte, aber auch stark genug, dass sie mit Sicherheit nicht reißen würde.
Auch Jorgo war mächtig stolz auf seine Leistung. Er drückte noch einmal leicht den Hebel der Fernsteuerung und ließ den Hubschrauber abdrehen. Jorgos Job war fast erledigt. Doch es reizte ihn, einen kleinen Umweg zu fliegen. Maria beobachtete ihn missmutig. Sie ahnte, was er vorhatte, und warf ihm einen strafenden Blick zu.
Aber auf Jennys Tanzeinlage wollte Jorgo nun mal nur ungern verzichten, auch wenn Maria darüber den Kopf schüttelte.
Als er genug gesehen hatte, ließ er den Heli noch einmal eine Kurve fliegen – vorsichtig, damit sich die Angelschnur nicht verwickelte –, um ihn schließlich elegant auf dem Flachdach eines Gebäudes absetzen zu lassen, das sich in unmittelbarer Nähe der JVA befand. Eindeutig eine Punktlandung. Dann tippte er schnell eine SMS : The Eagle has landed …
Die Nachricht war für Peter bestimmt, der nun seinen Job als Parkplatz- DJ beenden konnte. Er scratchte ans Ende des Songs und gab Jenny ein Zeichen.
Die plötzliche Stille war beinahe unheimlich. Jenny verbeugte sich noch kurz vor ihrem Publikum und erntete großen Beifall. Dann rafften sie schnell alles zusammen, verstauten ihre Ausrüstung im Auto und düsten ab. Die Vorstellung war zu Ende.
Jenny hatte sich Gott sei Dank genau gemerkt, auf welchem Haus der Mini-Hubschrauber landen sollte. Flink kletterte sie über die Feuerleiter hinauf aufs Dach. Peter hatte Mühe, ihr zu folgen. Er trug den schweren Rucksack auf dem Rücken und kam bedrohlich ins Schwanken. Bei jedem Schritt befürchtete er, in die Tiefe zu stürzen. Aber schließlich schaffte er es doch.
Wie verabredet wartete oben der Helikopter. Peter nahm den Rucksack von den Schultern und holte die Seilspannratsche heraus. Er befestigte sie mit Spanngurten an einem stabilen Antennenmast.
Jenny löste die Angelschnur vom Haken des Helikopters und gab Jorgo ein Zeichen. Während Jorgo die kleine Flugmaschine wieder starten ließ, verknüpfte Peter die Angelschnur mit einem dickeren Drahtseil.
Es war schon dunkel geworden, als Hannes die Rolle der Angelschnur an der Flex befestigte. Auch er war zufrieden mit seiner Arbeit. Jetzt setzte er die Flex behutsam in Gang. Langsam begann sie, sich zu drehen, und wickelte die Angelschnur wieder auf.
Auf dem Dach beobachteten Jenny und Peter fasziniert, wie die Schnur immer kürzer wurde, sich schließlich spannte und schließlich das angeklinkte Drahtseil immer schneller in Richtung Gefängnis zog.
»Kl…appt ja wie am Schnürchen«, stellte Peter treffend fest, als Hannes am anderen Ende das Drahtseil mit einem Karabinerhaken an der noch verbliebenen Gitterstange gesichert hatte.
Dann spannten er und Jenny das Seil mit einer Ratsche, und damit war alles getan, um ihren filmreifen Plan Wirklichkeit werden zu lassen. Jetzt musste eigentlich nur noch Dennis mitziehen.
Dennis ahnte jedoch noch nichts von seinem Glück, als er nach Jennys extravagantem Auftritt wieder in seiner Zelle saß. Warum schaute Kevin bloß dauernd auf den Wecker
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