Voyager 008 - Cybersong
auskannten – obgleich Kes ihr
Wissen nicht als ›Empathie‹ definiert hätte.
Rasch kämmte sie ihr kurzes blondes Haar und wandte sich
dann vom Spiegel ab. Sie verspürte keinen besonderen Appetit,
aber wenn das vergessene Abendessen der Grund für den
Alptraum war, so sollte sie besser frühstücken. Neelix hatte eine Schale mit iobrianischem Blaufrüchten auf den Tisch gestellt.
Kes wählte eine und knabberte daran, während sie weiter
nachdachte.
Der Doktor mochte über die notwendigen Informationen
verfügen, um sie zu untersuchen und ihr vielleicht auch zu
helfen. Aber sie war keine Betazoidin. Nichts deutete darauf hin, daß betazoidische Methoden bei ihr zur Anwendung gebracht
werden konnten. Darüber hinaus wollte Kes ihre sowohl
notwendigen als auch faszinierenden medizinischen Studien
nicht unterbrechen, um mit einer Sache Zeit zu verlieren, die
letztendlich nichts nützte.
Wie dem auch sei: Sie entschied, dem Doktor von ihrem
nächtlichen Erlebnis zu erzählen. Vielleicht ließ sich irgendwie feststellen, ob es nur ein schlimmer Traum war oder ob mehr
dahintersteckte.
2
»Captain, die Tachyonendichte in diesem Raumgebiet ist zwei
Komma drei mal so hoch wie normal«, meldete Fähnrich Harry
Kim. Er hatte gerade an seiner Station Platz genommen und die
Instrumente kontrolliert.
»Überprüfen Sie die Aufzeichnungen, Mr. Kim«, sagte
Captain Janeway. »Seit wann liegt die Dichte über der Norm?«
Er rief die entsprechenden Daten ab und sah einige Sekunden
lang auf die Displays. »Die Tachyonendichte nimmt seit zwei
Uhr Bordzeit langsam und stetig zu. Wenn es so weitergeht wie
bisher, werden die Bordsysteme in vier Stunden davon
betroffen.«
Captain Janeway beugte sich vor und sah zum Hauptschirm.
Das Weltall vor dem Raumschiff war schwarz und leer. Nur
wenige Sterne leuchteten in der ewigen Nacht.
»Berechnen Sie den Vektor der Tachyonenaktivität und
versuchen Sie herauszufinden, ob sie von einem bestimmten
Objekt ausgeht, Mr. Kim«, wies Janeway den Fähnrich an. »Und
halten Sie nach Trümmern Ausschau. Vielleicht haben wir es
mit dem energetischen Echo eines Ereignisses zu tun, das vor
langer Zeit stattgefunden hat und deshalb kein Problem für uns
sein sollte. Wenn Sie etwas entdecken, sehen wir uns die Sache
aus der Nähe an.«
»Ja, Captain«, bestätigte der junge Offizier. Seine Finger
huschten über Schaltelemente. »Da draußen befindet sich etwas,
aber durch die hohe Tachyonenkonzentration ist eine visuelle
Erfassung kaum möglich.«
Streifenmuster huschten über den großen Bildschirm, und
zwischen ihnen erschienen die Konturen mehrerer Raumschiffe.
Die einzelnen Konfigurationen waren sehr exotisch, und alle
Schiffe unterschieden sich voneinander. Janeway kannte viele
Typen, doch in diesem Fall blieben ihre
Identifizierungsversuche erfolglos, was auch an der sehr
schlechten Qualität des Bildes lag. Hier sah sie einzelne
Trümmerstücke, die aus mehreren runden Segmenten bestanden;
dort bot sich ihren Augen ein Glanz dar, der auf bestimmte
Legierungen hindeutete.
»Von der Tachyonenquelle scheinen auch
Kommunikationssignale auszugehen«, sagte Lieutenant Tuvok,
der vulkanische Wissenschaftsoffizier. »Aber es gelingt mir
nicht, die einzelnen Signalsequenzen voneinander zu trennen.«
»Ich könnte versuchen, wenigstens einen Teil der starken
Tachyoneninterferenzen herauszufiltern«, bot Harry Kim an.
»Danke, Mr. Kim«, erwiderte der Vulkanier. »Ich habe diese
Möglichkeit bereits wahrgenommen und mich außerdem um
eine Signalverstärkung bemüht. Das Ergebnis ist negativ. Ich…«
Tuvok unterbrach sich kurz. »Jetzt empfangen wir nichts mehr.«
»Werden keine Signale mehr gesendet?« fragte Lieutenant
Paris.
»Wenn mir bekannt wäre, ob die Sendung ganz aufgehört hat
oder nur unterbrochen wurde, so hätte ich diese Informationen
hinzugefügt«, sagte der Vulkanier ruhig. »Soweit ich das bisher
beurteilen kann, haben wir digitale Datenpakete empfangen.«
»Die Fremden wollten also nicht mit uns reden, sondern mit unserem Computer«, kommentierte Tom Paris. »Klingt nach
einem sehr gastfreundlichen Volk.«
Harry Kim schüttelte andeutungsweise den Kopf als er diese
Worte vernahm. Sie weckten Erinnerungen in ihm, an die
Begegnung mit den Sikarianern, der gastfreundlichsten Spezies
im Delta-Quadranten. Jene Leute verfügten über die technischen
Mittel, um die Heimreise der Voyager erheblich zu
beschleunigen –
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