Voyager 008 - Cybersong
hatten, in einem leeren Raumgebiet. Aber sie glaubte fest daran, daß es
einen Zusammenhang mit den Kom-Signalen gab, dem
übermittelten Datenpaket.
Die Fremden hatten der Voyager etwas mitgeteilt, und Mandel wollte herausfinden, woraus die Botschaft bestand.
Ihr Selbst sank in die Konzentrationstrance zurück, und
diesmal war es ihr, als schiene Licht durch einen seidenen
Schleier in ihrem Geist.
Sie verlor das Gefühl für die Zeit und ihre eigene Identität. Es gab nur noch Interaktion: Der Computer reagierte auf
Anweisungen. Mandel glitt durch eine von Ordnung und
Präzision bestimmte Welt.
Und dann fand sie die Nachricht. Sie war klar, in ihrer eigenen
Sprache abgefaßt, vermittelte das Gefühl von Einsamkeit und
andere, sonderbare Empfindungen. Daphne Mandel verstand
nicht alles, aber sie erfaßte intuitiv, worum es ging. Sie wußte Bescheid. Diesmal wußte sie wirklich Bescheid.
Es ging nun darum, ihr Wissen weiterzugeben, an Chakotay,
B’Elanna Torres oder jemand anders, der verstehen würde.
Tuvok kam nicht in Frage.
Mandel ging zur Tür und blieb dabei so sehr in Gedanken
versunken, daß sie ihrer Umgebung kaum Beachtung schenkte.
Die jüngsten Erkenntnisse beanspruchten noch immer den
größten Teil ihrer Aufmerksamkeit. Sie setzte einfach einen Fuß
vor den anderen – und stieß gegen ein Hindernis.
Die Tür öffnete sich nicht. Mandel betätigte den manuellen
Schalter – keine Reaktion. Das ist doch absurd, fuhr es ihr durch den Sinn. Einige Sekunden lang glaubte sie, in einem Traum
gefangen zu sein, aus dem sie nicht erwachen konnte.
Sie versuchte noch einmal, ihre Unterkunft zu verlassen. Auch
diesmal blieb die Tür geschlossen.
Es gab nur eine Erklärung: der Computer. Sie kannte das
Geheimnis; sie wußte von den Fremden. Und der Computer
wollte verhindern, daß sie ihr Wissen weitergab.
Daphne Mandel fragte sich, wie lange sie in ihrem Quartier
festsitzen würde. Plante der Computer vielleicht, sie verhungern
– beziehungsweise verdursten – zu lassen? Ihre
Replikatorrationen waren auch so schon gering genug.
Aber bestimmt kam früher oder später ein Crewmitglied, um
sie zu befreien. Chakotay und die anderen würden nicht
zulassen, daß der Computer sie festhielt, so wie das Schiff.
Der Computer wußte nicht, daß sich die Fremden anschickten,
die Voyager auszuhungern. Zwar verfügte er über
Urteilsvermögen und Intelligenz, aber er war auch naiv. Kein
Programm befähigte ihn, Unheil zu erkennen; das Konzept der
bösen Absicht blieb ihm fremd.
Diesen Umstand nutzte das fremde Wesen, von dem die
Nachricht stammte. Es hatte um Hilfe gebeten, wünschte sich
Gesellschaft. Nun, eigentlich konnte in diesem Zusammenhang
nicht von einer Bitte die Rede sein. Es lief mehr auf einen Befehl hinaus. In den Basisprogrammen des Computers hatte es
die Anweisung hinterlassen, das Schiff solle an Ort und Stelle
verharren.
Der entsprechende Code mußte gelöscht werden. Was Mandel
allerdings nicht von ihrem Terminal aus bewerkstelligen konnte.
Sie hatte es bereits versucht, doch der Zugriff auf die
betreffenden Programmsegmente wurde verweigert. Was
durchaus einen Sinn ergab. Es erleichterte Mandel fast zu
wissen, daß einige Sicherheitsschranken nach wie vor
existierten.
Um die fremden Instruktionen zu eliminieren, mußte sie zu
einer der Stationen im Maschinenraum – obwohl sie die Leiterin
jener Abteilung nicht mochte. Und Captain Janeway mußte von
dieser Sache erfahren. Vielleicht auch Tuvok und Torres – aber
die Kommandantin kam an erster Stelle.
Das Problem läßt sich selbst dann lösen, wenn ich weiterhin in meiner Unterkunft gefangen bin, dachte Mandel. Captain
Janeway konnte einen anderen Programmierer damit
beauftragen, den fremden Code zu lokalisieren und zu
eliminieren. Eine andere Möglichkeit fiel Daphne auf die
Schnelle nicht ein.
Sie aktivierte das Kom-Modul des Terminals und versuchte,
einen Kom-Kanal zur Brücke zu öffnen. »Sie sind nicht befugt,
einen solchen Kontakt herzustellen«, teilte ihr der Computer
mit.
Mandel blinzelte verblüfft und dachte darüber nach. Nach
einigen Sekunden verflüchtigte sich ihr Argwohn. Eigentlich
ganz klar: Sie gehörte nicht zur Brückencrew und war kein
Führungsoffizier. Den größten Teil ihrer Zeit verbrachte sie so
weit wie möglich von den Kommandozentren entfernt.
Sie lehnte sich in dem überaus komfortablen andorianischen
Sessel zurück, dem einzigen Luxusgegenstand in
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