Voyager 008 - Cybersong
unterbrach
die Verbindung.
»Das ist sehr seltsam«, kommentierte der Doktor.
»Es ist sogar noch viel seltsamer«, meinte Janeway und hob
kurz die Hand zur Stirn, als sie die Krankenstation verließ. Sie hatte es satt, die ganze Zeit über auf einer Diagnoseliege zu
sitzen. Ich habe nur Kopfschmerzen, das ist alles, dachte die Kommandantin. Der Doktor hat seine Sondierungsresultate, und ich muß mich jetzt wieder um mein Schiff kümmern.
Sie kehrte zur Brücke zurück, nahm jedoch nicht im
Kommandosessel Platz. Statt dessen bat sie den Vulkanier in
ihren Bereitschaftsraum.
»Mr. Tuvok«, begann sie, als sich die Tür geschlossen hatte,
»offenbar gibt es ein Sicherheitsproblem. Fähnrich Mandel sitzt
in ihrem Quartier fest und konnte sich nur dadurch dem Rest der
Welt mitteilen, daß sie einen medizinischen Notfall vortäuschte.
Angeblich hat sie eine Lösung für das Computerproblem
gefunden, das uns daran hindert, den Flug fortzusetzen.«
Der Vulkanier nickte. »Meiner Ansicht nach stellt die
Möglichkeit von Sabotage nach wie vor eine Gefahr dar. Ich
halte es für unklug, Fähnrich Mandel zum gegebenen Zeitpunkt
vollen Zugang zum Betriebssystem zu gewähren.«
»Ob Sie es für klug halten oder nicht, Mr. Tuvok: Es verstößt
gegen die Vorschriften, ein Besatzungsmitglied ohne mein
Wissen unter Arrest zu stellen.« Janeway massierte sich die
Schläfen. Gingen ihre Kopfschmerzen auf die Verletzung
zurück oder wurden sie von Anspannung verursacht?
»Ja, Captain«, erwiderte der Sicherheitsoffizier. »Allerdings
waren die Umstände außergewöhnlich, und deshalb…«
»Wir sprechen über die Einzelheiten, sobald die gegenwärtige
Krise überwunden ist, Mr. Tuvok«, sagte Janeway rasch. Der
Doktor hatte sie zwar für diensttauglich erklärt, aber sie kannte ihre Grenzen. Es würde sicher noch einige Tage dauern, bis sie
wieder fähig war, mit einem Vulkanier über Logik zu reden.
Sie seufzte und blickte zum Terminal auf ihrem Schreibtisch.
Gedankenverloren streckte sie die Hand aus und berührte es, so
als handelte es sich um einen von Chakotays Talismanen. Doch
wenn sie sich davon einen Rat erhofft hatte, so mußte sie eine
Enttäuschung hinnehmen.
»Wer außer Fähnrich Mandel und Harry ist imstande, sich die
bisher geleistete Analysearbeit anzusehen und sie fortzusetzen,
ohne daß wir Sabotage befürchten müssen?« fragte Janeway. Es
mußte doch irgendeine Möglichkeit geben, dieses Problem zu
lösen oder zu umgehen.
»Mandel und Kim sind unsere besten Programmierer«,
erwiderte Tuvok.
»Mandel könnte also irgendeinen Trick versuchen, ohne
befürchten zu müssen, dabei entdeckt zu werden«, sagte
Janeway langsam. »Wenn sie ein Saboteur ist. Aber wenn sie
recht hat, müssen wir etwas unternehmen. Je schneller, desto
besser.« Sie zögerte und dachte nach. Die Kopfschmerzen
wurden stärker, und erneut hob sie die Hand zur Stirn.
Erleichterung verschaffte sie sich auf diese Weise nicht.
Noch in der Krankenstation hatte sie sich die neuesten
Bestandslisten angesehen. Das konnte ihr der Doktor nicht
verbieten. Und selbst wenn er einen entsprechenden Versuch
unternommen hätte: Neelix war gekommen, um Kes zu
besuchen, und es fiel Janeway nicht weiter schwer, ihn in ein
Gespräch zu verwickeln. Bei ihm bestand das Problem
höchstens darin, daß er zuviel redete, insbesondere dann, wenn
es um seine geliebte Küche ging.
»Ich weise Sie nicht gern darauf hin, Captain, aber der
tsalianische Kohl wird allmählich knapp. Ich meine den, den alle so gern mögen, vor allem mit geraspelten Zwiebeln und
choreanischem Steak. Nun, Steaks haben wir inzwischen
überhaupt keine mehr, aber ich kenne noch ein anderes Rezept
für den Kohl. Mit Äpfeln und Knollen, so wie vor einigen
Monaten, erinnern Sie sich? Tja, aber jetzt gehen auch unsere
Kohlvorräte zur Neige. Nach der letzten Proviantaufnahme
dachte ich, wir hätten genug für ein ganzes Jahr. So ist das eben, wenn die Crew etwas mag.«
Die von Neelix eingelegten Pausen genügten gerade, um Luft
zu holen. »Was ist mit den anderen Lebensmitteln?« warf
Janeway rasch ein.
Der Talaxianer schüttelte den Kopf und preßte kurz die Lippen
zusammen. »Als Moraloffizier muß ich darauf hinweisen, daß
eine Rationierung sehr unklug wäre. So etwas schafft
Unsicherheit. Die Leute machen sich deshalb Sorgen. Aber als
Koch weiß ich, daß ich… mir etwas einfallen lassen muß, damit
für alle genug da ist. Außerdem
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