Voyager 008 - Cybersong
einen anderen Ausdruck dafür gewählt –, und wenn er jemandem mißtraute, so
gab es einen guten Grund dafür.
Harry Kims Rekonvaleszenz kam viel zu langsam voran, fand
Janeway. Wenige Sekunden später rief sie sich innerlich zur
Ordnung: Sie sollte froh sein, daß er noch lebte.
Bei dem Gedanken an Kim erinnerte sie sich wieder an den
Streifzug durch das fremde Schiff und ihre Entdeckungen. Sie
hatten ein elektronisches Logbuch kopiert, und es sollte nicht
weiter schwer sein, jene Aufzeichnungen zu analysieren.
Vielleicht stießen sie dabei auf wichtige Hinweise und
Informationen.
Janeway berührte ihren Insignienkommunikator.
»Maschinenraum, haben Sie den Tricorder, den Mr. Kim beim
externen Einsatz verwendete?«
»Nein, Captain. Welchen Tricorder meinen Sie?« B’Elanna
versuchte, nicht zu gereizt zu klingen – die Kommandantin hörte
es ganz deutlich. Torres wäre nicht einmal dann imstande
gewesen, ihre Gefühle zu verbergen, wenn ihr Leben davon
abhinge.
»Ich lasse Ihnen das Gerät von jemandem bringen«, sagte
Janeway. »Es enthält das Logbuch des fremden Schiffes und
gibt uns vielleicht Aufschluß darüber, was damals hier
geschehen ist. Möglicherweise hatten die Fremden ähnliche
Probleme wie wir.«
»Ich untersuche die Daten, sobald ich das Gerät habe«,
versprach Torres. »Und ich hole es selbst. Ich wollte ohnehin
bei Harry vorbeischauen. Um ihn daran zu erinnern, daß Arbeit
auf ihn wartete und er nicht einfach faul im Bett liegen kann,
während wir anderen uns abrackern. Vielleicht bringe ich ihm
einige Kekse mit.«
Janeway schmunzelte. Sie hatte die Kekse selbst probiert und
wußte daher: Die Plätzchen stellten Neelix’ beste kulinarische
Leistung seit langer Zeit dar.
Sie setzte sich mit der Krankenstation in Verbindung, um
sicherzustellen, daß Torres keine Zeit mit der Suche nach dem
Tricorder verlor. Wie sich herausstellte, lag das Gerät völlig
vergessen bei der Kleidung und den anderen
Ausrüstungsgegenständen.
Vielleicht enthielt es Antworten auf einige ihrer Fragen.
»Hallo, Harry, Sie faule Schlafmütze«, sagte B’Elanna Torres.
»Wir schlagen uns mit einem störrischen Computer, Fehlern im
Betriebssystem und einem Antrieb herum, der uns nicht mehr
gehorchen will. Und Sie liegen die ganze Zeit über im Bett.«
»Uuuugghh«, erwiderte Harry Kim.
Kes’ Miene erhellte sich. »So mitteilsam ist er schon lange
nicht mehr gewesen«, flüsterte sie der Chefingenieurin zu.
»Nun, mir genügt es nicht«, erwiderte Torres, ohne den Blick
vom bandagierten Gesicht Kims abzuwenden. »Ich brauche
Hilfe, Harry. Sie sind der beste Programmierer an Bord dieses
Schiffes, und wir kommen mit den Analysen des fremden Codes
erst dann richtig weiter, wenn Sie beschließen, nicht mehr an der Matratze zu horchen und wieder Ihre Arbeit zu erledigen.«
»Nnnnt mmmm Agb«, brachte Kim hervor und sah zu
B’Elanna auf.
»Es ist nicht Ihre Aufgabe, meinen Sie?« Aufrichtiger Zorn
quoll in Torres empor. »Vielleicht steht’s nicht auf Ihrem
Dienstplan, aber glauben Sie mir: Der Captain versetzt Sie zur
technischen Abteilung, wenn das nötig ist, um eine Lösung für
dieses Problem zu finden. Sie sind der einzige, der damit
zurechtkommt, abgesehen von Daphne Mandel. Und die ist viel
zu sehr Theoretikerin, um irgend etwas Praktisches zustande zu
bringen.«
»Tt mr ld«, entschuldigte sich Kim.
B’Elanna Torres schnaufte. »Ein Klingone würde jetzt sofort
aufstehen«, behauptete sie. »Aber da Sie kein Klingone sind,
müssen wir eben sehen, wie wir ohne Sie zurechtkommen, was
bestimmt nicht leicht sein wird. Dafür stehen Sie in meiner
Schuld, Kim.«
»Grrgh«, erwiderte der junge Fähnrich.
»Sie haben Glück«, meinte Torres und hielt es für besser, das
Thema zu wechseln. »Es ist Neelix endlich gelungen, etwas
Vernünftiges zu backen. Man könnte meinen, diese Kekse
stammten von der kleinen Bäckerei in der Nähe des Starfleet-
Hauptquartiers.«
Kim blinzelte und versuchte zu lächeln, doch so viel
Bewegung ließen die Verbände in seinem Gesicht nicht zu. Er
gab ein Geräusch von sich, das für B’Elannas Ohren
zustimmend klang.
»Lieutenant Torres, wir wissen es sehr zu schätzen, daß Sie
uns dabei helfen, Mr. Kim wieder zu Bewußtsein zu bringen.
Aber jetzt ermüden Sie den Patienten. Bitte gehen Sie. Morgen
können Sie ihn noch einmal besuchen.« Der Doktor sprach mit
ernster Stimme und war ganz offensichtlich nicht
Weitere Kostenlose Bücher