Voyager 008 - Cybersong
weiß nicht, wie
lange es dem Doktor noch gelingt, ihn unter Beobachtung zu
halten. Wenn wir ihn beauftragen, Mandels Arbeit
fortzusetzen… Er könnte ein Prioritätsterminal der
Krankenstation benutzen, um den Programmcode zu
untersuchen. Und gleichzeitig bliebe er an einem Ort, wo er
jederzeit medizinische Hilfe empfangen kann.«
Captain Janeway lächelte. »Es geht Harry also bereits gut
genug, um ein ungeduldiger Patient zu sein? Das freut mich.
Und ja, nehmen Sie Fähnrich Mandel mit. Wegtreten.«
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»Ich kann jetzt nicht fort«, teilte Fähnrich Mandel Chakotay mit.
»Ich bin damit beschäftigt, die Instruktionen zu eliminieren, die uns hier festhalten. Das dürfte wichtiger sein als irgendwelche
Einsätze außerhalb des Schiffes.«
Daphne Mandel blieb in ihrem Sessel vor der Konsole sitzen,
sah nicht einmal von den Programmzeilen auf, die vor ihr über
den Schirm scrollten. Sie ignorierte den Ersten Offizier und war vollkommen auf ihre Tätigkeit konzentriert, schien gar nicht zu
bemerken, daß Janeways Stellvertreter noch immer neben ihr
stand.
Chakotay war so verblüfft, daß er fast das Tablett mit den
Keksen fallen gelassen hätte, die er als Friedensgeschenk
mitgebracht hatte. Kein Wunder, daß Tuvok bereit gewesen war,
Mandel für eine cardassianische Agentin zu halten. Obwohl…
Ein Agent hätte darauf geachtet, sich angemessen zu verhalten.
Selbst im Maquis war Chakotay nie jemandem begegnet, der
sich durch einen solchen Mangel an Respekt und eine derartige
Disziplinlosigkeit auszeichnete. Er lehnte es ab, so etwas zu
tolerieren.
»Fähnrich Mandel, Sie gehören zu Starfleet und können sich
nicht einfach mit dem Hinweis herausreden, Sie hätten derzeit
zu tun. Sie werden die Einsatzgruppe zum fremden Schiff
begleiten, weil man dort Ihre speziellen Computerkenntnisse
benötigt. Fähnrich Kim setzt hier Ihre Arbeit fort, wozu er
durchaus in der Lage sein dürfte – immerhin haben Sie die
Parameter klar definiert.«
»Ich dachte, er liegt im Sterben«, erwiderte Mandel
verdrießlich.
»Er ist auf dem Wege der Besserung. Um ganz ehrlich zu sein:
Wenn es ihm besser ginge, würde ich ihn mitnehmen und nicht
Sie. Er kennt nicht nur den Computer, den es zu untersuchen
gilt, sondern er weiß auch, wie man sich benimmt.« Chakotay
achtete darauf, nicht die Stimme zu heben. Trotzdem war der
Ärger in seinen Worten unüberhörbar. »Aber es geht ihm noch
nicht gut genug, um die Krankenstation zu verlassen. Derzeit
kann er nicht in einem Schutzanzug durch ein fremdes
Raumschiff wandern und versuchen, die Daten eines fremden
Computers in seinen Tricorder zu kopieren. Sie hingegen sind dazu sehr wohl imstande.«
Chakotay wies nicht darauf hin, daß ihm auch Harry Kims
Gesellschaft lieber gewesen wäre. Zu gern hätte er einen entsprechenden Hinweis hinzugefügt, doch jahrelange Disziplin
und die Erfahrungen als Kommandant ermöglichten es ihm, der
Versuchung zu widerstehen.
Fähnrich Mandel weckte Zorn in ihm. Vermutlich regten sich
alle über sie auf. Das mochte der Grund sein, warum sie zur
Abteilung Stellarkartographie gehörte – dort brauchte sie nur
selten mit anderen Personen zusammenzuarbeiten.
In Hinsicht auf den neuen externen Einsatz hatte Chakotay
kein gutes Gefühl. Unbehagen regte sich in ihm, und der größte
Teil davon stammte aus seinem eigenen emotionalen Kosmos.
Mandels soziale Fähigkeiten ließen sehr zu wünschen übrig,
aber an ihrer fachlichen Kompetenz konnte kein Zweifel
bestehen. Was auch für die anderen Mitglieder des Einsatzteams
galt. Es war eine gute Gruppe. Sie brachen auf, um eine Technik
zu finden, mit der die Voyager heimkehren konnte – nachdem die fremden Instruktionen im Betriebssystem nicht mehr Antrieb
und Navigation blockierten. Sie brachen auf, um…
… allein zu sein, für immer. Niemand verstand, und alle
blieben in kalter Finsternis gefangen. Allein, allein, allein. Auf der Suche nach Leben und Wärme, um immer wieder auf
Ablehnung zu stoßen. Warum gab es niemanden, der ihn liebte?
Immer allein zu sein…
Schluß damit! dachte Chakotay. Es waren nicht seine eigenen Gedanken, sondern die des fremden Wesens.
Er wußte es genau, doch das hinderte ihn nicht daran, auch
weiterhin die Worte in seinem Kopf zu hören.
Ich gehe auf sie ein, ich gebe ihnen das, was sie sich
wünschen. Ja, ich gebe es ihnen, aber sie hassen mich. Wie sehr ich mir Gesellschaft wünsche, wie sehr, wie sehr! Ich kann es
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