Voyager 012 - Der Garten
und
attraktiv, hatte Kurven an den richtigen Stellen und helle, fast
blaß wirkende Haut. Paris war von ihr mehr als einmal
zurückgewiesen worden und fühlte einen Hauch von Eifersucht,
als er neben Kim Platz nahm.
»Unverändert. Noch immer keine Spur vom Planeten der
Kirse. Aber wenn die Berechnungen stimmen, sollten wir ihn in
etwa vier Stunden orten können.«
»Nicht übel«, sagte Kim und schenkte sich Tee nach. Er
verzog das Gesicht, als der wunde Ellenbogen – oder vielleicht
das wunde Handgelenk – den Tisch berührte. Paris wandte den
Blick ab und wußte nicht recht, wie er reagieren sollte.
Inzwischen litten sie alle zumindest an ersten Symptomen von
Skorbut: Flecken auf der Haut, wunde Stellen und so weiter.
Erst an diesem Morgen hatte Paris nach dem Zähneputzen
fünfzehn Minuten lang Blut gespuckt. Unter solchen Umständen
erschien es kaum mehr sinnvoll, Anteilnahme zu zeigen. Noch
konnten sie alle ihrer Arbeit nachgehen, aber sie bekamen
inzwischen einen besorgniserregenden Vorgeschmack darauf,
was sie erwartete, wenn sie den Planeten der Kirse nicht fanden.
»Möchten Sie eine Tasse, Tom?« fragte Kim, und Paris
schüttelte den Kopf.
»Im Moment nicht, danke. Ich habe dienstfrei, sollte mich
eigentlich hinlegen und schlafen.«
»Das klingt gar nicht nach Ihnen«, sagte die Frau und lächelte
hintergründig. »Fühlen Sie sich nicht gut?«
»Sehr witzig, Renehan«, erwiderte Paris, woraufhin das
Lächeln der Frau ein wenig in die Breite wuchs.
»Ich frage mich, was Captain Janeway unternehmen will,
wenn die Verteidigungsanlagen wirklich so gut sind«, murmelte
Kim.
Paris hob und senkte die Schultern. »Bestimmt können wir die
Kirse dazu überreden, uns passieren zu lassen.«
Renehan nickte. »Das alte Prinzip ›Der Feind meines Feindes
ist mein Freund‹ sollte auch hier gelten und zumindest dafür
sorgen, daß man uns anhört.«
»Außerdem haben wir Handelsware«, meinte Kim. »Sogar
mehr als ich dachte.«
»Ach?« erwiderte Paris neugierig. »Ich wußte gar nicht, daß
Sie zu jener Gruppe gehörten.«
Kim nickte. »Wir stellten fest, daß sich erstaunlich viel Schrott
an Bord befindet. Vermutlich diente das Zeug als Rohstoffbasis
für Reparaturen. So lautete jedenfalls der Eintrag in den
Bestandslisten.«
»Torres hat sich bestimmt nicht darüber gefreut, jene Teile zu
verlieren«, meinte Renehan.
Kim lächelte. »Sie war nicht gerade überglücklich. Aber
schließlich räumte sie ein, nicht die gesamte Tonnage zu
benötigen.«
Paris lächelte ebenfalls – und fragte sich gleichzeitig, was
geschehen wäre, wenn es an Bord nicht genug Metall gegeben
hätte. Und wenn die Kirse einen anderen Preis verlangten?
Inzwischen brauchte die Voyager dringend neuen Proviant.
Wenn sich keine Vereinbarung mit den Kirse treffen ließ, wenn
sie gezwungen waren, nach einer anderen Nahrungsmittelquelle
zu suchen… Die meisten Menschen an Bord spürten bereits die
Auswirkungen der Mangelkrankheit, und es gehörten zu wenige
Nichtmenschen zur Crew, um das Schiff zu fliegen. Paris dachte
an die offensichtliche Möglichkeit: Die Voyager gehörte zu den mächtigsten Schiffen im Delta-Quadranten; ihre Technik war
allem weit überlegen, was die Kazon-Ogla besaßen. Wenn ihnen
keine andere Wahl blieb… Wahrscheinlich konnten sie sich
einfach nehmen, was sie brauchten. Er schüttelte den Kopf und
versuchte, den Gedanken zu verdrängen. Janeway würde einen
solchen Befehl bestimmt nicht erteilen, und das galt auch für
Chakotay – seine Vergangenheit beim Maquis spielte in dieser
Hinsicht keine Rolle. Was ist mit mir? dachte Paris. Wäre ich imstande, eine entsprechende Anweisung zu erteilen? Oh,
sicher, ich bin ein harter Bursche, der es mit den Regeln nie
sehr genau genommen hat, aber so etwas… Es käme Piraterie
gleich. Nein, ich bin nicht sicher, ob ich so etwas könnte. Die damit verbundenen Risiken wären zu groß. Eine erstaunliche, fast beunruhigende Feststellung: Die Starfleet-Ausbildung
wirkte sich viel nachhaltiger aus, als Paris vermutet hatte. Er
schüttelte diesen Gedanken ebenfalls ab. Während der Starfleet-
Ausbildung lernte man auch, wie man es vermied, in ausweglose
Situationen zu geraten. Gerade in dieser Hinsicht traute er
Janeway einiges zu. Es sollte also nicht so weit kommen.
»Wie wird Neelix damit fertig?« fragte Paris, um sich
abzulenken.
Renehan musterte ihn verwirrt. »Wie meinen Sie das, Tom?«
»Die Sache mit
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